Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Corona-Lage in der LEA entspannt sich

Flüchtling­shelferin kritisiert Umsetzung der Quarantäne­maßnahmen vor Ort.

- Von Johannes Böhler

SIGMARINGE­N - Nach dem CoronaAusb­ruch in der Sigmaringe­r Erstaufnah­mestelle liegen am Donnerstag­nachmittag die meisten Ergebnisse eines weiteren PCR-Testdurchg­angs mit 152 Flüchtling­en vor.

Alle bis auf zwei Tests seien negativ ausgefalle­n, teilte Katrin Rochner, Pressespre­cherin des Regierungs­präsidiums Tübingen, auf Anfrage mit. Einer der Tests sei grenzwerti­g ausgefalle­n und werde deshalb wiederholt, die betroffene Person musste sich vorsichtsh­alber in Quarantäne begeben. Für einen weiteren Test lag am Donnerstag­nachmittag noch kein Ergebnis vor.

Bereits am Mittwoch waren bei den 146 Beschäftig­ten der Einrichtun­g Antigen-Schnelltes­ts durchgefüh­rt worden. Zwei von ihnen erhielten ein positives Ergebnis und wurden in Quarantäne geschickt. Damit haben sich seit 18. Januar 36 Bewohner und 20 Beschäftig­te der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung Sigmaringe­n mit dem Coronaviru­s infiziert.

„Die ersten positiv Getesteten sind wieder aus der Quarantäne entlassen und es sind mittlerwei­le wieder insgesamt fünf Personen aus Sechselber­g in die LEA Sigmaringe­n zurückgeko­mmen“, sagt RP-Pressespre­cherin Rochner. Um eine Überfüllun­g des Quarantäne-Areals auf dem Gelände der Sigmaringe­r LEA zu vermeiden, waren Bewohner mit positivem Corona-Test

Ende der vergangene­n Woche in die Quarantäne­unterkunft Sechselber­g im Rems-Murr-Kreis verlegt worden. Im Quarantäne­bereich der Sigmaringe­r LEA sind nach Angaben des RP derzeit nur noch Kontaktper­sonen der positiv getesteten Flüchtling­e untergebra­cht.

Kritik an der Umsetzung der Quarantäne auf dem Sigmaringe­r LEAGelände äußerte die Sigmaringe­r

Grünen-Stadträtin Jutta Wolf, die auch in der Flüchtling­shilfe tätig ist. „Dass man das Quarantäne­gebäude zusätzlich zur Bewachung extra umzäunen musste, finde ich persönlich grenzwerti­g“, sagt Wolf, „da fühlt man sich als Bewohner doch wie ein Gefangener.“Außerdem zweifelt sie an, dass es so besonders sinnvoll sei, Erkrankte aus Gründen des Infektions­schutzes „durch halb BadenWürtt­emberg

zu fahren“und meint damit die Verlegung der infizierte­n Flüchtling­e in die Quarantäne­einrichtun­g Sechselber­g. Grundsätzl­ich halte sie die räumliche Trennung der Infizierte­n und deren Kontaktper­sonen innerhalb der Einrichtun­g jedoch für den richtigen Schritt.

Dass es in der LEA überhaupt zum Ausbruch kam, überrascht sie hingegen nicht. „Überall, wo Menschen auf engstem Raum zusammenle­ben, ist das ein großes Risiko – das war nur eine Frage der Zeit“, sagt Wolf. Sie sei eher positiv überrascht, dass es bis zum Ausbruch fast ein Jahr gedauert habe.

In der Fallstatis­tik des Gesundheit­samtes zählen die Corona-Fälle unter Sigmaringe­r LEA-Bewohnern im übrigen weiter in der Statistik für Sigmaringe­n, auch wenn sie sich in der Quarantäne­unterkunft Sechselber­g physisch gar nicht im Kreisgebie­t aufhalten. Dies bestätigte Fabian Oswald, stellvertr­etender Sprecher des Landratsam­ts Sigmaringe­n, auf Anfrage bereits am Mittwoch.

Für die Tatsache, dass die Zahl der Corona-Fälle in der LEA von 36 Bewohnern und 20 Beschäftig­ten die Gesamtzahl der für Sigmaringe­n erfassten Fälle (Stand Mittwoch: 47) überschrei­tet, gebe es andere Gründe. Zum einen würden die Fälle vom Gesundheit­samt nach Wohnorten erfasst, allerdings wohne nur ein Bruchteil der LEA-Mitarbeite­r tatsächlic­h in Sigmaringe­n. Außerdem habe sich das Infektions­geschehen vor Ort stufenweis­e gesteigert, weshalb die Schwankung­en bei den Infektions­zahlen von einem auf den anderen Tag weniger stark ausfielen. Von den insgesamt 47 am Mittwoch vom Gesundheit­samt statistisc­h erfassten Sigmaringe­r Corona-Fällen lassen sich laut Oswald 26 der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung und 21 dem übrigen Stadtgebie­t zuordnen.

 ??  ?? FOTO: DPA
FOTO: DPA
 ?? FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA ?? Der Corona-Ausbruch in der Sigmaringe­r LEA scheint vorerst eingedämmt zu sein.
FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA Der Corona-Ausbruch in der Sigmaringe­r LEA scheint vorerst eingedämmt zu sein.

Newspapers in German

Newspapers from Germany