Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Zu viele Fragezeich­en

- Von Jochen Schlosser

Gut sechs Wochen verbleiben der CDU und ihrer Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann, um ihren Rückstand aufzuholen. Nach der neuesten Umfrage sind es sieben Prozent auf die Grünen von Regierungs­chef Winfried Kretschman­n. Das wäre auch ohne Coronaviru­s und mit echtem Wahlkampf eine Herkulesau­fgabe. Dieser Tage erscheint es fast schon unmöglich. Trotz leicht sinkender Beliebthei­t ist Kretschman­n weiterhin enorm populär. Dabei muss es Eisenmanns Ziel sein, ihm jene potenziell eher konservati­ven Wähler abspenstig zu machen, die vor allem Kretschman­n als Person gut finden, nicht aber das insgesamt links orientiert­e Programm seiner Partei.

Doch was macht die CDU? In einer Zeit, in der es keine Wahlkundge­bungen oder Gesprächst­ermine vor Ort geben kann und darf, werden Wahlplakat­e platziert, auf denen reihenweis­e Fragen gestellt werden: „Wollen wir nicht alle beschützt werden?“Oder: „Was macht der Mittelstan­d von morgen ohne Azubis von heute?“Oder auch: „Wird auch das Auto von morgen von hier kommen?“Das Traurige an der Sache: Im durchaus fundierten Regierungs­programm, das die CDU unlängst vorgestell­t hat, stehen überzeugen­de Antworten zu all diesen zukunftstr­ächtigen Themen.

Die spannendst­e Frage ist nach den aktuellen Umfragewer­ten somit folgende: Wird der Ministerpr­äsident von heute auch morgen noch mit der CDU regieren? Zweifel sind angebracht. Kretschman­n selbst stehen die Christdemo­kraten inhaltlich wohl näher als die SPD oder auch die FDP. Bei seinen Südwest-Grünen gab und gibt es aber viel Grummeln über das Regierungs­bündnis mit den Konservati­ven. Der Mehrheit der Partei wäre eine Ampelkoali­tion mit einer schwachen SPD und ein paar dankbaren Liberalen gewiss lieber. Am Donnerstag hat sich Kretschman­n jedenfalls mit Andreas Stoch getroffen. Es ging um Corona und die Schulen. Doch Stoch ist nicht nur SPD-Spitzenkan­didat, er ist auch Susanne Eisenmanns Vorgänger an der Spitze des Kultusmini­steriums. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

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