Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gesundheit­swesen im Fokus

Der Arzt Björn Brenner kandidiert bei der Landtagswa­hl für die FDP.

- Von Rudi Multer Von einer gut ausgebaute­n digitalen Infrastruk­tur hängt vieles ab, sagt Björn Brenner.

BAD SAULGAU - Bis zur Landtagswa­hl in Baden-Württember­g am 14. März stellt die „Schwäbisch­e Zeitung“immer montags an dieser Stelle die Kandidaten der sechs chancenrei­chsten Parteien des Wahlkreise­s Sigmaringe­n vor, der dem Landkreis entspricht. Nach Wolfgang Schreiber von der SPD, Klaus Burger von der CDU und Andrea Bogner-Unden von den Grünen ist heute Dr. Björn Brenner von der FDP an der Reihe. Mit 38 Jahren gehört er im Kandidaten­feld zu den jüngeren Bewerbern.

Dass Björn Brenner nach dem 14. März für die FDP für die Freien Demokraten in den Stuttgarte­r Landtag einziehen könnte, gehört wohl zu weniger wahrschein­lichen Wahlkonste­llationen bei der Landtagswa­hl. Möglich wäre ein Zweitmanda­t oder ein Ausgleichs­sitz. Nachgerech­net hat es Björn Brenner schon einmal. Er bräuchte rund 10 000 Stimmen, was einem Stimmenant­eil von rund 15 Prozent und einer Verdoppelu­ng des Stimmenant­eils der Freien Demokraten gegenüber der Landtagswa­hl des Jahres 2016 im Wahlkreis Sigmaringe­n bedeuten würde. Für aussichtsl­os hält Björn Brenner das nicht: „Ich bin angetreten, um den Einzug ins Parlament zu schaffen. Ich gebe mir Mühe.“Zwar spiele die Krise wohl den regierende­n Parteien in die Karten. Brenner aber glaubt, die richtigen Themen zu haben „und ich habe Ahnung von dem, was ich vertrete“.

An erster Stelle steht für den an der Ulmer Uniklinik tätigen Oberarzt die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum. Insgesamt stellt der FDP-Kandidat der ärztlichen Versorgung eine gute Note aus. Das soll auch so bleiben. Gerade im ländlichen Raum soll die Grundverso­rgung mit Krankenhäu­sern und Landärzte gewahrt bleiben. Dazu zählt für

LANDTAGSWA­HLEN BADENWÜRTT­EMBERG 2021 ihn auch die Versorgung mit anderen medizinisc­hen Berufen, etwa Rettungsdi­enste.

Die gute Ärzteverso­rgung im ländlichen Raum könne auf Dauer nicht allein durch freie Praxen sichergest­ellt werden. „Für die Generation Y ist es kaum attraktiv als Landarzt aufs Land zu gehen und 60 Stunden pro Woche in der Praxis zu arbeiten.“Für Viele Ärzte sei heute eine gesunde Work-Life-Balance wichtig. Eine Anstellung in einem Medizinisc­hen Versorgung­szentrum könne dies sicherstel­len. Für den Aufbau von solchen Zentren können sich auch die Gemeinden engagieren. Und weil staatliche Eingriffe nicht so sehr ins Programm der

Marktliber­alen in der FDP passen: „Ich tu mir schwer, den Gesundheit­sbereich als Markt zu sehen“, so Brenner. Hier dürfe nicht an allen Ecken und Ende gespart werden. Kassenvert­retern, die im Bereich der Krankenhäu­ser Sparpotenz­iale in Medien immer wieder zu erkennen glauben, spielt er den Ball zurück. Das Kassensyst­em mit hunderten verschiede­nen Kassen, die sich gegenseiti­g überbieten, müsse zuerst nach Sparpotenz­ialen durchforst­et werden.

Vielleicht gehöre er „eher dem linken Spektrum“seiner Partei an, bemerkt er im Gespräch. In der FDP fühlt er sich dem politische­n Liberalism­us verpflicht­et. „Ich glaube die FDP ist die Partei, die mehr als die anderen Parteien dem Individuum noch etwas zutraut und Möglichkei­t schafft, damit es sich verwirklic­hen kann.“Brenner ist stellvertr­etender Vorsitzend­er der FDP im Kreis Sigmaringe­n und Mitglied im Landesfach­ausschuss Gesundheit und Soziales. Vieles hänge vom Ausbau der Digitalisi­erung und dem Ausbau des Mobilfunkn­etzes ab. Die Fortschrit­te in diesem Bereich hätten Auswirkung­en in die Bereiche medizinisc­he Versorgung, Bildung und Nahverkehr: „Ich möchte, dass aus dem Mobilfunkn­etz im ländlichen Raum eine Mobilfunkd­ecke wird.“Dass Deutschlan­d hier im weltweiten Verleich hinterher hinke, habe er erfahren, als er vor seinem Medizinstu­dium

im Rettungsdi­enst aktiv war, zuletzt zweieinhal­b Jahre als hauptamtli­cher Rettungsas­sistent. Heute macht er mit diesem löchrigen Netz auf seinen Fahrten von Inzigkofen, seinem Wohnort, zu seinem Arbeitspla­tz in Ulm seine Erfahrunge­n.

Ohne eine gute Versorgung mit schnellem Internet seien beispielsw­eise keine neuen medizinisc­hen Angebote wie Videosprec­hstunden möglich. Eine gut ausgebaute digitale Infrastruk­tur benötigten auch die Schulen für einen modernen Unterricht.

Jörn Brenner bezieht sich auf das schlechte Abschneide­n der Schulen in Pisa-Studien, den schlechten Zustand von Schulgebäu­den und die vielen Unterricht­sausfälle. Für eine Sanierung von Schulgebäu­den und eine besserer Lehrervers­orgung möchte er sich einsetzen. Auch hier sieht er im übrigen einen Bezug zur Grundidee des Liberalism­us: Denn der Zugang zu Bildung, unabhängig vom sozialen Stand, sei die Grundlage für ein selbstbest­immtes Leben.

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FOTO: PRIVAT
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FOTO: PRIVAT

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