Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Weiden bei der Donaubühne fallen
Das Fürstenhaus erklärt die Gründe für die Fällaktion.
SIGMARINGEN - Der Donauradweg bei der Burgstraße ist mit Bauzäunen abgesperrt. Von beiden Seiten ist der Zugang zur Donaubühne unmöglich. Die Forstarbeiter des Fürsten sind mit schwerem Gerät und allerlei Motorsägen angerückt. Die schon vor Monaten angekündigte Fällaktion beginnt am Montagmorgen.
Beim Richtfest für Karls Hotel im August vergangenen Jahres hatten die Investoren angekündigt, dass einige der Weiden, die zwischen dem Hotel und der Donau stehen, weichen müssen. Ein gutes halbes Jahr später heulen die Motorsägen.
Der erste mächtige Baum, der direkt vor der Donaubühne stand, fällt bereits um kurz vor 9 Uhr. Die drei Weiden schräg gegenüber, die als Gruppe wuchsen und am Rande der Donaubühne standen, sind als nächstes an der Reihe. Bis zum Mittag sind die Arbeiten erledigt.
Übrig bleiben die Baumstümpfe und ein Haufen mit gestapelten Ästen. Auf dem Radweg vor der Donaubühne
sind die Spuren des Traktors zu erkennen, der die Äste mit seinem Greifer stapelte. Am Rande des Stapels verdeutlichen zwei Baumstücke die kolossale Größe der Weiden.
Thomas Kanjar, der Leiter des fürstlichen Immobilienbetriebs, kann nicht genau sagen, wie alt die gefällten Bäume waren. „Sie dürften circa 60 bis 70 Jahre alt gewesen sein“, schätzt Kanjar, der in der Unternehmensgruppe den Bau des Hotels steuert. Das Fürstenhaus ist zur Hälfte an der Investition beteiligt, der zweite Investor ist BootshausWirt Soufyen Charni, der das Hotel auch betreiben wird. Das Grundstück,
auf dem die Bäume standen, befindet sich im Besitz des Adelshauses.
Den Grund für die Rodung erklärt Kanjar mit dem fortgeschrittenen Alter und dem angeschlagenen Zustand der Bäume. „Als die Bäume belaubt waren, konnte man sehen, dass sie großflächig nicht mehr Grün waren“, erklärt
Kanjar. Zudem beschreibt der
Leiter der Immobilienabteilung Risse im Kern der Weiden und eine Baumfäule, die die Fällung notwendig gemacht hätten. „Wir müssen unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen“, so Kanjar.
Der Radweg werde von Tausenden Menschen genutzt und die Donaubühne solle nach der Pandemie wieder stärker bespielt werden. „Wenn da Äste herunterfallen, kann es böse ausgehen.“Dass die Weiden gefällt wurden, um die Aussicht der Hotelgäste aufs Schloss zu verbessern? Kanjar sagt dazu: „Das ist ein Nebeneffekt, aber nicht der Hauptgrund.“
Zudem macht er deutlich, dass auf dem Grundstück eine Reihe von neuen Bäumen gepflanzt werde. Die Investoren haben sich für hochstämmige Obstbäume entschieden, die Äpfel, Quitten oder Kirschen tragen. Vergangenen Herbst wurden die Bäume im Naturschutzzentrum in Beuron erworben. „Wir machen das, weil wir es wollen, nicht weil wir es müssen.“
Karls Hotel kann laut dem Internetportal ab 12. April gebucht werden. Wann das Hotel jedoch tatsächlich öffnet, hängt davon ab, ob Corona die Eröffnung überhaupt ermöglicht.
Doch zuvor muss auch noch die Donaubühne um zwei Stufen verkleinert werden. Und die Überreste der riesigen Bäume warten nun auf ihren Abtransport.
„Wir machen das, weil wir es wollen“, sagt Thomas Kanjar vom Fürstenhaus über die neuen Bäume.