Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Falsches Sparen
Zu „Südwestmetall stellt Schlaraffenland infrage“(17.2.):
In der derzeitigen Transformation der Automobilindustrie und CoronaKrise versucht der Arbeitgeberverband Südwestmetall das Rad der Geschichte mal wieder zurückzudrehen. Die Arbeitskosten müssten sinken und es müsste noch flexiblere Tarifverträge geben, so Geschäftsführer von Südwestmetall, Markus Fink, und Aesculaps Chef Joachim Schulz. In der Zwischenzeit sollen Schichtzuschläge für Spätschicht geändert werden, was für die Schichtarbeiter eine Lohneinbuße von über 10 Prozent bedeuten würde. Dazu sollen auch tarifliche Sonderzahlungen, also zusätzliches tarifliches Urlaubsund Weihnachtsgeld oder der T-Zug zur Disposition stehen.
Wie flexibel Tarifverträge sein können, müsste eigentlich AesculapChef Joachim Schulz am besten wissen. Erst im vergangenen Jahr wurde ein weiterer Tarifvertrag mit einer erheblichen Anzahl nicht tariflich bezahlter Stunden für die nächsten Jahre vereinbart. Dabei schreibt Aesculap keine roten Zahlen, sondern macht satte Gewinne.
Auch die Transformation der Automobilindustrie ist nicht mit Lohnsenkung zu bewerkstelligen. Wenn Arbeitgeber es wirklich ernst meinen mit Tarifautonomie und sozialer Marktwirtschaft, dann dürfen nur die Parteien, die Verträge ausgehandelt und unterschrieben haben, diese falls nötig einvernehmlich und befristet ändern. Auch Unternehmen müssen einen Beitrag zur Sicherung der Arbeitsplätze und Einkommen durch eine entsprechende Lohnerhöhung leisten. Wenn Joachim Schulz und Südwestmetall vom Schlaraffenland fabulieren, sind sie ja dann die Chefs von Schlaraffia. Nicht nur der Autobauer Daimler kam gut durch dass Corona-Jahr. Die Dividende der Aktionäre soll um 50 Prozent steigen, trotz Umsatzrückgang von circa 10 Prozent. Dafür haben wegen des Sparkurses bei Daimler mehr als 10 000 Beschäftigte Daimler im Vorjahr verlassen.
Südwestmetall ist mal wieder auf dem Holzweg, Zeit dass die Metallbeschäftigten die Metallarbeitgeber wieder auf den Pfad der Tugend zurückführen. Walter Wadehn, Hechingen
Lindau