Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
61-jähriger Bad Saulgauer zeigt falsche Anruferin an
Frau gibt sich als Mitarbeiterin von Microsoft aus – Betrüger wollen Zugang zum Computer
BAD SAULGAU - Ein 61-Jähriger aus Bad Saulgau hat einen Betrugsversuch rechtzeitig erkannt. Er erstattete bei der Polizei Anzeige gegen eine unbekannte Anruferin, die sich als Mitarbeiterin von Microsoft ausgab.
Der Mann aus Bad Saulgau erhielt am Morgen des 28. Januar einen Anruf mit einer deutschen Telefonnummer. Die englisch sprechende Anruferin hatte sich bei ihm wegen eines angeblichen Microsoft-Supports gemeldet. „Nach 20 Sekunden habe ich wieder aufgelegt“, sagt der Bad Saulgauer. Aber die Anruferin ließ nicht locker, rief ihn wieder an – dieses Mal unter einer anderen Nummer. Wieder legte der Mann auf. Auch die Ehefrau ging ans Telefon, sprach aber nur deutsch, woraufhin das Gespräch schnell beendet war. Es folgten innerhalb weniger Minuten weitere Anrufe. „Sie behauptete, mein Computer sei gehackt worden und mit Viren infiziert.“Die lästige Anruferin ließ sich nicht abwimmeln und drohte sogar, den Computer des Mannes lahmzulegen. „Ich hatte zwischendurch etwas Angst, weil ich mir nicht hundertprozentig sicher war, ob auf meinem Computer alle Sicherheitseinstellungen korrekt und alle Passwörter sicher waren.“Der computeraffine Mann prüfte seinen Computer auf Viren, fand aber nichts.
Dem Bad Saulgauer waren die Anrufe der falschen Microsoft-Mitarbeiterin derart suspekt, dass er sich entschied, bei der Polizei in Bad Saulgau Anzeige zu erstatten. „Das war gut so“, sagt Daniela Baier, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ravensburg. Der Mann habe richtig gehandelt, habe die Betrugsmasche erkannt, die immer die gleiche ist: Die angeblichen – häufig nur Englisch oder gebrochen Deutsch sprechenden – Microsoft-Mitarbeiter behaupten, dass der Rechner des Angerufenen Fehler aufweise, von Viren befallen oder gehackt worden sei oder ein neues Sicherheitszertifikat benötige und bieten ihre Hilfe an. Dazu sollen ihre Opfer auf ihren Geräten eine Fernwartungssoftware installieren, mit der die angeblichen Probleme gelöst werden können. Mit diesem Programm haben die Betrüger dann Zugriff auf die Rechner ihrer Opfer und können sensible Daten, beispielsweise Passwörter für das Online-Banking ausspähen. Darüber hinaus verlangen sie für ihre vermeintliche Service-Leistung eine Gebühr. Manchmal fordern sie für das Erneuern einer angeblich abgelaufenen Lizenz ebenfalls Geld oder sie überreden ihre Opfer dazu, einen kostenpflichtigen Wartungsvertrag einzugehen.
Weigern sich die Betroffenen zu zahlen oder auf das Angebot einzugehen, drohen die Täter mit dem Sperren des Rechners und dem Verlust der Daten. Sie fragen unter anderem nach den Kreditkartendaten oder nutzen während des Fernzugriffs das Online-Banking des Geschädigten.
Unter dem Vorwand, die Transaktion sei fehlgeschlagen, verlangen sie Zugriff auf weitere Zahlungsarten und fordern eine nochmalige Zahlung. Zum Teil werden die Opfer dazu aufgefordert, im Supermarkt oder an der Tankstelle Gutscheincodes für das Bezahlen im Internet zu erwerben, damit es keine Bankverbindungen gibt. „Die Täter hinterlassen dadurch keine Spuren, was die Ermittlungen sehr schwierig macht“, ergänzt Daniela Baier. „Diese Betrugsmasche gibt es schon seit vielen Jahren“, so Baier. Oft würden die Angerufenen für die angebliche Dienstleistung einen Betrag von 300
Euro oder mehr bezahlen. „Manchmal schaffen es die Betrüger auch, das Online-Konto der Geschädigten zu räumen“, ergänzt Baier. Anzeigen wie die des Bad Saulgauers seien Alltag auf den Polizeirevieren. „Und die Dunkelziffer ist immens hoch.“