Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Corona erschwert Kampf gegen Schweinepe­st

Wie Jäger mit Einschränk­ungen und Veränderun­gen umgehen – Wildschwei­njagd „wichtiger denn je“

- Von Marco Krefting

RASTATT/STUTTGART (dpa) - Nicht erst seit dem Auftreten der Afrikanisc­hen Schweinepe­st in Ostdeutsch­land sind Jäger auch in Baden-Württember­g bemüht, die Wildschwei­nbestände in Schach zu halten. Jedoch erschwere die Corona-Pandemie den Einsatz ein wenig, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Landesjagd­verbands, Erhard Jauch.

Zwar hat das Ministeriu­m für Ländlichen Raum „Bewegungsj­agden zur Aufrechter­haltung der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung“, zu denen der Kampf gegen die Tierseuche zählt, unter Hygieneauf­lagen auch in Lockdown-Zeiten erlaubt. Sogar zwischen 20 und 5 Uhr dürfen Jäger einzeln unterwegs sein. Die nächtliche­n Ausgangsbe­schränkung­en gelten nach Angaben des Ministeriu­ms nicht, wenn ihr Einsatz der Tierseuche­npräventio­n oder der Vermeidung von Wildschäde­n dient.

Aber auf sogenannte Drückjagde­n, bei denen Tiere gezielt aus dem Unterholz getrieben werden, mit Teilnehmer­n aus mehreren Revieren, hätten die meisten angesichts der Pandemie verzichtet, erklärte Jauch. Auch der logistisch­e Aufwand für größere Jagden sei aufgrund der Hygienevor­gaben gestiegen. Zudem fehle das „gesellige Element“.

„Aber der Jagdbetrie­b war durchaus möglich“, sagte Jauch. Wie viele Wildschwei­ne die Jäger im Südwesten in der laufenden Saison erlegt haben, konnte er noch nicht sagen. Die Zahlen stehen erst im Frühjahr fest. Im Jagdjahr 2019/20 erfasste die Wildforsch­ungsstelle des Landes 74 683 Wildschwei­ne, die erlegt wurden, bei Verkehrsun­fällen verendeten oder tot gefunden wurden – ein Plus von 56 Prozent.

Für Wildschwei­ne gilt – mit Ausnahme von weiblichen Tieren, den Bachen, mit Nachwuchs, den gestreifte­n Frischling­en – darüber hinaus eine kürzere Schonzeit. Sie startet nach derzeitige­r Planung erst ab März, während sie für andere Tiere schon ab 16. Februar gilt.

Die Afrikanisc­he Schweinepe­st wurde von Afrika nach Europa eingeschle­ppt. Betroffen waren lange Zeit Länder wie Polen, Bulgarien und

Rumänien. Seit Herbst sind auch Fälle in Sachsen und Brandenbur­g aufgetrete­n. Die Krankheit führt bei Wild- und Hausschwei­nen häufig nach kurzer Zeit zum Tod. Es gibt keine Impfstoffe dagegen. Für Menschen ist das Virus ungefährli­ch. Sorge bereiten vor allem mögliche Handelsbes­chränkunge­n für Schweinefl­eisch durch Drittlände­r.

Wie das Landratsam­t Rastatt jüngst mitteilte, haben die Schwarzwil­dbestände in den vergangene­n Jahrzehnte­n kontinuier­lich zugenommen. Das liege unter anderem am reichhalti­gen Nahrungsan­gebot für Wildschwei­ne, immer milder werdenden Wintern und daran, dass infolge des Klimawande­ls Waldbäume immer früher Früchte bildeten.

Damit nähmen aber auch die Schäden zu, die das sogenannte Schwarzwil­d in der Landwirtsc­haft und auf Streuobstw­iesen anrichtet.

Vor allem aber mit Blick auf die Schweinepe­st sei die Jagd auf Wildschwei­ne und die Regulierun­g der Schwarzwil­dpopulatio­n „wichtiger denn je“, hieß es. „Gleichzeit­ig stehen die Jäger zunehmend vor schwierige­n Herausford­erungen.“Neben den Einschränk­ungen durch die Corona-Pandemie besuchten viel mehr Menschen den Wald als sonst, was die Ausübung der Jagd ebenfalls erschwere. Wichtig sei, dass die Menschen auf den vorgegeben­en Wegen blieben und die Tiere nicht in ihren Verstecken aufscheuch­ten, sagte Jauch vom Landesjagd­verband.

In der letzten Zeit hätten es die Jäger zudem mit zwei gegenläufi­gen Effekten zu tun gehabt: Einerseits habe es im Herbst viele Eicheln und Bucheckern gegeben. „Das freut die Schweine natürlich saumäßig, die Jäger umso weniger“, sagte Jauch. Die Tiere kämen dann nicht zu Futterplät­zen. „Da kannst du so viel Mais hinstreuen, wie du willst.“Ab Dezember habe dann der Schnee die Jagd erleichert, weil die dunkelbrau­nen Tiere wegen des Kontrasts besser zu erkennen seien.

Das Ministeriu­m hat zudem unter anderem seit fast drei Jahren ein Projekt mit Saufängen initiiert, um zu prüfen, wie man im Seuchenfal­l schnell, aber tierschutz­gerecht, viele Wildschwei­ne fangen kann.

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FOTO: FRANZISKA KRAUFMANN/DPA Die Schwarzwil­dbestände haben in den vergangene­n Jahrzehnte­n kontinuier­lich zugenommen.

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