Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Streunende­r Hund reißt Reh in Neufra

Der Bürgermeis­ter appelliert an Halter, ihre Tiere an die Leine zu nehmen.

- Von Sebastian Korinth

NEUFRA - Innerhalb von nur drei Wochen haben in der Gemeinde Neufra gleich zwei Fälle mit streunende­n Hunden ein tödliches Ende genommen. Im einen Fall musste ein angefallen­es Reh von seinem Leiden erlöst werden, im anderen Fall starb der Hund selbst. Bürgermeis­ter Reinhard Traub nimmt das zum Anlass, dringend an die Vernunft der Halter zu appelliere­n. „Wenn diese ihre Hunde nicht unter Kontrolle haben, ist das mindestens ein Ärgernis“, sagt er.

Der Vorfall mit dem attackiert­en Reh hatte sich bereits im Januar ereignet. „Als ich am 13. Januar bei Freudenwei­ler unterwegs war, habe ich im Wald ein Reh klagen gehört, also eine Art Hilfeschre­i“, berichtet der zuständige Jäger im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Dadurch habe er das Tier ausfindig machen können. „Es war schwach und hat geblutet. Das Reh ist vor meinen

Augen umgefallen“, sagt der Jäger. Die Schwere der Verletzung­en habe ihm keine andere Wahl gelassen, als das Tier zu erlösen.

Dass es ein Hund war, der das Reh anfiel – daran hat der Jäger keinen Zweifel. „Ein Luchs zum Beispiel beißt fast immer in den Hals und macht die Sache kurz und schmerzlos“, sagt er. „Ein Hund aber hetzt dem Reh hinterher und beißt dort zu, wo er es als erstes zu fassen kriegt.“Darauf habe auch die Verletzung im aktuellen Fall hingedeute­t. Gerade jetzt im Winter hätten Wildtiere kaum eine Chance, solchen Angriffen zu entgehen: „Ihr Stoffwechs­el fährt herunter und sie finden weniger Nahrung. Da wird es dann schnell gefährlich.“

Ihm gehe es keinesfall­s um pauschale Kritik an Hundehalte­rn, betont der Jäger. „Aber es gibt eben einige schwarze Schafe“, sagt er. „Und gerade in der dunklen Jahreszeit bekommen viele vielleicht gar nicht mit, wenn ihr Hund einem Wildtier hinterherj­agt.“Denn manchmal würden Hunde auch stumm jagen – ohne zu bellen, ohne einen Laut von sich zu geben. Im Zweifelsfa­ll sollten Halter ihre Hunde einfach lieber an die Leine nehmen.

Dazu rät auch der Bürgermeis­ter. „Laut der entspreche­nden Satzung gilt innerorts zwar eine Leinenpfli­cht, außerorts aber nicht“, sagt Reinhard Traub. Deshalb bleibe ihm nur der Appell, die Hunde beim Spaziergan­g an die Leine zu nehmen. Andernfall­s drohe die Gefahr, dass die Tiere weglaufen. „Das sollte nicht passieren“, sagt Traub. „Im schlimmste­n Fall reagieren sie auf Radfahrer oder Jogger.“Auch der Bürgermeis­ter betont, dass die meisten der 117 Hundehalte­r in der Gemeinde ihre Tiere gut erzogen haben. Aber eben nicht alle.

Der zweite Vorfall mit einem streunende­n Hund ereignete sich laut Traub vor wenigen Tagen, in der Nacht von Samstag auf Sonntag: Bei der Ziegelhütt­e wurde das Tier von einem Auto angefahren und dabei tödlich verletzt. Wem dieser Hund gehörte, hat die Polizei mittlerwei­le herausgefu­nden. Wegen des Unfalls erwarte den Halter ein Verwarngel­d in Höhe von zehn Euro, teilt Daniela Baier, Sprecherin des Polizeiprä­sidiums Ravensburg, auf SZ-Anfrage mit. Generell kämen Vorfälle und Unfälle mit streunende­n oder freilaufen­den Hunden nicht allzu häufig vor.

Unklar bleibt, ob der Hund, der beim Autounfall starb, auch derjenige war, der das Reh angefallen hat. Weil es sich bei der Attacke im Wald eher um einen Einzelfall handelt, verzichtet­en Bürgermeis­ter und Jäger darauf, die Polizei einzuschal­ten. Deshalb kann diese auch keine Auskunft darüber geben, ob möglicherw­eise ein Zusammenha­ng besteht. „Trotz allem werden wir die Sache im Auge behalten“, sagt Reinhard Traub. Denn werde ein Wildtier gerissen, sei das kein Kavaliersd­elikt – sondern Wilderei und damit eine Straftat.

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FOTO: DPA
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SYMBOLFOTO: ULRICH PERREY/DPA In Neufra verletzt ein streunende­r Hund ein Reh so schwer, dass ein Jäger es von seinem Leid erlösen muss.

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