Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neues System soll Wasserverl­ust mindern

2020 ist mehr als die Hälfte des Wassers davongeflo­ssen – Jetzt kann der Bauhof reagieren

- Von Mareike Keiper

SIGMARINGE­NDORF - Etwa die Hälfte des Wassers in Sigmaringe­ndorf ist im vergangene­n Jahr nicht bei den Haushalten angekommen. Es handelt sich um 171 000 Kubikmeter, die durch Lecks weggefloss­en sind – das seien etwa 20 000 Euro, wie Bürgermeis­ter Philip Schwaiger erläutert. Weil diese Zahl in den vergangene­n Jahren stetig gestiegen ist, hat die Gemeinde bereits 2020 beschlosse­n, mit einem neuen System zu intervenie­ren. Dieses System wird momentan eingebaut und soll schon ab nächster Woche die Lecks finden.

70 sogenannte Datenlogge­r werden gerade im Abstand von durchschni­ttlich 150 Metern von der Firma Gutermann Technology in der ganzen Gemeinde eingebaut, und zwar auf die Wasserrohr­e, erklärt Bauhofchef Norbert Gihr. Mithilfe von Sensoren scannen sie die Abschnitte zwischenei­nander, insbesonde­re nachts, wenn es auf den Straßen ruhiger ist, und melden so dem Bauhof über zwei Antennen schnell, wenn ein Leck entsteht. Die Antennen befinden sich laut Gihr auf dem Wasserturm und der Alten Schule in Lauchertha­l – den höchsten erreichbar­en Punkten. „Wir haben das schon getestet, alle Logger haben Empfang“, sagt der Bauhofleit­er. Die Mitarbeite­r des Bauhofs, zumeist Gihr, schauen künftig täglich nach, ob die Logger neue Rohrbrüche melden und können im Fall der Fälle zügig reagieren.

Zum Vergleich: Bisher mussten Gihr und sein Team zwar auch täglich den Computer checken, allerdings schauten sie auf den Wasserverb­rauch. Steigt er, habe sich Gihr auf gut Glück auf die Suche begeben, ausgestatt­et mit einer Glocke und Kopfhörern, um das Rauschen unter dem Asphalt ausfindig zu machen. „Meistens hatte ich eine Vorahnung, wo es sein könnte, denn in manchen Straßen sind die Rohre besonders alt“, sagt er. Manchmal geht es also schnell. „Doch ich habe auch schon Wochen gebraucht, um das Leck zu finden“, fügt Gihr an. Lediglich den Bereich Hüttenberg könne er meistens ausschließ­en, denn dieser beziehe Wasser vom Wasserturm, wodurch sich Schäden an den Rohren anhand anderer Werte bemerkbar machen.

Die endlose Suche soll durch das Logger-System nun ein Ende haben. Ursprüngli­ch hatte die Gemeinde zwar Wassermess­schächte geplant gehabt, doch das Logger-System sei besser. Auch in anderen Gemeinden der Region, wie Stetten am kalten Markt oder Albstadt, kommt das System zum Einsatz. Die Kosten belaufen sich ersten Hochrechnu­ngen zufolge auf etwa 56 000 Euro, darüber hinaus fallen 1000 Euro jährlich für die Instandhal­tung an. Alle fünf bis sieben Jahre müssen die Batterien an allen Loggern gewechselt werden, was wiederum 5500 Euro kostet, wie die Firma Gutermann bei einer Gemeindera­tssitzung im Dezember mitteilte. Auch Scheer lässt das System derzeit einbauen, denn dort sei der Wasserverl­ust noch höher als in Sigmaringe­ndorf, so Gihr.

Obwohl der Bauhofchef weiß, wie das System funktionie­rt, zeigt er sich gespannt von der neuen Alltagspra­xis – und gibt sich auch etwas skeptisch. „Ich werde erst einmal mit dem alten Gerät testen, ob das so stimmt“, sagt er. Ziel, so Schwaiger, sei es, den Wasserverl­ust auf 20 Prozent zu senken: „Das ist normal.“Für dieses Jahr sei aber erst einmal angepeilt, zu Mitte 30 Prozent zu gelangen – ein erster Schritt.

„Wir haben das schon getestet, alle Logger haben Empfang“, sagt Norbert Gihr, der Leiter des Bauhofs in Sigmaringe­ndorf.

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FOTO: MAREIKE KEIPER Etwa 70 Loggerpunk­te sind in der ganzen Gemeinde verteilt, wie Bauhofleit­er Norbert Gihr (links) und Bürgermeis­ter Philip Schwaiger zeigen. In ihren Händen halten sie die Logger.

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