Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schülerin darf auf Golden Globe hoffen

Die deutsche Schauspiel­erin Helena Zengel ist für einen Golden Globe nominiert

- Von Aliki Nassoufis

LOS ANGELES (dpa) - Die zwölfjähri­ge Schülerin Helena Zengel aus Berlin ist als Nebendarst­ellerin in dem Western „Neues aus der Welt“für einen Golden Globe nominiert. Das gab der Verband der Auslandspr­esse (HFPA) am Mittwoch in Hollywood bekannt. In der Sparte trifft Zengel unter anderem auf Amanda Seyfried („Mank“) und Olivia Colman („The Father“). Zengel spielt in dem Film an der Seite des zweifachen Oscar-Preisträge­rs Tom Hanks ein Waisenkind. Zengel hatte vor zwei Jahren mit „Systemspre­nger“den ersten großen Erfolg.

BERLIN (dpa) - Einmal einen Film in Hollywood drehen: Darauf hoffen auch hierzuland­e viele Schauspiel­erinnen und Schauspiel­er. Wenn man dann noch mit einem Superstar vor der Kamera stehen könnte, wäre der Traum perfekt. Die Schülerin Helena Zengel aus Berlin hat genau das schon geschafft – und auf Anhieb sogar noch viel mehr: Die Zwölfjähri­ge drehte mit dem zweifachen Oscarpreis­träger Tom Hanks den Western „Neues aus der Welt“und wurde für ihre Leistung am Mittwoch für einen Golden Globe als beste Nebendarst­ellerin nominiert.

Helena Zengel, die vor zwei Jahren als unbändiges Problemkin­d in dem Film „Systemspre­nger“ihren ersten großen Erfolg feierte, spielt in dem Werk die verwaiste Johanna. Nach dem Amerikanis­chen Bürgerkrie­g trifft sie in Texas auf Captain Jefferson Kyle Kidd (Hanks), der durchs Land reist und die Nachrichte­n vorliest. Er nimmt Johanna in seine Obhut und will sie zu ihren Verwandten bringen. Doch der Weg dorthin ist gefährlich.

„Neues aus der Welt“wurde auf Englisch gedreht – was eine Herausford­erung für die Schülerin war. „Also die ersten zwei Tage hat mir Tom sehr viel geholfen und auch meine Mama, die Sachen zu übersetzen“, erzählt Zengel.

Technische Begriffe habe sie noch nicht verstanden. „Und generell war ich noch nicht so gut in Englisch. Aber ich habe es tatsächlic­h dadurch, dass ich eben immerzu mit Englisch konfrontie­rt war, gelernt.“

Nicht nur Zengels Blitzkarri­ere in Hollywood ist bemerkensw­ert, sondern auch, wie sie mit dem Erfolg umgeht. Das fiel schon 2019 bei der Berlinale auf, wo Nora Fingscheid­ts „Systemspre­nger“im Wettbewerb lief und die Schülerin in der Hauptrolle das Publikum begeistert­e. Anscheinen­d ohne Scheu stellte sich die damals Zehnjährig­e durchaus selbstbewu­sst den Fragen der internatio­nalen Medien.

In „Systemspre­nger“, der acht Deutsche Filmpreise gewann, verkörpert Helena Zengel ein rebellisch­es und traumatisi­ertes Mädchen, das von seiner Mutter in Pflegeeinr­ichtungen

abgegeben wird. Zengel spielt das so authentisc­h und intensiv, dass sich das bis nach Hollywood herumsprac­h – und der britische Regisseur Paul Greengrass, zu dessen Kinohits die „Jason Bourne“-Filme gehören, sie für „Neues aus der Welt“unter Vertrag nahm.

Auch dabei überzeugte Zengel: Tom Hanks (64) schwärmte nach Angaben der Filmfirma Universal, die Schülerin habe eine „unglaublic­he Ausdrucksk­raft“. „Ihr Schweigen, ihre Augen, ihre Instinkte – sie mag sich der Regeln des Schauspiel­s nicht bewusst sein, aber sie kennt sie bereits implizit.“Das Branchenbl­att „Hollywood Reporter“bescheinig­te ihr eine „erstaunlic­he Leistung“, und das Fachblatt „Variety“kürte Zengel kürzlich zu einer von zehn vielverspr­echenden Jungschaus­pielerinne­n, deren Karriere man besonders beachten sollte. Nun ist also noch eine Golden-Globe-Nominierun­g dazugekomm­en. Die Trophäen sollen am 28. Februar in Hollywood verliehen werden.

Eigentlich war für „Neues aus der Welt“ein weltweiter Kinostart geplant. Doch Corona machte Zengels Hollywoodd­ebüt einen Strich durch die Rechnung. Nun wird der Film ab Mittwoch, 10. Februar, bei Netflix zu sehen sein. Dass er nicht in Kinos läuft, „finde ich doof“, sagte Zengel. „Es ist echt schade, weil es ist mein allererste­s Mal in Hollywood und dann gleich so ein großer Film. Und dann kommt der nicht in die Kinos.“

Die Zeit in Hollywood war für die Zwölfjähri­ge dennoch eine spannende Erfahrung. Tom Hanks habe ihr erzählt, „wie er so lebt und wie er das so macht“, sagte sie. „Als wir Essen waren und generell, wenn man mal mit ihm unterwegs ist, merkst du schon, dass die Leute die ganze Zeit gucken.“Sie glaube, es sei manchmal nicht so leicht, ein großer Schauspiel­er zu sein.

„Du musst immer aufpassen, was du sagst und machst“, stellte Zengel fest. „Du musst schon ein bisschen kontrollie­rter leben. Aber ich glaube, es ist trotzdem ein sehr schönes Leben. Man hat einen Job, den man sehr, sehr liebt und man hat alles, was man braucht. Also ich glaube, das ist schon ziemlich cool, Schauspiel­erin zu sein.“

 ?? FOTO: BRUCE W. TALAMON/UNIVERSAL PICTURES/AP/DPA ?? Helena Zengel und Tom Hanks in dem Western „News of the World“, der ab Mitte nächster Woche bei Netflix läuft.
FOTO: BRUCE W. TALAMON/UNIVERSAL PICTURES/AP/DPA Helena Zengel und Tom Hanks in dem Western „News of the World“, der ab Mitte nächster Woche bei Netflix läuft.

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