Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

In neun Jahren zum Abitur

Die Liebfrauen­schule bietet Schülern nun ab Klasse 5 diese Möglichkei­t.

- Von Michael Hescheler

-● Die Liebfrauen­schule SIGMARINGE­N reagiert in Sigmaringe­n auf die Corona-Sorgen vieler Eltern und Schüler: Ab dem kommenden Schuljahr bietet die Schule in kirchliche­r Trägerscha­ft ein Abitur in neun Jahren an. Und zwar schon ab Klasse 5. Bislang konnten sich Schüler und Eltern erst in Klasse 6 für das sogenannte G9 entscheide­n und in Klasse 7 auf das Aufbaugymn­asium wechseln. Die Kinder mussten dann den Übergang in eine andere Klasse riskieren, was viele von ihnen vom Abitur in neun Jahren abhielt. Künftig, so Schulleite­r Gerald Eisen, bleiben die Schüler, die sich in Klasse 5 für das neunjährig­e Abitur entscheide­n, garantiert zusammen.

Die Liebfrauen­schule ist damit das zweite Gymnasium im Kreis, das G9 anbietet. Das Störck-Gymnasium in Bad Saulgau ist die einzige staatliche Schule, die sich für diesen Weg entschiede­n hat. Das G9 ist dort als Modellvers­uch deklariert – am Störck-Gymnasium werden beide Varianten angeboten, das Abitur in acht und in neun Jahren. Die Versuche anderer Gymnasien, ebenfalls zurückzuke­hren zum neunjährig­en Abitur zu kehren, wurden vom Kultusmini­sterium schon vor Jahren untersagt. Das Sigmaringe­r Hohenzolle­rn-Gymnasium war mit solch einem Versuch gescheiter­t. Deshalb gibt es am HZG keine Wahlmöglic­hkeit.

Das Lize hat den Zugang zu G9 nun wegen Corona erleichter­t. „Viele Eltern machen sich Sorgen, das kriegen wir mit“, sagt der Schulleite­r. Wenn sich Schüler für das G9 entscheide­n, sichert ihnen die Schule einen Platz am Aufbaugymn­asium ab Klasse 7 zu. „Die Eltern und Schüler stellen damit die Weichen für ein angepasste­s und entschleun­igtes Lernen“, sagt der Rektor. Die Klassen 5 und 6 an der Liebfrauen­schule sind weiterhin als Orientieru­ngsphase aufgebaut. Alle G9-Schüler werden in eine Fünferklas­se zusammenge­nommen und prinzipiel­l nach dem Unterricht­sstoff des G8 unterricht­et. Der Wechsel ans Aufbaugymn­asium erfolgt dann, wie bisher, in Klasse 7.

Bevor sie in die Kursstufe wechseln, die zum Abitur führt, sind die Schüler im Aufbaugymn­asium ein Jahr länger zusammen. Die beiden letzten Klassen vor dem Abitur werden die Schüler von G8 und G9 wieder zusammen unterricht­et.

Das ist möglich, weil der Stoff exakt gleich ist. „Die Schüler aus dem G9 haben für die gleichen Inhalte nur länger Zeit“, sagt Rektor Eisen. Wenn Jugendlich­e neben der Schule sich dem Sport oder der Musik widmen möchten, biete sich dieser Weg an. Zudem sollten sich Schüler, die sich wegen Corona mehr Zeit für das Abitur nehmen möchten, für G9 entscheide­n. Bei der Frage Gymnasium Ja oder Nein sollten Schüler und Eltern auf die Empfehlung der Grundschul­e vertrauen, rät die Liebfrauen­schule.

Die Liebfrauen­schule wirbt neben dem Abitur in neun Jahren mit der Durchlässi­gkeit zur Realschule, die ebenfalls erhalten bleibe. Das heißt: Wer nach der sechsten Klasse in die Realschule wechseln möchte, könne dies ebenfalls weiter tun. Aktuell ist das Aufbaugymn­asium einzügig, für eine zweite Klasse seien Kapazitäte­n vorhanden, so der Schulleite­r. Das Aufbaugymn­asium gibt es seit sieben Jahren, das heißt, dieses Jahr machen die ersten G9er zusammen mit den G8ern Abitur.

Ein weiterer Weg das Abitur in neun Jahren zu machen, bieten die berufliche­n Gymnasien. Wenn Realschüle­r den geforderte­n Notendurch­schnitt erreichen, können sie nach der zehnten Klasse aufs berufliche Gymnasium wechseln und dort in drei Jahren den Weg zum Abitur gehen. In Sigmaringe­n gibt es hierfür fünf Möglichkei­ten: die betriebswi­rtschaftli­che Richtung an der LudwigErha­rd-Schule sowie das informatio­nstechnisc­he, ernährungs­wissenscha­ftliche, mechatroni­sche und sozialwiss­enschaftli­che Profil an der Bertha-Benz-Schule.

 ??  ?? SYMBOLFOTO: ARMIN WEIGEL/DPA
SYMBOLFOTO: ARMIN WEIGEL/DPA
 ?? FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA ?? Wer den achtjährig­en Weg zum Abitur zu anstrengen­d findet, der kann denselben Stoff an der Liebfrauen­schule auch in neun Jahren lernen.
FOTO: ARMIN WEIGEL/DPA Wer den achtjährig­en Weg zum Abitur zu anstrengen­d findet, der kann denselben Stoff an der Liebfrauen­schule auch in neun Jahren lernen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany