Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mit Selbsttests gegen Corona
Kostenloses Angebot für Lehrer, Erzieher und Kinder
STUTTGART (kab) - Lehrer, Erzieher und Kinder an Schulen und Kitas in Baden-Württemberg sollen kostenlose Corona-Selbsttests bekommen. Das erklärte Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) am Mittwoch. Damit endet vorerst auch ein Streit zwischen ihm und Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU). Sie hatte Lucha vorgehalten, nicht genügend Corona-Testmöglichkeiten
zu bieten, vor allem für Lehrkräfte und Erzieherinnen, aber auch für andere Berufsgruppen wie Polizisten. Ob es für sie auch kostenlose Tests gibt, will Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bis zur kommenden Woche entscheiden. In Bayern arbeitet das Kultusministerium noch an einer Teststrategie für Schulen und Kitas.
STUTTGART - Baden-Württembergs Gesundheitsministerium will Lehrern, Erziehern und Kindern an Schulen und Kitas kostenlos CoronaSelbsttests zur Verfügung stellen. Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) sieht darin die Chance, Schulen und Kitas sicherer wieder öffnen zu können. Strittig bleibt, ob sich auch Menschen ohne Symptome testen sollen.
„Ich freue mich, dass der Bund mit dem heutigen Tag die Medizinprodukte-Abgabe-Verordnung anpasst und damit Antigen-Schnelltests als Selbsttests für den Eigengebrauch ermöglicht“, erklärte Lucha am Mittwoch. Das mache ein umfassendes Testkonzept für Schulen und Kitas möglich. Er schlägt vor, den Kindern, die diese Einrichtungen besuchen, sowie Lehrkräften und Erzieherinnen kostenfrei eine Anzahl an Selbsttests zur Verfügung zu stellen. „Damit können die Betroffenen bei Symptomen eine Selbsttestung zu Hause vornehmen und bleiben bei positivem Testergebnis der jeweiligen Einrichtung fern. Das schafft mehr Sicherheit und hilft uns, den Eintrag von Infektionen in Einrichtungen zu verhindern.“
Die Schnelltests bezeichnet Lucha als einen Baustein, um Grundschulen und Kitas wie geplant am 22. Februar wieder zu öffnen. Dazu soll die Teststrategie des Landes nun erweitert werden. Fällt der Selbsttest positiv aus, müssen die Betroffenen noch einen PCR-Text machen, dessen Ergebnis als noch verlässlicher gilt. Details wolle er am Donnerstag mit Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) besprechen.
Seit Mittwoch können Apotheken rein rechtlich Schnelltest für jedermann verkaufen. Noch hat aber laut „Deutscher Apotheker Zeitung“kein Produkt eine offizielle Zulassung für den Eigenbedarf – diese dürften aber in den kommenden Tagen folgen. In der Regel wird auch dabei ein Abstrich aus Mund oder Nase nötig.
Zwischen Eisenmann und Lucha hatte es Streit um die Teststrategie für Schulen und Kitas gegeben. Eisenmann hatte dafür plädiert, die Tests massiv auszuweiten. Sie forderte, allen Beschäftigten von Schulen und Kitas drei Antigen-Tests pro Woche auf Wunsch zur Verfügung zu stellen. Entsprechend erfreut äußert sich nun auch eine Sprecherin Eisenmanns. „Wir begrüßen, dass nun offenbar ein Konsens darüber besteht, Corona-Testungen mittels Schnelltests deutlich auszuweiten.“
Anlasslose Tests bezeichnet Eisenmanns Sprecherin als „ein zentrales Instrument zur Eindämmung der Pandemie“. Dies sei sinnvoll, da eine Infektion oft ohne Symptome auftrete und weitergegeben werde. Zu Luchas Vorstoß sagte sie: „Die Richtung stimmt, es gibt aber noch offene Fragen und Details, die im gemeinsamen Gespräch mit dem Ministerpräsidenten und dem Sozialminister geklärt werden müssen.“
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will in der kommenden Woche ein Konzept für eine neue Corona-Teststrategie vorlegen. Er habe die „öffentliche Begleitmusik“auch nicht gut gefunden, sagte er mit Blick auf den öffentlichen Schlagabtausch zwischen Eisenmann und Lucha. Es gehe um die Frage, ob man die Schnelltests nur anlassbezogen etwa in Alten- und Pflegeheimen mache oder sie deutlich ausweite auf andere Berufsgruppen, sagte Kretschmann.
Die Tübinger Notärztin Lisa Federle bezeichnete den Plan von Lucha als unausgegoren. Ziel sollte es sein, auch symptomlose Infizierte zu entdecken. Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) meinte: „Der Plan ist gut, aber er lässt die Lücke der symptomfreien Zeit. Wir wollen in Tübingen weiter gehen.“Mit Palmer will Federle ein Schnelltest-System an Schulen in Tübingen aufbauen. „Unser Ziel sind regelmäßige Schnelltests zwei bis drei Mal pro Woche an allen Kitas und den Abschlussklassen aller Schulen in der Stadt“, sagte Palmer.