Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Diakonielädele erwirtschaftet ein ordentliches Plus
Das ehrenamtlich arbeitende Team kann 15 650 Euro an verschiedene Einrichtungen spenden
MENGEN - Auch wenn das Diakonielädele im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie über Wochen hinweg geschlossen bleiben musste, hat das Team um Anita Klawitter und Pfarrerin Heidrun Stocker zu Weihnachten wieder viele soziale Einrichtungen in Mengen und Sigmaringen mit einer Spende bedenken können. Insgesamt wurden 15 650 Euro verteilt.
Täglich frisches Obst in den Mengener Schulen, Zuschüsse zu Mittagessen in der Ganztagsbetreuung, tiergestützte Therapie für Kinder mit Behinderungen oder ein Projekt im Frauenbegegnungszentrum – die Erlöse aus dem Mengener Diakonielädele helfen an vielen Stellen, soziale Benachteiligungen zu beheben (siehe Kasten). „Viele Einrichtungen unterstützen wir schon seit vielen Jahren, die Mengener Schulen zum Beispiel“, sagt Anita Klawitter. Wie die Spenden verwendet werden, könne jede Einrichtung selbst festlegen.
Ein Team von 17 ehrenamtlichen Frauen stemmt den Betrieb des Ladens, der normalerweise an vier Nachmittagen in der Woche sowie am Samstagvormittag geöffnet ist. Sie nehmen Kleider-, Wäsche- und Spielzeugspenden an, sortieren sie und verkaufen sie im Geschäftsraum in der Mittleren Straße. Sind alle Kosten für Miete, Strom, Heizung und ähnliches abgezogen, wird ein Teil der Einnahmen als Rücklage beiseite gelegt und der Rest am Jahresende gespendet. Die Summe falle je nach Geschäftsjahr unterschiedlich aus, so Klawitter.
Als die Corona-Verordnung im vergangenen Frühjahr die Schließung der Einzelhändler vorschrieb, die nicht zur Grundversorgung beitragen, durfte auch das Diakonielädele nicht öffnen. „Wir werden wie ein Bekleidungsgeschäft behandelt und haben auch aktuell geschlossen“, sagt Pfarrerin Heidrun Stocker. „Jetzt zeigt sich, wie wichtig es war, Rücklagen zu bilden.“Von denen werde dann beispielsweise die Miete gezahlt.
Zuvor hatten die Mitarbeiterinnen mit einem eigens für das Lädele entwickelten Hygienekonzept gearbeitet. „Wir haben die Warenannahme komplett vom Verkauf getrennt und in zwei separaten Teams gearbeitet“, erzählt Anita Klawitter. Es hätten immer nur zwei Kunden hereinkommen dürfen und zwischendurch wurde immer wieder desinfiziert. „Im Frühjahr haben wir gemerkt, dass alle Menschen ihre Kleiderschränke ausgemistet und ihre Sachen zu uns gebracht haben“, sagt sie. Später habe sich das wieder normalisiert. Aktuell werden gerade keine Spenden angenommen, die Lagerkapazitäten seien begrenzt. Trotz Lockdown sei aber täglich jemand im Laden, um nach dem Rechten zu sehen und kleine Aufgaben zu erledigen.
Weil jeder im Diakonielädele einkaufen kann und kein Berechtigungsschein benötigt wird, sei das Klientel bunt gemischt. „Manche kommen nur für ein Gespräch vorbei, andere sind auf der Suche nach Schnäppchen oder wollen den Second-HandGedanken unterstützen“, sagt Pfarrerin Stocker. „Das Lädele ist für viele Kunden zu einem Ort der Begegnung geworden.“Die werde derzeit nicht nur von den Kunden vermisst, sondern auch von den Ehrenamtlichen. „Ausflug, Weihnachtsfeier und größere Besprechungen sind alle ausgefallen“, sagt sie.
Auch spontane Hilfe für Familien, die sich keine Winterkleidung für ihre Kinder oder Sportzeug für die Schule leisten können, sei aktuell nur schwierig zu bewerkstelligen. In den seltensten Fällen würden sich die Familien selbst melden und um Hilfe bitten. „Das geht meistens über die Schulen oder die Kirchengemeinden.“Wo aber die Kontakte fehlen, falle Bedürftigkeit weniger schnell auf. Regelmäßig so auch im Corona-Jahr - gehen Kleidungsstücke aus dem Diakonielädele auf die Reise nach Ungarn. Ein Mengener, dessen Familie dort lebt, bringt sie im Lastwagen über die Grenzen. Kurzfristig habe es auch geklappt, dem Hilfskonvoi Richtung Kroatien Decken mitzugeben.
Wenn ihr Diakonielädele wieder öffnen darf, werden die Ehrenamtlichen wieder mit großem Elan im Laden stehen. Vielleicht klappt es dann auch mit der Fortbildung, die sie zum Thema Verkaufsgespräche machen wollten. Die neue OnlinePlattform
für lokale Einzelhändler sei allerdings eher nichts für sie, so Heidrun Stocker. „Der Aufwand wäre zu hoch und wir wissen ja nie, was die nächsten Spendenkörbe bringen und was wie schnell verkauft sein wird.“