Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Behörden heben Tempo-70-Zone auf
Bei Mendelbeuren gibt es laut Landratsamt keine sicherheitsrelevanten Gründe für ein Tempolimit
ALTSHAUSEN - Seit Ende Januar ist die Tempo-70-Zone auf der B 32 bei Mendelbeuren aufgehoben. Bürgermeister Patrick Bauser ärgert sich nicht nur über die Entscheidung, sondern auch darüber, dass die Gemeinde vor vollendete Tatsachen gestellt statt einbezogen wurde.
Im Planfeststellungsbeschluss vom Dezember 2013 war die Geschwindigkeitsbeschränkung bei Mendelbeuren zunächst vorgesehen. Allerdings unter dem Vorbehalt, dass diese nach dem Ausbau der Bundesstraße überprüft werden soll. Bei einer Verkehrsschau haben im Juli Vertreter des Polizeipräsidiums Ravensburg, des Landratsamtes Ravensburg und des Regierungspräsidiums Tübingen vor Ort die Lage beurteilt. Das Ergebnis laut Selina Nussbaumer, Pressesprecherin im Landratsamt: „Nach Ansicht der Teilnehmer sind keine sicherheitsrelevanten Abweichungen des Ausbauzustandes oder eine Gefahrenlage festzustellen, welche eine Beschränkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 70 Kilometer pro Stunde rechtfertigen würden.“Im November habe das Regierungspräsidium in einem ergänzenden Planfeststellungsbeschluss entschieden, dass es in dem Kreuzungsbereich kein Tempolimit mehr geben wird, also 100 Kilometer pro Stunde erlaubt sind. Laut der Behördensprecherin gibt es auch keine Bedenken wegen der Schulbusse, die dort auf die Bundesstraße einbiegen. „Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass es bei ausbiegenden Schulbussen Probleme gibt. Bei der Einmündung der Kreisstraße in die B 32 sind in beide
Fahrtrichtungen Anfahrsichtweiten von mehr als 200 Meter vorliegend“, heißt es auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. Seit Ende Januar sind die Schilder abgebaut, die Gemeinde wurde vom Landratsamt über die Änderung informiert. Am Verfahren seien nur die betroffenen Straßenbaulastträger Bund, Land und Kreis beteiligt gewesen.
„Wir werden uns dagegen wehren“, kündigt Bürgermeister Patrick Bauser im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“an. Er befürchtet, dass es ohne die Geschwindigkeitsbeschränkung nun zu schweren oder gar tödlichen Unfällen in dem Bereich kommt. „Aus Ravensburg kommend beginnt dort die Überholspur und es ist zu erwarten, dass Pkw-Fahrer mit Lastwagen vor sich dort ausscheren und aufs Gaspedal drücken. Das macht das Abbiegen auf die Bundesstraße gefährlich“, begründet Bauser. Von der Kreisstraße müssen unter anderem die Einwohner aus Mendelbeuren, Ingenhart und Stuben auf die Bundesstraße einfahren. Was den Bürgermeister besonders ärgert: Die Bushaltestelle wurde für beide Fahrtrichtungen eigens abseits der Bundesstraße verlegt, um eine höhere Sicherheit zu gewährleisten. „Dafür werden wir jetzt bestraft, denn bei Vorsee ist die Bushaltestelle an der Straße und dort bleibt es dadurch bei Tempo 70“, sagt Bauser. Auch wenn die Gemeinde als Straßenbaulastträger nicht direkt betroffen sei, hätte er sich eine Beteiligung gewünscht. „So werden wir vor vollendete Tatsachen gestellt. Da mit Widerstand von uns zu rechnen war, hat es den Anschein, dass wir bewusst außen vor gelassen wurden“, kritisiert der Bürgermeister.