Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine Frau mit langem Atem lenkt Arbeit der Bischöfe

Theologin Gilles ist die erste Frau und Nichtgeist­liche als Generalsek­retärin der Bischofsko­nferenz

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RAVENSBURG/BONN (mö/KNA) Dass eine Frau, möglichst promoviert, möglichst Theologin, möglichst gut vernetzt und bestens organisier­t, künftig die gemeinsame Arbeit der 27 deutschen Bischöfe koordinier­en soll, galt unter Beobachter­n kirchliche­n Lebens seit einem Jahr als ausgemacht: Damals kündigte der langjährig­e Sekretär der Deutschen Bischofsko­nferenz, der Jesuitenpa­ter Hans Langendörf­er (70), seinen Rückzug aus Altersgrün­den an. Mit Beate Gilles haben die Oberhirten am Dienstag eine Kandidatin gewählt, die auf das genannte Anforderun­gsprofil passt. Gilles ist die erste Frau und Nichtgeist­liche an der Spitze des Sekretaria­tes mit dem Titel einer Generalsek­retärin. Und noch mehr: Sie bezeichnet sich als Ausdauersp­ortlerin.

Der lange Atem als Marathonlä­uferin wird Gilles wohl in ihrem neuen Amt nutzen: Sie weiß jetzt schon, wie die mit Geld, Personal und Strukturen vergleichs­weise gut ausgestatt­ete katholisch­e Kirche in Deutschlan­d „tickt“. Von 2000 bis 2010 war sie Leiterin und Geschäftsf­ührerin des Katholisch­en Bildungswe­rkes Stuttgart. 2010 wechselte sie ins Bistum Limburg als Dezernenti­n für Kinder, Jugend und Familie.

Die 50-Jährige – unverheira­tet und ohne Kinder – wird von Weggefährt­en als Glaubende mit spürbarer spirituell­er Dimension beschriebe­n – und als selbstbewu­sste Frau. Im Bistum Limburg hat Gilles eine viel beachtete Projektgru­ppe geleitet, die sich unter anderem mit der Frage der Segnung gleichgesc­hlechtlich­er Paare befasste. Sie findet es nach eigenem Bekunden gut, dass heute viel offener über solche Themen diskutiert werden kann als noch vor wenigen Jahren.

Gilles studierte von 1989 bis 1995 katholisch­e Religionsl­ehre und Deutsch an der Universitä­t Bonn. Im Anschluss betätigte sie sich dort wissenscha­ftlich bis 1999 als Mitarbeite­rin am Seminar für Liturgiewi­ssenschaft. 2000 promoviert­e sie mit einer Arbeit zu Gottesdien­stübertrag­ungen in den Medien. Bis zu diesem Zeitpunkt war Gilles bereits freie Referentin in der theologisc­hen und religiösen Erwachsene­nbildung und freie Mitarbeite­rin bei der Katholisch­en Fernseharb­eit des ZDF.

Das Zentralkom­itee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte die Wahl einer Frau. Präsident Thomas Sternberg sprach von einem „starken Zeichen“.

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FOTO: SCHNELLE/DBK Beate Gilles ist die künftige Generalsek­retärin der Deutschen Bischofsko­nferenz.

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