Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Auf den Inhalt kommt es an
Gut, dass wir in einem Rechtsstaat leben. Die Liebfrauenschule muss für ihr neunjähriges Gymnasium ein neues Etikett finden (siehe dazu auch Berichterstattung auf Seite 14 dieser Ausgabe). Sie darf das G9 nicht mehr G9 nennen, obwohl G9 drin ist. Raider heißt schon seit 1991 Twix und das G9 am Lize trägt nun den Namen Lize9. Das Regierungspräsidium als Schulbehörde der Gymnasien hatte die Umbenennung angeordnet. Die Begründung – es handle sich um zwei Bildungsgänge statt um einen durchgängigen G9Zug – überzeugt nicht wirklich.
Letztlich entscheiden Schüler und Eltern – egal welches Etikett auf einer Schule klebt. Sie interessieren sich für den Inhalt. Die Entscheidungsträger in Sigmaringen und Tübingen müssen zur Kenntnis nehmen, dass die Corona-Pandemie und der monatelange Lockdown den Trend zum G9 verstärken werden. Schüler wollen sich mehr Zeit bis zum Abschluss nehmen. Sie wollen in diesen unsicheren Zeiten auf Nummer sicher gehen. Aus diesem Grund kommt das Angebot der Liebfrauenschule zum richtigen Zeitpunkt.
Statt es zu diskreditieren, sollte das Rathaus froh sein, dass es die Möglichkeit zum neunjährigen Abitur in Sigmaringen gibt. Die Stadt hat ein Interesse daran, dass Schüler nicht nach Bad Saulgau oder Ebingen abwandern, wo sich die nächstgelegenen Modellschulen befinden. Das Hohenzollern-Gymnasium wird ein Abitur in neuen Jahren nach aktuellem Stand so schnell nicht anbieten können, da es nicht zu den Modellschulen gehört. Mehrfach hat das Land geäußert, dass es keine weiteren Anträge genehmigen wird.
Ob die Schulform G9 oder, wie jetzt entschieden, Lize9 heißt – die Schüler verstehen hoffentlich schnell, welcher Inhalt sich hinter dem sperrigen Namen verbirgt. In Wortschöpfungen sind die Lizianer sowieso unschlagbar. Die Mensa heißt Lizeria, die Sporthalle Lizarena und der Schulkalender Lizenizer.