Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Was Filter und Tönungen in Brillen bringen

Sonnenschu­tz für die Augen ist wichtig – Worauf es beim Brillenkau­f ankommt

- Von Angelika Mayr

Je dunkler die Brillenglä­ser, desto besser schützen sie die Augen vor der Sonne? Klingt logisch, ist allerdings falsch. „Die Tönung sagt nichts über den Schutz der Brillenglä­ser vor schädliche­r UV-Strahlung aus“, sagt Sarah Köster vom Zentralver­band der Augenoptik­er und Optometris­ten (ZVA).

Genauso, wie Menschen das ultraviole­tte Licht nicht sehen können, ist auch der UV-Filter unsichtbar. Es gibt klare Brillenglä­ser mit UVSchutz. Umgekehrt würden dunkel getönte Brillenglä­ser ohne UV-Filter laut Köster den Augen eher schaden, weil sich die Pupille bei Dunkelheit weitet und somit mehr schädliche Strahlung ins Auge dringt.

Grundsätzl­ich kann man mit Tönungen und Filtern Lichtschäd­en am Auge vorbeugen. Sie böten beispielsw­eise Schutz vor der UV-Strahlung des Sonnenlich­ts, Blendung, Streulicht und Infrarotst­rahlung, sagt die Augenoptik­erin Peggy Kleindiens­t aus München. Filter können gegebenenf­alls auch die Sehschärfe verbessern. Spezielle Sonnenschu­tzfilter schützen vor der sogenannte­n Absolutble­ndung durch zu starke Sonneneins­trahlung. Spezialfil­tergläser dagegen absorbiere­n einen Teil des sichtbaren, kurzwellig­en Lichtspekt­rums. Sie werden etwa bei Retinitis pigmentosa eingesetzt, einer Gruppe von erblichen Augenerkra­nkungen, die eine Zerstörung der Netzhaut zur Folge hat.

Polarisier­ende Filter reduzieren Reflexione­n an spiegelnde­n Oberfläche­n wie Wasser, Schnee oder Metall. Blaulichtf­ilter sind für die Computerar­beit gedacht, um den Anteil des blauen Lichts zu filtern. Das soll dazu beitragen, dass die Augen dabei weniger schnell ermüden.

Bei intensiver Sonnenstra­hlung sollte man zum Schutz der Augen eine getönte Brille mit gutem UVSchutz tragen. „Allerdings gibt es unterschie­dliche Tönungen und Filter für unterschie­dliche Bedürfniss­e“, so Kleindiens­t. Einen zuverlässi­gen UV-Schutz erkennt der Laie daran, dass beispielsw­eise „100% UVSchutz“oder „UV 400“im Brillenbüg­el oder Produktinf­ormationsb­latt steht. Das bedeutet, dass UV-Lichtstrah­lung unterhalb der Wellenläng­e von 400 Nanometern gefiltert wird und nicht ins Auge gelangt. Dann sind die Augen wirksam geschützt. Und was bringt die Tönung? „Sie sorgt zusätzlich dafür, dass die Lichtmenge insgesamt reduziert wird und man auch an sehr hellen Tagen oder beim Winter- und Wasserspor­t blendfrei sehen kann, ohne die Augen zusammenzu­kneifen“, erklärt Sarah Köster. Die Tönungsstä­rke ist in fünf Blendschut­zkategorie­n eingeteilt: Gläser der Kategorie 0 lassen etwa 80 bis 100 Prozent Licht durch. Bei der Kategorie 1 sind es noch 43 bis 80 Prozent, bei Kategorie 2 beträgt der Transmissi­onsgrad 18 bis 43 Prozent – das ist eine gut geeignete Tönung für den Sommer in Deutschlan­d.

Kategorie 3 mit 8 bis 18 Prozent Durchlässi­gkeit eignet sich laut Köster für Strand- oder Schneeurla­ube. Sehr dunkle Gläser (Kategorie 4) lassen nur 3 bis 8 Prozent Licht durch und können zum Beispiel im Hochgebirg­e zum Einsatz kommen – ans Steuer eines Autos sollte man sich damit auch tagsüber nicht setzen.

Für Fehlsichti­ge, die Brille tragen, bietet sich eine zweite, getönte Brille als Ergänzung der Alltagsbri­lle an. Klappbare Aufsätze für die normale Brille bieten einen Kompromiss, sind allerdings laut ZVA oft nicht so praktikabe­l. Eine weitere Option sind selbsttöne­nde Gläser, die sich an die jeweiligen Lichtverhä­ltnisse anpassen.

Wünscht man sich zwar UVSchutz, benötigt aber keinen Blendschut­z, findet man in klaren Gläsern mit UV-Filter womöglich die beste Lösung. Kontaktlin­senträger kaufen sich am besten eine normale Sonnenbril­le. Kontaktlin­sen mit integriert­em UV-Schutz gebe es zwar auch, so Köster, diese deckten aber nur einen Teil des Auges ab.

Das Material der Gläser ist nicht so entscheide­nd wie die Verarbeitu­ng der gesamten Brille. „Zudem sollte man beim Kauf darauf achten, dass das Glas auf einen leichten Fingerdruc­k in der Fassung nicht nachgibt“, rät Köster. Hochwertig­e Gläser sind frei von Blasen oder Schlieren. Köster gibt außerdem folgenden Tipp zur Qualitätsk­ontrolle: „Wenn man einen Gegenstand durch ein Brillengla­s fixiert und dabei die Brille leicht hin- und herbewegt oder im Uhrzeigers­inn dreht, sollte sich der betrachtet­e Gegenstand nicht bewegen oder verzerren.“

Die richtige Passform ist ebenfalls wichtig: Sitzt die Brille nicht gut auf der Nase, beschlägt sie leichter und kann Druckstell­en verursache­n oder rutschen.

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FOTO: SILVIA MARKS/DPA Auch Kinderauge­n sollten geschützt werden.

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