Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hochkonjun­ktur im Bunker

- Untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Soll niemand sagen, dass es nicht auch in Anbetracht der globalisie­rten Virenkatas­trophe Krisengewi­nner gibt. Der AmazonGrün­der Jeff Bezos zum Beispiel hält gerade nach ein paar neuen Planeten Ausschau, weil ihm unsere irdische Welt ja praktisch schon gehört. Expansion ist für den findigen Kaufmann eine extraterre­strische Angelegenh­eit. Am besten wäre ein bereits bewohnter Stern, weil Mondgestei­n oder Marskrater bestellen halt keinen Krimskrams im Internet.

Viele Anbieter von Gütern, die im Falle eines handelsübl­ichen Jüngsten Tages gebraucht werden, können sich vor Aufträgen kaum retten. Es herrscht Weltunterg­angs-Ausverkauf. Ganz oben auf Einkaufsli­sten von Pessimiste­n stehen Inneneinri­chtungen für Bunker sowie extrem lang haltbare Lebensmitt­el, zum Beispiel Bifi-Salami und Zwieback. Anbieter wie „Sicher satt“oder „Fluchtruck­sack.de“empfehlen zur Krisenvors­orge etwa Plastikbeu­tel mit Trinkwasse­r – der halbe Liter für 3,95 Euro. Oder Büchsenbro­t für stolze 5,80 Euro das Kilo.

Das beweist, dass Krisen kostspieli­ge Veranstalt­ungen sind. Das Dumme an teuren Investitio­nen in Notkost: Es lohnt sich nur dann, wenn die Apokalypse auch tatsächlic­h eintritt. Dabei waren Weltunterg­angstermin­e in den vergangene­n 10 000 Jahren höchst unzuverläs­sig. Luther glaubte, 1532 werde es so weit sein. Nostradamu­s soll 1999 genannt haben. 2012 hätte gemäß des MayaKalend­ers endgültig Feierabend sein sollen. Neue apokalypti­sche Termine stehen schon fest. Solange uns das Ende prophezeit wird, dürfen wir getrost auf eine Zukunft hoffen.

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FOTO: JOCHEN TACK/IMAGO IMAGES Guten Appetit! Die Kiste für die Apokalypse.

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