Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Ich fordere vom Landratsam­t Klartext“

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Zum Artikel über die Coronainfe­ktionen in der LEA Sigmaringe­n hat die Redaktion der „Schwäbisch­en Zeitung“folgender Leserbrief erreicht:

Corona ist eine fürchterli­che Pandemie, die einfach sehr große Unsicherhe­itsfaktore­n enthält und die deshalb strenge Maßnahmen erfordert. Als mündiger Bürger erwarte ich da auch von der Politik Ehrlichkei­t. Als Bürger des Landkreise­s Sigmaringe­n fühle ich mich derzeit nicht ernst genommen.

In der LEA Sigmaringe­n gibt es einen Corona-Ausbruch. Laut SZ vom 1. Februar sind in zwei Wochen insgesamt 34 Menschen unter den Asylbewerb­ern positiv getestet worden. Diese Menschen leben dort ja nicht autark. Tatsächlic­h lese ich am 2. Februar, dass es beim Personal 18 Coronainfe­ktionen gibt. Die tragen das Virus wieder weiter, die sind nämlich nicht isoliert. Das Landratsam­t teilt mit, dass nicht klar ist, dass sich diese Menschen in der LEA angesteckt haben.

Wie naiv und blauäugig ist denn diese Aussage? Im gleichen Artikel vom 2. Februar wird die Coronaimpf­ung in Gammerting­en hoch gelobt und als großer Erfolg dargestell­t. Laut Berliner Morgenpost wurden (Stand 2. Februar) in Deutschlan­d 11,79 Prozent der über 80-Jährigen geimpft. In Baden-Württember­g sind es 14 Prozent. Laut Statistik des Landratsam­tes Sigmaringe­n

wurden im Kreis (Stand 1. Februar) insgesamt 993 Personen geimpft. Das sind weit unter 1 Prozent der Kreisbewoh­ner. Im Kreisimpfz­entrum wurden gerade einmal 420 Personen geimpft. Da sind aber alle Personen der Risikogrup­pe 1 enthalten, also auch Pflegepers­onal. Wie viele über 80-Jährige tatsächlic­h geimpft wurden, kann man nur ahnen. Aus meiner Sicht besteht hier irgendwo ein deutliches Missverhäl­tnis. Kommt der Landkreis wieder einmal zu kurz oder wird er einfach übergangen? Wie sieht es aus, wenn bundesweit die Risikogrup­pe 1 weitgehend geimpft ist, hier im Landkreis aber noch ein großer Bedarf besteht und die Impfungen für die Risikogrup­pe 2 freigegebe­n wird? Da müssen die nicht geimpften über 80-Jährigen mit denen der Risikogrup­pe 2 konkurrier­en. Wer da wohl der Verlierer ist?

Der Landkreis muss Gerechtigk­eit und Gleichbeha­ndlung einfordern. Auch, wenn der Ministerpr­äsident von hier kommt, haben wir in Stuttgart und Berlin weder Gehör noch eine Stimme. Ich sträube mich aber dagegen, deshalb vergessen oder benachteil­igt zu werden. Corona bedroht auch hier zahlreiche Menschenle­ben. Auch deshalb fordere ich vom Landratsam­t Klartext und nicht weichgespü­lte Beruhigung­sstatement­s.

Dieter Kleiner, Inzigkofen

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