Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Zu viele Fragezeichen
Gut sechs Wochen verbleiben der CDU und ihrer Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann, um ihren Rückstand aufzuholen. Nach der neuesten Umfrage sind es sieben Prozent auf die Grünen von Regierungschef Winfried Kretschmann. Das wäre auch ohne Coronavirus und mit echtem Wahlkampf eine Herkulesaufgabe. Dieser Tage erscheint es fast schon unmöglich. Trotz leicht sinkender Beliebtheit ist Kretschmann weiterhin enorm populär. Dabei muss es Eisenmanns Ziel sein, ihm jene potenziell eher konservativen Wähler abspenstig zu machen, die vor allem Kretschmann als Person gut finden, nicht aber das insgesamt links orientierte Programm seiner Partei.
Doch was macht die CDU? In einer Zeit, in der es keine Wahlkundgebungen oder Gesprächstermine vor Ort geben kann und darf, werden Wahlplakate platziert, auf denen reihenweise Fragen gestellt werden: „Wollen wir nicht alle beschützt werden?“Oder: „Was macht der Mittelstand von morgen ohne Azubis von heute?“Oder auch: „Wird auch das Auto von morgen von hier kommen?“Das Traurige an der Sache: Im durchaus fundierten Regierungsprogramm, das die CDU unlängst vorgestellt hat, stehen überzeugende Antworten zu all diesen zukunftsträchtigen Themen.
Die spannendste Frage ist nach den aktuellen Umfragewerten somit folgende: Wird der Ministerpräsident von heute auch morgen noch mit der CDU regieren? Zweifel sind angebracht. Kretschmann selbst stehen die Christdemokraten inhaltlich wohl näher als die SPD oder auch die FDP. Bei seinen Südwest-Grünen gab und gibt es aber viel Grummeln über das Regierungsbündnis mit den Konservativen. Der Mehrheit der Partei wäre eine Ampelkoalition mit einer schwachen SPD und ein paar dankbaren Liberalen gewiss lieber. Am Donnerstag hat sich Kretschmann jedenfalls mit Andreas Stoch getroffen. Es ging um Corona und die Schulen. Doch Stoch ist nicht nur SPD-Spitzenkandidat, er ist auch Susanne Eisenmanns Vorgänger an der Spitze des Kultusministeriums. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.