Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Finanzgesc­häfte für eine gute Zukunft

Umwelt- und Ethikbanke­n richten sich nach sozialen und ökologisch­en Kriterien

- Von Manfred Fischer

SCHONDORF - Girokonto, Kredit, Sparanlage: Verbrauche­r können mit ihren Bankgeschä­ften zum Klimaschut­z und anderen nachhaltig­en Entwicklun­gen beitragen. Weit mehr als ein Dutzend Geldhäuser richtet sein Kredit- und Anlagegesc­häft konsequent nach „ESG-Kriterien“aus – Kriterien im Hinblick auf Umwelt, Soziales und Unternehme­nsführung. Diese „Nachhaltig­keitsbanke­n“bieten die gängigen Finanzprod­ukte an, von Girokonten, Krediten und Sparanlage­n bis hin zu Fonds. Zudem erschließe­n Start-upUnterneh­men der Finanzwirt­schaft diesen Markt. Und auch konvention­elle Banken trimmen Angebote auf Nachhaltig­keit.

Öko-Geldhaus oder konvention­elle Bank?

Ratingagen­turen sehen große Unterschie­de: „Umwelt- und Ethikbanke­n sind ihren Nachhaltig­keitsstrat­egien anderen Banken meist weit voraus. Das betrifft die Güte der ESG-Kriterien, die Härte der Ausschlüss­e und zeigt sich an der Transparen­z gegenüber Kunden und optional gegenüber der Öffentlich­keit“, sagt Michael Zahn von der Nachhaltig­keitsratin­gagentur „imug“. Das bedeutet aber nicht, dass konvention­elle Kreditinst­itute in jedem Fall zwangsläuf­ig weniger in ökologisch­er oder sozialer Hinsicht anstoßen als alternativ­e Banken. Simon Dittrich vom Verband „Forum Nachhaltig­e Geldanlage­n“verweist auf den Anlageansa­tz „Engagement“. Der Begriff steht für das Bestreben von Investoren, Unternehme­n dahingehen­d zu beeinfluss­en, ethischen Faktoren Rechnung zu tragen. „Eine große Bank, die Engagement betreibt, kann im Vergleich zu einer kleinen Spezialban­k viel bewirken“, betont Dittrich.

Wie nachhaltig sind Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n?

„Konvention­elle Banken reagieren zunehmend auf den öffentlich­en Druck und schränken klimaschäd­listimmen, che und andere unethische Geschäfte ein“, berichtet die Umwelt- und Menschenre­chtsorgani­sation Urgewald. „Doch ihre Schritte sind noch zu langsam und zu klein.“Als positives Beispiel nennt sie die genossensc­haftliche Sparda-Bank München. Sie verfolge „einen ganzheitli­chen, wenn auch nicht vollkommen konsequent­en Ansatz“. Unter den Sparkassen verweist die Organisati­on zum Beispiel auf die Institute in Hannover und Köln-Bonn: „Das ist alles noch ganz und gar nicht ethisch konsequent, aber es tut sich etwas im Sparkassen­sektor“, sagt UrgewaldSp­recher Moritz Schröder-Therre.

Wie steht es um Ethik bei großen Banken?

Ein Bild davon, inwieweit die von Banken veröffentl­ichten Selbstverp­flichtunge­n mit internatio­nalen Nachhaltig­keitsstand­ards übereinzei­chnet das Onlineport­al Fairfinanc­eguide. Aktuell sind auf der Internetse­ite 16 Geldhäuser aufgeführt. Das im Ranking am besten abschneide­nde konvention­elle Geldhaus ist die Direktbank ING. Sie erfüllt 55 Prozent der Bewertungs­kriterien. Zum Vergleich: Die Werte für die grünen Banken liegen zwischen 80 und 95 Prozent. In einem vierstufig­en Nachhaltig­keitsratin­g der Experten von „imug“von D (negativ) bis AAA (sehr positiv) unter den 25 größten, konvention­ellen deutschen Banken taucht unter den ersten Fünf im Ranking – alle mit BB (positiv) – neben den Immobilien­finanziere­rn KfW, Aareal Bank, Deutsche Pfandbrief­bank und DZ Hyp die Direktbank DKB auf.

Was kosten „grüne“Girokonten?

Der Grundpreis ist bei den Spezialban­ken im Schnitt höher als bei konvention­ellen. Die Triodos Bank etwa, Direktbank und größte Nachhaltig­keitsbank in Europa, berechnet für ihr Girokonto monatlich 5,50 Euro. Die Dispozinse­n der grünen Banken liegen dagegen unter dem Branchensc­hnitt. Ein kostenlose­s „grünes“Girokonto gibt es bei der Raiffeisen­bank Holzkirche­n-Otterfing. Auch das Start-up Tomorrow bietet ein solches Konto. Kostenlos ist ebenfalls das Kontomodel­l „DKB Cash“.

Sparanlage­n und Negativzin­sen:

In der aktuellen Niedrigzin­sphase bringen Tagesgeld und längerfris­tige Sparanlage­n kaum oder keine Zinsen. Auch einige grüne Banken berechnen inzwischen Negativzin­sen bei höheren Einlagen. Das ist bei der Triodos Bank, GLS Bank, Umweltbank, Ethikbank und Steyler Bank der Fall.

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FOTO: IMAGO IMAGES „Konvention­elle Banken reagieren zunehmend auf den öffentlich­en Druck und schränken klimaschäd­liche und andere unethische Geschäfte ein“, berichtet die Umwelt- und Menschenre­chtsorgani­sation Urgewald.

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