Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Virusmutationen verbreiten sich rasch im Kreis Ravensburg
128 nachgewiesene Fälle bis Mitte Februar – Ansteckenderer Typus verbreitet sich rasant
RAVENSBURG - Mindestens 18 Prozent aller positiven Coronatests im Landkreis Ravensburg sind inzwischen auf eine Infektion mit einer Mutation des Virus zurückzuführen. Das geht aus den Zahlen hervor, die dem Landratsamt vorliegen. Damit liegt der Kreis zwar unter dem Durchschnitt in Deutschland, wo alleine die britische Variante nach Angaben des Verbandes Akkreditierter Labore rund 30 Prozent ausmachen soll. Dennoch verbreitet sich der ansteckendere Typus auch in der Region offenbar rasant – bei tendenziell weiter stagnierenden bis leicht sinkenden Zahlen an Neuinfektionen.
Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte die Behörde, dass in der Kalenderwoche 4 (25. bis 31. Januar) Mutationen rund 4,5 Prozent aller positiver Befunde ausgemacht haben. In Kalenderwoche 5 waren es schon 11,5 Prozent. Und in der Woche vom 8. bis 14. Februar wurden die Varianten bereits bei 18 Prozent der Infektionen festgestellt. Neuere Daten für den Landkreis lagen noch nicht vor.
Derzeit wird in Baden-Württemberg umfassend auf die ansteckenderen Mutationen getestet, um ein möglichst genaues Bild der Lage zu bekommen.
In absoluten Zahlen sind das im Kreis laut Selina Nußbaumer, Sprecherin des Landratsamtes, bislang 128 nachgewiesene Fälle von Virusvarianten. Bei 75 aller gemeldeten Proben sei zusätzlich die Deletion H69-V70 identifiziert worden, was auf die Variante B.1.1.7 aus Großbritannien hindeutet. In 11 Fällen gehen die Kreisbehörden davon aus, dass es sich um die Mutation aus Südafrika handelt. Die anderen Varianten konnten nicht genau zugeordnet werden. Was ist über die Menschen bekannt, die sich infiziert haben? Zum Teil haben sich die Ansteckungen offenbar innerhalb von Familien abgespielt, so Selina Nußbaumer. Man habe so genannte Cluster identifizieren können. Drei Fälle seien mit drei verschiedenen Arbeitsplätzen in Verbindung zu bringen. Derzeit werde sehr umfassend auf Virusvarianten getestet. Nußbaumer: „Wir beobachten – ohne wissenschaftlichen Anspruch erheben zu wollen oder zu können, – dass im Gegensatz zu früher häufiger gesamte Familien komplett infiziert sind und wir in der Ermittlung der Kontaktpersonen weiter als die bisher üblichen zwei Tage in die Vergangenheit gehen müssen.“Darüber hinaus scheinen Infizierte auch eher länger nach der Diagnose ansteckend zu sein. Wissenschaftler vermuten, dass dieser Effekt einen Teil der höheren Ansteckungsrate bei den Mutationen ausmacht. Die Quarantäne wurde deshalb bei Betroffenen und auch bei Kontaktpersonen schon auf zwei Wochen heraufgesetzt.
Virologen gehen außerdem davon aus, dass sich eine Mutation dann unweigerlich durchsetzt, wenn ihr Anteil höher als zehn bis 15 Prozent liegt.