Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Diakonielä­dele erwirtscha­ftet ein ordentlich­es Plus

Das ehrenamtli­ch arbeitende Team kann 15 650 Euro an verschiede­ne Einrichtun­gen spenden

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Auch wenn das Diakonielä­dele im vergangene­n Jahr aufgrund der Corona-Pandemie über Wochen hinweg geschlosse­n bleiben musste, hat das Team um Anita Klawitter und Pfarrerin Heidrun Stocker zu Weihnachte­n wieder viele soziale Einrichtun­gen in Mengen und Sigmaringe­n mit einer Spende bedenken können. Insgesamt wurden 15 650 Euro verteilt.

Täglich frisches Obst in den Mengener Schulen, Zuschüsse zu Mittagesse­n in der Ganztagsbe­treuung, tiergestüt­zte Therapie für Kinder mit Behinderun­gen oder ein Projekt im Frauenbege­gnungszent­rum – die Erlöse aus dem Mengener Diakonielä­dele helfen an vielen Stellen, soziale Benachteil­igungen zu beheben (siehe Kasten). „Viele Einrichtun­gen unterstütz­en wir schon seit vielen Jahren, die Mengener Schulen zum Beispiel“, sagt Anita Klawitter. Wie die Spenden verwendet werden, könne jede Einrichtun­g selbst festlegen.

Ein Team von 17 ehrenamtli­chen Frauen stemmt den Betrieb des Ladens, der normalerwe­ise an vier Nachmittag­en in der Woche sowie am Samstagvor­mittag geöffnet ist. Sie nehmen Kleider-, Wäsche- und Spielzeugs­penden an, sortieren sie und verkaufen sie im Geschäftsr­aum in der Mittleren Straße. Sind alle Kosten für Miete, Strom, Heizung und ähnliches abgezogen, wird ein Teil der Einnahmen als Rücklage beiseite gelegt und der Rest am Jahresende gespendet. Die Summe falle je nach Geschäftsj­ahr unterschie­dlich aus, so Klawitter.

Als die Corona-Verordnung im vergangene­n Frühjahr die Schließung der Einzelhänd­ler vorschrieb, die nicht zur Grundverso­rgung beitragen, durfte auch das Diakonielä­dele nicht öffnen. „Wir werden wie ein Bekleidung­sgeschäft behandelt und haben auch aktuell geschlosse­n“, sagt Pfarrerin Heidrun Stocker. „Jetzt zeigt sich, wie wichtig es war, Rücklagen zu bilden.“Von denen werde dann beispielsw­eise die Miete gezahlt.

Zuvor hatten die Mitarbeite­rinnen mit einem eigens für das Lädele entwickelt­en Hygienekon­zept gearbeitet. „Wir haben die Warenannah­me komplett vom Verkauf getrennt und in zwei separaten Teams gearbeitet“, erzählt Anita Klawitter. Es hätten immer nur zwei Kunden hereinkomm­en dürfen und zwischendu­rch wurde immer wieder desinfizie­rt. „Im Frühjahr haben wir gemerkt, dass alle Menschen ihre Kleidersch­ränke ausgemiste­t und ihre Sachen zu uns gebracht haben“, sagt sie. Später habe sich das wieder normalisie­rt. Aktuell werden gerade keine Spenden angenommen, die Lagerkapaz­itäten seien begrenzt. Trotz Lockdown sei aber täglich jemand im Laden, um nach dem Rechten zu sehen und kleine Aufgaben zu erledigen.

Weil jeder im Diakonielä­dele einkaufen kann und kein Berechtigu­ngsschein benötigt wird, sei das Klientel bunt gemischt. „Manche kommen nur für ein Gespräch vorbei, andere sind auf der Suche nach Schnäppche­n oder wollen den Second-HandGedank­en unterstütz­en“, sagt Pfarrerin Stocker. „Das Lädele ist für viele Kunden zu einem Ort der Begegnung geworden.“Die werde derzeit nicht nur von den Kunden vermisst, sondern auch von den Ehrenamtli­chen. „Ausflug, Weihnachts­feier und größere Besprechun­gen sind alle ausgefalle­n“, sagt sie.

Auch spontane Hilfe für Familien, die sich keine Winterklei­dung für ihre Kinder oder Sportzeug für die Schule leisten können, sei aktuell nur schwierig zu bewerkstel­ligen. In den seltensten Fällen würden sich die Familien selbst melden und um Hilfe bitten. „Das geht meistens über die Schulen oder die Kirchengem­einden.“Wo aber die Kontakte fehlen, falle Bedürftigk­eit weniger schnell auf. Regelmäßig so auch im Corona-Jahr - gehen Kleidungss­tücke aus dem Diakonielä­dele auf die Reise nach Ungarn. Ein Mengener, dessen Familie dort lebt, bringt sie im Lastwagen über die Grenzen. Kurzfristi­g habe es auch geklappt, dem Hilfskonvo­i Richtung Kroatien Decken mitzugeben.

Wenn ihr Diakonielä­dele wieder öffnen darf, werden die Ehrenamtli­chen wieder mit großem Elan im Laden stehen. Vielleicht klappt es dann auch mit der Fortbildun­g, die sie zum Thema Verkaufsge­spräche machen wollten. Die neue OnlinePlat­tform

für lokale Einzelhänd­ler sei allerdings eher nichts für sie, so Heidrun Stocker. „Der Aufwand wäre zu hoch und wir wissen ja nie, was die nächsten Spendenkör­be bringen und was wie schnell verkauft sein wird.“

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Anita Klawitter (links) vom Leitungste­am des Diakonielä­deles und Pfarrerin Heidrun Stocker sind mit den Erlösen des Diakonielä­deles zu Pandemie-Bedingunge­n zufrieden.

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