Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
In neun Jahren zum Abitur
Die Liebfrauenschule bietet Schülern nun ab Klasse 5 diese Möglichkeit.
-● Die Liebfrauenschule SIGMARINGEN reagiert in Sigmaringen auf die Corona-Sorgen vieler Eltern und Schüler: Ab dem kommenden Schuljahr bietet die Schule in kirchlicher Trägerschaft ein Abitur in neun Jahren an. Und zwar schon ab Klasse 5. Bislang konnten sich Schüler und Eltern erst in Klasse 6 für das sogenannte G9 entscheiden und in Klasse 7 auf das Aufbaugymnasium wechseln. Die Kinder mussten dann den Übergang in eine andere Klasse riskieren, was viele von ihnen vom Abitur in neun Jahren abhielt. Künftig, so Schulleiter Gerald Eisen, bleiben die Schüler, die sich in Klasse 5 für das neunjährige Abitur entscheiden, garantiert zusammen.
Die Liebfrauenschule ist damit das zweite Gymnasium im Kreis, das G9 anbietet. Das Störck-Gymnasium in Bad Saulgau ist die einzige staatliche Schule, die sich für diesen Weg entschieden hat. Das G9 ist dort als Modellversuch deklariert – am Störck-Gymnasium werden beide Varianten angeboten, das Abitur in acht und in neun Jahren. Die Versuche anderer Gymnasien, ebenfalls zurückzukehren zum neunjährigen Abitur zu kehren, wurden vom Kultusministerium schon vor Jahren untersagt. Das Sigmaringer Hohenzollern-Gymnasium war mit solch einem Versuch gescheitert. Deshalb gibt es am HZG keine Wahlmöglichkeit.
Das Lize hat den Zugang zu G9 nun wegen Corona erleichtert. „Viele Eltern machen sich Sorgen, das kriegen wir mit“, sagt der Schulleiter. Wenn sich Schüler für das G9 entscheiden, sichert ihnen die Schule einen Platz am Aufbaugymnasium ab Klasse 7 zu. „Die Eltern und Schüler stellen damit die Weichen für ein angepasstes und entschleunigtes Lernen“, sagt der Rektor. Die Klassen 5 und 6 an der Liebfrauenschule sind weiterhin als Orientierungsphase aufgebaut. Alle G9-Schüler werden in eine Fünferklasse zusammengenommen und prinzipiell nach dem Unterrichtsstoff des G8 unterrichtet. Der Wechsel ans Aufbaugymnasium erfolgt dann, wie bisher, in Klasse 7.
Bevor sie in die Kursstufe wechseln, die zum Abitur führt, sind die Schüler im Aufbaugymnasium ein Jahr länger zusammen. Die beiden letzten Klassen vor dem Abitur werden die Schüler von G8 und G9 wieder zusammen unterrichtet.
Das ist möglich, weil der Stoff exakt gleich ist. „Die Schüler aus dem G9 haben für die gleichen Inhalte nur länger Zeit“, sagt Rektor Eisen. Wenn Jugendliche neben der Schule sich dem Sport oder der Musik widmen möchten, biete sich dieser Weg an. Zudem sollten sich Schüler, die sich wegen Corona mehr Zeit für das Abitur nehmen möchten, für G9 entscheiden. Bei der Frage Gymnasium Ja oder Nein sollten Schüler und Eltern auf die Empfehlung der Grundschule vertrauen, rät die Liebfrauenschule.
Die Liebfrauenschule wirbt neben dem Abitur in neun Jahren mit der Durchlässigkeit zur Realschule, die ebenfalls erhalten bleibe. Das heißt: Wer nach der sechsten Klasse in die Realschule wechseln möchte, könne dies ebenfalls weiter tun. Aktuell ist das Aufbaugymnasium einzügig, für eine zweite Klasse seien Kapazitäten vorhanden, so der Schulleiter. Das Aufbaugymnasium gibt es seit sieben Jahren, das heißt, dieses Jahr machen die ersten G9er zusammen mit den G8ern Abitur.
Ein weiterer Weg das Abitur in neun Jahren zu machen, bieten die beruflichen Gymnasien. Wenn Realschüler den geforderten Notendurchschnitt erreichen, können sie nach der zehnten Klasse aufs berufliche Gymnasium wechseln und dort in drei Jahren den Weg zum Abitur gehen. In Sigmaringen gibt es hierfür fünf Möglichkeiten: die betriebswirtschaftliche Richtung an der LudwigErhard-Schule sowie das informationstechnische, ernährungswissenschaftliche, mechatronische und sozialwissenschaftliche Profil an der Bertha-Benz-Schule.