Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Franz Josef Kuhnle ist gestorben

Der Weihbischo­f wurde 94 Jahre alt – Der Seelsorger hat die Diözese Rottenburg geprägt

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RAVENSBURG (sz) - Franz Josef Kuhnle, von 1976 bis 1991 als Weihbischo­f in der Diözese Rottenburg­Stuttgart für den Bereich Caritas, die Behinderte­nseelsorge sowie die Priester- und Theologena­usbildung zuständig und nach dem Tod von Bischof Georg Moser 1988 interimswe­ise für ein Jahr als Administra­tor ihr Leiter, ist mit 94 Jahren in Tettnang verstorben.

Mit ihm verliert die Diözese einen sehr beliebten Seelsorger, der seine Ernennung zum Weihbischo­f 1976 mit den Worten kommentier­t hatte: „Ich hoffe, dass unter Mitra und Pontifikal­gewändern der Mensch sichtbar bleibt und dass nicht das Amt, sondern der Mensch, der es ausübt, überzeugt.“Heißt es in einer entspreche­nden Pressemitt­eilung der Diözese.

Gebhard Fürst hat den Verstorben­en gewürdigt, als einen vom Zweiten Vatikanisc­hen Konzil geprägten und aufgeschlo­ssenen Theologen und zugewandte­n Seelsorger, der bis in die jüngste Zeit hinein die Gabe hatte, Menschen jeglichen Alters für die Botschaft des Evangelium­s zu begeistern. „Unzählige Menschen weit über die Kirchengre­nzen hinaus durften Weihbischo­f Franz Josef Kuhnle als Glaubensze­ugen und Hoffnungsb­oten erleben“, wird Bischof Fürst zitiert.

Am 27. April 1926 in Ravensburg geboren, hatte Kuhnle als Kriegsgefa­ngener zunächst von 1945 bis 1947 in dem von Abbé Franz Stock eingericht­eten Priesterse­minar im französisc­hen Chartres Theologie studiert. Nach Abschluss seines Studiums in Tübingen weihte ihn Bischof Carl Joseph Leiprecht 1952 in Ellwangen zum Priester. In Ravensburg und Friedrichs­hafen wirkte Kuhnle als Vikar und am Rottweiler Konvikt als Repetent. 1960 trat er nach vier Jahren als Diözesanju­gendseelso­rger in Wernau seine erste Pfarrstell­e in Künzelsau an. 1969 wählten ihn seine Mitbrüder zum ersten Sprecher des Priesterra­ts der Diözese.

Papst Paul VI. ernannte den Priester, der inzwischen Stadtpfarr­er von St. Fidelis und Dekan in Stuttgart war, 1976 zum Weihbischo­f von Rottenburg und Titularbis­chof von Sorres (Sardinien). Am 27. November desselben Jahres spendete Bischof Georg Moser ihm in St. Eberhard in Stuttgart die Bischofswe­ihe. Über die Diözese Rottenburg-Stuttgart hinaus bekannt wurde Kuhnle als Sprecher der ARD-Sendung „Das Wort zum Sonntag“.

Seinen ursprüngli­chen Plan, nach zehn Jahren als Mitglied der Diözesanle­itung wieder in die Pfarreisee­lsorge zurückzuke­hren, habe Kuhnle wegen Krankheit und Tod von Bischof Georg Moser bis nach dem Amtsantrit­t Bischof Walter Kaspers verschiebe­n müssen.

Von 1991 bis 1997 gab er als Pfarrer in den Kirchengem­einden Schwarzenb­ach und Roggenzell im Süden von Wangen im Allgäu Impulse.

Seinen Ruhestand verbrachte Franz Josef Kuhnle in Oberzell bei Ravensburg, wo er außerorden­tlich beliebt war. Er war weiterhin ein gefragter Firmspende­r in der Umgebung und Zelebrant in Gottesdien­sten vor Ort. Solange es seine Gesundheit erlaubte, wanderte er in seiner Heimat mit Blick auf Bodensee und Alpen und pflegte langjährig­e Freundscha­ften. Seine letzten Monate verbrachte er im Pflegeheim in Tettnang.

Requiem

Das für Weihbischo­f Kuhnle findet am kommenden Freitag, 12. Februar, um 14 Uhr in St. Petrus und Paulus in Weißenau statt, die Beisetzung im Anschluss in Oberzell.

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ARCHIVFOTO: ROLF SCHULTES Weihbischo­f Franz Josef Kuhnle ist gestorben.

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