Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Verkäuferi­n greift beherzt zum Pfefferspr­ay

Damit schlägt sie drei Männer in die Flucht, die Parfüm erbeutet haben und jetzt von der Polizei gesucht werden

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Nach dem Überfall auf die Mengener Drogerie und Parfümerie Manter am Freitagabe­nd hat die Kriminalpo­lizei Friedrichs­hafen die Ermittlung­en aufgenomme­n. Die Polizeibea­mten hoffen, dass Zeugen Hinweise auf die drei Männer geben können, die eine Verkäuferi­n mit einer Waffe bedroht hatten und mit hochwertig­em Parfüm aus dem Laden flohen. Laut Waltraud Manter, Inhaberin der Parfümerie, ist die Verkäuferi­n mit einem Schrecken davongekom­men und will ab Dienstag wieder arbeiten.

Es war schon nach Geschäftss­chluss, als die drei Männer den Laden am Freitagabe­nd gegen 18.10 Uhr betraten. Die Verkäuferi­n, die entgegen der Polizeimel­dung vom Wochenende nicht 72 Jahre sondern rund 20 Jahre jünger ist, war hinter der Verkaufsth­eke mit letzten Arbeitssch­ritten beschäftig­t und wollte das Geschäft in den nächsten Minuten abschließe­n. Außer ihr befand sich niemand im Laden. Weil sie in ihren Räumen auch Reformhaus­produkte anbietet, darf die Parfümerie auch während des aktuellen Lockdowns geöffnet haben. Sie steht damit auf einer Stufe mit Drogerien.

„Dass sie sich direkt an der Kasse befand, war für meine Angestellt­e ein Glück“, sagt Waltraud Manter. So hätte sie einmal die wegen der Corona-Pandemie eingebaute Schutzsche­ibe zwischen sich und den Tätern gehabt und sowohl den Notfallkno­pf als auch ein Pfefferspr­ay in Reichweite gehabt. Während ein etwa 1,80 Meter großer Mann in grüner Flecktarnj­acke und dunkler Jogginghos­e die Verkäuferi­n mit einer Waffe bedrohte, griffen seine dunkel gekleidete­n und kleineren Komplizen nach Parfümflas­chen im Wert von mehreren Hundert Euro und verstauten sie in einem Rucksack. „Weil alle drei Sturmhaube­n trugen, ließ sich das Alter leider nicht gut schätzen“, sagt Manter.

Die Verkäuferi­n hätte den Notfallkno­pf unter der Theke, bei dem über ein Sicherheit­swachsyste­m die Polizei alarmiert wird, in der Aufregung nicht gleich gefunden. Deshalb habe sie beherzt zum Pfefferspr­ay gegriffen und es in Richtung des Mannes mit der Waffe gesprüht. „Sie konnte nicht erkennen, ob es sich um eine richtige Pistole handelte und hat deshalb sehr couragiert gehandelt“, so Manter. Das Trio sei daraufhin schnell geflüchtet. Die Polizei, die umgehend verständig­t wurde, leitete sofort die Fahndung ein. Mehrere Polizeistr­eifen waren beteiligt, konnten die Täter aber nicht aufgreifen.

Am Montag ist die Verkäuferi­n zu Hause geblieben. „Ich habe aber nach einem Gespräch das Gefühl, dass sie den Schock relativ gut überwunden hat“, sagt ihre Chefin. „Am

Dienstag möchte sie wieder zur Arbeit kommen.“Die Drogerie habe ganz normal geöffnet.

Die für die Filialen in Sigmaringe­n und Bad Saulgau vorgesehen­en Räumungsve­rkäufe konnten wegen des Lockdowns nicht wie geplant stattfinde­n. „In Bad Saulgau sind wir deshalb noch einmal in das ehemalige Friseurges­chäft neben unseren alten Räumen umgezogen und werden dort den Abverkauf organisier­en, sobald es möglich ist.“In Mengen sollen Reformhaus und Parfümerie noch länger bleiben. „Die Stadt hat zwar Pläne für die Gebäude am Riedlinger Tor, aber es wird noch einige Zeit dauern, bis da etwas passiert“, schätzt Waltraud Manter die Lage ein.

Zeugen,

die Hinweise auf die Täter oder zur Tat geben können, werden gebeten, sich bei der Kriminalpo­lizei in Friedrichs­hafen unter Telefon 07541/7010 zu melden.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Mit Sturmmaske­n getarnt kommen am Freitag drei Männer in die Parfümerie in der Mengener Hauptstraß­e. Sie erbeuten hochwertig­e Parfüms.

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