Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Verkäuferin greift beherzt zum Pfefferspray
Damit schlägt sie drei Männer in die Flucht, die Parfüm erbeutet haben und jetzt von der Polizei gesucht werden
MENGEN - Nach dem Überfall auf die Mengener Drogerie und Parfümerie Manter am Freitagabend hat die Kriminalpolizei Friedrichshafen die Ermittlungen aufgenommen. Die Polizeibeamten hoffen, dass Zeugen Hinweise auf die drei Männer geben können, die eine Verkäuferin mit einer Waffe bedroht hatten und mit hochwertigem Parfüm aus dem Laden flohen. Laut Waltraud Manter, Inhaberin der Parfümerie, ist die Verkäuferin mit einem Schrecken davongekommen und will ab Dienstag wieder arbeiten.
Es war schon nach Geschäftsschluss, als die drei Männer den Laden am Freitagabend gegen 18.10 Uhr betraten. Die Verkäuferin, die entgegen der Polizeimeldung vom Wochenende nicht 72 Jahre sondern rund 20 Jahre jünger ist, war hinter der Verkaufstheke mit letzten Arbeitsschritten beschäftigt und wollte das Geschäft in den nächsten Minuten abschließen. Außer ihr befand sich niemand im Laden. Weil sie in ihren Räumen auch Reformhausprodukte anbietet, darf die Parfümerie auch während des aktuellen Lockdowns geöffnet haben. Sie steht damit auf einer Stufe mit Drogerien.
„Dass sie sich direkt an der Kasse befand, war für meine Angestellte ein Glück“, sagt Waltraud Manter. So hätte sie einmal die wegen der Corona-Pandemie eingebaute Schutzscheibe zwischen sich und den Tätern gehabt und sowohl den Notfallknopf als auch ein Pfefferspray in Reichweite gehabt. Während ein etwa 1,80 Meter großer Mann in grüner Flecktarnjacke und dunkler Jogginghose die Verkäuferin mit einer Waffe bedrohte, griffen seine dunkel gekleideten und kleineren Komplizen nach Parfümflaschen im Wert von mehreren Hundert Euro und verstauten sie in einem Rucksack. „Weil alle drei Sturmhauben trugen, ließ sich das Alter leider nicht gut schätzen“, sagt Manter.
Die Verkäuferin hätte den Notfallknopf unter der Theke, bei dem über ein Sicherheitswachsystem die Polizei alarmiert wird, in der Aufregung nicht gleich gefunden. Deshalb habe sie beherzt zum Pfefferspray gegriffen und es in Richtung des Mannes mit der Waffe gesprüht. „Sie konnte nicht erkennen, ob es sich um eine richtige Pistole handelte und hat deshalb sehr couragiert gehandelt“, so Manter. Das Trio sei daraufhin schnell geflüchtet. Die Polizei, die umgehend verständigt wurde, leitete sofort die Fahndung ein. Mehrere Polizeistreifen waren beteiligt, konnten die Täter aber nicht aufgreifen.
Am Montag ist die Verkäuferin zu Hause geblieben. „Ich habe aber nach einem Gespräch das Gefühl, dass sie den Schock relativ gut überwunden hat“, sagt ihre Chefin. „Am
Dienstag möchte sie wieder zur Arbeit kommen.“Die Drogerie habe ganz normal geöffnet.
Die für die Filialen in Sigmaringen und Bad Saulgau vorgesehenen Räumungsverkäufe konnten wegen des Lockdowns nicht wie geplant stattfinden. „In Bad Saulgau sind wir deshalb noch einmal in das ehemalige Friseurgeschäft neben unseren alten Räumen umgezogen und werden dort den Abverkauf organisieren, sobald es möglich ist.“In Mengen sollen Reformhaus und Parfümerie noch länger bleiben. „Die Stadt hat zwar Pläne für die Gebäude am Riedlinger Tor, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis da etwas passiert“, schätzt Waltraud Manter die Lage ein.
Zeugen,
die Hinweise auf die Täter oder zur Tat geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei in Friedrichshafen unter Telefon 07541/7010 zu melden.