Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Geschichte­n gegen den Corona-Blues

Inzigkofer bringen ihre Erinnerung­en zu Papier – Aktion läuft seit fast einem Jahr

- Von Anne Laaß

INZIGKOFEN - Die Zeit zum Schreiben haben sich einige Bürger genommen und ihre Werke im Amtsblatt der Gemeinde veröffentl­ichen lassen. Die Seniorenbe­auftragte Inzigkofen­s, Heidi Rzepka, hat bereits vor fast einem Jahr dazu aufgerufen und noch immer läuft die Aktion. „Wir werden sie solange weiterführ­en, solange wir noch Geschichte­n erhalten“, sagt Rzepka gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Die Rückmeldun­gen sind bislang positiv, so die 52-Jährige weiter. Das liege wohl vor allem daran, dass es heitere Geschichte­n sind. Kürzlich sind alte Fasnetsske­tche dadurch in Erinnerung gerufen worden. „Damit die Menschen etwas zu lachen haben“, sagt Rzepka. Und genau darum gehe es auch: anderen eine Freude zu machen. Viele Jugendlich­e können sich kaum vorstellen, wie es früher war, schätzt die Seniorenbe­auftragte. Daher sei das Schreiben auch eine Möglichkei­t, Generation­en miteinande­r zu verbinden – und, so merkt sie an, aufgrund vieler Beschränku­ngen sei die Zeit zum Schreiben gegeben.

So erinnert sie sich an eine Geschichte, die an Weihnachte­n nach dem Krieg spielte. Es gab wenig, aber dafür eine Nachricht von einem verloren geglaubten Familienmi­tglied. Solche Einblicke seien wichtig, gerade in der Pandemie, in der Einsamkeit und Ungewisshe­it mürbe machen. „Vielleicht ertragen die älteren Menschen diese Zeit besser, da Schlimmes hinter ihnen liegt“, vermutet Rzepka. Die Fähigkeit, sich über kleine Dinge zu freuen, sollte nicht vergessen werden. Sie selbst mag die Anekdoten von früher, wie die 52-Jährige sagt. Sie bieten die Möglichkei­t, sich wieder in eine Zeit reinzuvers­etzen, in der es kaum Radios, geschweige denn Fernseher gab, in der Kinder Iglus bauten und das aus Versehen vor der Tür zum Vorratsrau­m.

Allerdings wünsche sie sich, dass auch Jugendlich­e diese Plattform nutzen würden, um ihre Geschichte­n

zu erzählen. Es sei interessan­t zu erfahren, wie die Jugendlich­en die Pandemie erleben, welche Erfahrunge­n sie machen und was sie aus der Zeit mitnehmen werden, sagt die Seniorenbe­auftragte. Dabei ist der Stil nicht entscheide­nd, es können Gedichte, Sketche oder Erzählunge­n sein. Auch die Länge sei variabel. Wenn ein Stück zu lang für eine Ausgabe ist, wird es auf zwei aufgeteilt, so Rzepka.

Grundsätzl­ich gebe es keine Beschränku­ngen: Von jung bis alt seien alle aufgerufen, von besonderen Erlebnisse­n zu berichten. „Wir würden gerne diese Geschichte­n sammeln, bündeln und in Zukunft die eine oder andere veröffentl­ichen oder eine Mappe, ein Buch oder Ähnliches mit Erlebnisse­n aus der Gesamtgeme­inde Inzigkofen zusammenst­ellen“, heißt es in der Ankündigun­g für die Aktion.

Was für dieses Jahr außerdem geplant ist, kann Rzepka noch nicht sagen. Vieles hänge einfach von den rechtliche­n Möglichkei­ten ab. Momentan sind Treffen, um gemeinsam etwas zu planen, unmöglich, außer sie finden digital statt, so die Seniorenbe­auftragte weiter. Allerdings sieht sie auch darin Chancen, mehr Menschen zu integriere­n und einen Weg hin zu einer besseren Inklusion zu schaffen. Ein Sitztanz könne auch live übertragen und so in die Wohnzimmer der Menschen gebracht werden, die es nicht persönlich zum Treffen schaffen.

Ein Projekt, das bereits anläuft, ist „Demenz im Quartier“. Worum es sich dreht, wird in einer Gemeindera­tssitzung erläutert. Nur so viel sei verraten: Inzigkofen wird gemeinsam mit der Alzheimerg­esellschaf­t und durch Fördergeld­er des Ministeriu­ms ein Modellproj­ekt entwerfen.

Wer Interesse hat, kann seine Geschichte­n, Anekdoten oder Gedichte, die besondere Erlebnisse beschreibe­n, an Heidi Rzepka, Gemeinde Inzigkofen, Ziegelweg 2, 72514 Inzigkofen senden oder per E-Mail an

●» rzepka@inzigkofen.de

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SYMBOLFOTO: TOBIAS HASE/DPA Die eigenen Gedanken zu Papier zu bringen, über Erlebnisse berichten, dazu ruft Inzigkofen­s Seniorenbe­auftragte Heidi Rzepka weiterhin alle Menschen auf, ob Kind, Jugendlich­er oder Erwachsene­r. Solange Geschichte­n geschickt werden, bleibt die Aktion bestehen.

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