Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ostrach trennt sich von Elektroauto
Leasing-Vertrag für Renault Zoe läuft aus – Ladesäule am Rathaus wird stillgelegt
OSTRACH - Nach zwei Jahren ist Schluss: Mit dem Ende des Leasingvertrags im Februar trennt die Gemeinde Ostrach sich vom Carsharing-Elektromobil. Das hat der Gemeinderat am Montagabend mehrheitlich beschlossen. Zudem wird die Ladesäule am Rathaus stillgelegt und auf die zwei übrigen an der Buchbühlhalle und dem Schulzentrum verwiesen.
Seit Mitte 2017 ist die Ladesäule am Rathaus in Kooperation mit dem Energiepark Hahnennest in Betrieb. Von den rund 21 000 Euro Investitionskosten hat der Energiepark damals 60 Prozent übernommen, die jährlichen Stromkosten in Höhe von durchschnittlich 2500 Euro teilen sich der Energiepark und die Gemeinde. Für Nutzer ist das Stromtanken an der Säule kostenlos. „Sie kann auch nicht einfach auf eine Bezahlfunktion umgestellt werden“, teilte Bürgermeister Christoph Schulz im Gemeinderat mit. Die Krux: Mittlerweile gibt es über ein Leader-Förderprogramm zwei weitere, bezahlpflichtige Ladesäulen, die aber kaum genutzt werden, weil das kostenlose Angebot am Rathaus natürlich attraktiver ist.
Im Frühjahr 2018 schaffte die Verwaltung über einen Leasing-Vertrag mit der Firma E-Wald den Renault Zoe an. Das Elektrofahrzeug sollte nach dem Carsharing-Modell sowohl den Rathausmitarbeitern für Dienstfahrten zur Verfügung stehen als auch interessierten Bürgern. „Genutzt wurde es aber zu 90 Prozent von der Verwaltung“, berichtet Ralf Scholter, der im Rathaus für das EAuto zuständig ist. Nur rund zehn Familien hätten das Fahrzeug mehr oder weniger regelmäßig privat gemietet. In den vergangenen Jahren lagen die Buchungen zwischen 179 und 285, die gefahrenen Kilometer zwischen 7155 und 14 806. Durch die Nutzung für Dienstfahrten sind die Reisekosten der Mitarbeiter von fast 3000 Euro im Jahr 2017 auf rund 1000 Euro in 2019 gesunken. Dem stehen allerdings 740,66 Euro an monatlicher Leasingrate gegenüber.
Jörg Schmitt (SPD) war geteilter Meinung zum Thema: „Für die Verwaltung brauchen wir es, aber als Carsharing-Modell erscheint es mir angesichts der geringen Nutzung durch Bürger extrem teuer.“Daher erkundigte er sich nach Alternativen. Schulz berichtete von einer Leasingrate von 276 Euro pro Monat bei 60monatiger Laufzeit – bei alleiniger Nutzung durch die Verwaltung. „Dabei gibt es dann aber nicht das Rundum-Sorglos-Paket der Firma E-Wald, welches die Buchung für alle Beteiligten sehr unkompliziert macht“, sagte Schulz. Andreas Barth (CDU) merkte an, dass das Paket mit mehr als 700 Euro zu teuer und angesichts der klammen Haushaltslage nicht vertretbar sei. Joachim Fürst (FW) sprach sich komplett gegen Fahrzeug und Ladesäule aus. „Beides wurde ohne jeglichen Beschluss des Gemeinderates angeschafft. Allein schon dadurch halte ich es nicht für vertretbar, sagte Fürst. Bürgermeister Schulz brachte ein, dass er die Unterstützung von E-Mobilität auch als einen politischen Auftrag sehe. „Ohne ein Elektroauto am Rathaus sehe ich aber auch die kostenlose Ladesäule dort als nicht mehr notwendig“, sagte Schulz. Als die Säule vor drei Jahren angeschafft wurde, sei das kostenlose Modell üblich gewesen, dies habe sich gewandelt. Die Abschaffung sah Jörg Schmitt wiederum kritisch: „Alle rufen nach EMobilität und Ostrach geht dabei einen Schritt zurück. Unser Problem ist, dass wir ein kostenloses und ein kostenpflichtiges System in der Gemeinde haben.“
Mit einer Mehrheit von zehn Stimmen entschied der Gemeinderat sich gegen die Fortführung des Leasings eines Elektroautos. Entsprechend soll auch die Säule am Rathaus abgeschaltet werden.