Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
„Leider schlägt auch in diesem Bereich der Profithai zu“
Zu unserem Artikel „SPD-Rätin bekräftigt Kritik an Pflegekonzern“vom 29. Januar hat die Redaktion folgender Leserbrief erreicht:
Ich war bei der öffentlichen Sitzung des Gemeinderats anwesend. Den Vortrag von Frau Fuchs fand ich fundiert und sachlich richtig, wenn auch für meine Begriffe zu brav vorgetragen. Ja, es ist gut, dass sich Organisationen und Einrichtungen auch um die älteren und alten Menschen Sorgen machen. Sie wollen, dass diese Menschen gut versorgt ihren Lebensabend genießen können. Leider schlägt auch in diesem Bereich der Profithai zu. Der DGB und ähnliche Organisationen stellen sicher andere Fragen. Es werden von einer Stadtverwaltung, von Behörden mit Rechtshintergrund, andere Fragen gestellt, wie sie soziale Einrichtungen, Arbeitnehmerinstitutionen stellen.
Die Menschen in solchen Einrichtungen sorgen sich darum, darunter der DGB, ob die Beschäftigten gut ausgebildet sind, die Bezahlung den Tarifen entsprechen und ob die Arbeitsbedingungen den modernsten Erkenntnissen entsprechen. Es ist daher falsch zu sagen, die Stadtverwaltung könne nichts machen und mische sich nicht ein. Es ist daher falsch, den Sprecher von Orpea zu glorifizieren und die Aussagen des DGB-Kreisvorsitzenden als „nicht wahr“hinzustellen. Warum vergleicht man nicht die vom DGB vorgeschlagenen Einrichtungen mit Orpea (und den Tochterfirmen).
Ich fand die Art, wie das Anliegen von Frau Fuchs durch Herrn Bürgermeister abgelehnt wurde, nicht richtig. Wenn die Darstellung von Missständen schon polemisch ist, wenn im Stadtrat nicht einmal abgestimmt werden darf, ob man sich mit diesem Thema ernsthaft beschäftigten soll, dann ist etwas faul im Staate. Es ist die Pflicht des Stadtoberhauptes, alles Erdenkliche dafür zu tun, dass nur Firmen, deren Beschäftigte tarifgerecht bezahlt werden, zum Zuge kommen. Nur dadurch und durch entsprechende Ausstattung wird sichergestellt, dass unsere Opas und Omas gut versorgt sind. Dass solche Maßnahmen auch ein gutes Bild auf die Stadt werfen, ist dabei ein positiver Nebeneffekt.
Nein, es darf nicht sein, dass man den Bürgermeister bitten muss, sich der Sache anzunehmen. Es muss eine Forderung aller sozialen Einrichtungen an die Stadtverwaltung gestellt werden, hier tätig zu werden.
Rudolf Christian, Sigmaringen