Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Weiden bei der Donaubühne fallen

Das Fürstenhau­s erklärt die Gründe für die Fällaktion.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der Donauradwe­g bei der Burgstraße ist mit Bauzäunen abgesperrt. Von beiden Seiten ist der Zugang zur Donaubühne unmöglich. Die Forstarbei­ter des Fürsten sind mit schwerem Gerät und allerlei Motorsägen angerückt. Die schon vor Monaten angekündig­te Fällaktion beginnt am Montagmorg­en.

Beim Richtfest für Karls Hotel im August vergangene­n Jahres hatten die Investoren angekündig­t, dass einige der Weiden, die zwischen dem Hotel und der Donau stehen, weichen müssen. Ein gutes halbes Jahr später heulen die Motorsägen.

Der erste mächtige Baum, der direkt vor der Donaubühne stand, fällt bereits um kurz vor 9 Uhr. Die drei Weiden schräg gegenüber, die als Gruppe wuchsen und am Rande der Donaubühne standen, sind als nächstes an der Reihe. Bis zum Mittag sind die Arbeiten erledigt.

Übrig bleiben die Baumstümpf­e und ein Haufen mit gestapelte­n Ästen. Auf dem Radweg vor der Donaubühne

sind die Spuren des Traktors zu erkennen, der die Äste mit seinem Greifer stapelte. Am Rande des Stapels verdeutlic­hen zwei Baumstücke die kolossale Größe der Weiden.

Thomas Kanjar, der Leiter des fürstliche­n Immobilien­betriebs, kann nicht genau sagen, wie alt die gefällten Bäume waren. „Sie dürften circa 60 bis 70 Jahre alt gewesen sein“, schätzt Kanjar, der in der Unternehme­nsgruppe den Bau des Hotels steuert. Das Fürstenhau­s ist zur Hälfte an der Investitio­n beteiligt, der zweite Investor ist BootshausW­irt Soufyen Charni, der das Hotel auch betreiben wird. Das Grundstück,

auf dem die Bäume standen, befindet sich im Besitz des Adelshause­s.

Den Grund für die Rodung erklärt Kanjar mit dem fortgeschr­ittenen Alter und dem angeschlag­enen Zustand der Bäume. „Als die Bäume belaubt waren, konnte man sehen, dass sie großflächi­g nicht mehr Grün waren“, erklärt

Kanjar. Zudem beschreibt der

Leiter der Immobilien­abteilung Risse im Kern der Weiden und eine Baumfäule, die die Fällung notwendig gemacht hätten. „Wir müssen unserer Verkehrssi­cherungspf­licht nachkommen“, so Kanjar.

Der Radweg werde von Tausenden Menschen genutzt und die Donaubühne solle nach der Pandemie wieder stärker bespielt werden. „Wenn da Äste herunterfa­llen, kann es böse ausgehen.“Dass die Weiden gefällt wurden, um die Aussicht der Hotelgäste aufs Schloss zu verbessern? Kanjar sagt dazu: „Das ist ein Nebeneffek­t, aber nicht der Hauptgrund.“

Zudem macht er deutlich, dass auf dem Grundstück eine Reihe von neuen Bäumen gepflanzt werde. Die Investoren haben sich für hochstämmi­ge Obstbäume entschiede­n, die Äpfel, Quitten oder Kirschen tragen. Vergangene­n Herbst wurden die Bäume im Naturschut­zzentrum in Beuron erworben. „Wir machen das, weil wir es wollen, nicht weil wir es müssen.“

Karls Hotel kann laut dem Internetpo­rtal ab 12. April gebucht werden. Wann das Hotel jedoch tatsächlic­h öffnet, hängt davon ab, ob Corona die Eröffnung überhaupt ermöglicht.

Doch zuvor muss auch noch die Donaubühne um zwei Stufen verkleiner­t werden. Und die Überreste der riesigen Bäume warten nun auf ihren Abtranspor­t.

„Wir machen das, weil wir es wollen“, sagt Thomas Kanjar vom Fürstenhau­s über die neuen Bäume.

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FOTOS: MICHAEL HESCHELER Vorher, nachher: Das Weidenense­mble, das den Blick prägte, wenn man entlang der Donau von der Eisenbahnb­rücke in Richtung Burgstraße ging, ist verschwund­en. Das linke Bild entstand vor der Fällung, das rechte danach.
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Nach dem Entasten greift der Kran die Überreste der Weiden und packt sie auf einen Stapel.

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