Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Unbekannte werfen Hochsitze in Sig’dorf um
Ein betroffener Jäger äußert sich und spricht dabei ein weiteres Problem an
SIGMARINGENDORF - „Die Beschädigung war auf jeden Fall mutwillig“, sagt Jürgen Gensch aus Sigmaringendorf während er vor einem umgeworfenen Hochsitz mitten im Wald steht. Er hat seit 24 Jahren den Jagdschein und ist seit 16 Jahren Pächter im Jagdgebiet Grauer Stein oberhalb der Waldbühne in Sigmaringendorf. Doch in der letzten Zeit vergehe ihm der Spaß immer mehr, sagt er. Seit Ende Januar wurde nun schon der zweite Jägerstand mutwillig von unbekannten Tätern umgeworfen. Die Polizei hat bereits die Ermittlungen aufgenommen und bittet auch weiterhin die Bevölkerung um entsprechende Hinweise.
Bereits am 23. Januar fällt Gensch und seinem Mitpächter Philipp Mayer der erste umgeworfene Hochsitz direkt am Rand eines Weges auf. Sie melden es der Polizei, die bestätigt, dass der Hochsitz nicht einfach umgefallen ist. Ein ähnliches Bild bietet sich Gensch am Montag, als er wieder seine tägliche Runde fährt. Dieses Mal wurde erneut ein Hochsitz umgeworfen, das Dach hat sich durch den Aufprall auf den Boden vollständig gelöst und eine nahestehende Futterstelle für die Tiere wurde komplett aus dem Boden gerissen. Auch dieses Mal nimmt die Polizei die Ermittlungen auf und bestätigt, dass es sich auch dabei um eine mutwillige Zerstörung gehandelt hat. „Wir Jäger werden vom Land dazu angehalten, dass wir die Schweinepest zurückhalten“, sagt Gensch. „Mit der Zerstörung dieses Hochsitzes haben wir in diesem Waldstück jetzt keine Möglichkeit der Überwachung mehr.“Der Wiederaufbau, der Gensch und Mayer nun bevorsteht, kostet die Jäger rund 30 Stunden pro Jägerstand. „Das ist einfach extrem ärgerlich“, sagt Gensch.
Erst vor kurzem haben ebenfalls unbekannte Täter einen mobilen Hochsitz in Göggingen umgeworfen und angezündet (die SZ berichtete). Auch hier gibt es noch keine Hinweise. Unklar ist laut Daniela Baier, Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Ravensburg, ob die Taten miteinander zusammenhängen können. „In diese Richtung wird im Moment natürlich auch ermittelt, obwohl die Begehungsweise in Göggingen mit der Brandstiftung etwas anders war“, sagt sie. Um weitere Taten zu verhindern oder eventuell aufklären zu können, haben die Jäger nun Wildkameras in der Nähe der Jägerstände angebracht, die auf Bewegungen reagieren.
Dass es sich um Jagdgegner handelt, glaubt der erfahrene Jäger aber nicht. Vielmehr vermutet er den Frust einiger Jugendlicher hinter den Taten. „Vor acht bis zehn Jahren hatten wir auch schon abgebrannte Hochsitze, aber seither hatten wir eigentlich Ruhe“, sagt Gensch.
Doch ein weiterer Punkt bereitet dem Jäger in letzter Zeit immer weniger Freude: Der viele illegal abgelagerte Müll im Wald. „Es gibt einfach keinen Tag mehr, an dem ich nichts finde“, sagt er. Häufig räume er es weg, bei größeren Dingen informiere er die Gemeinde. Allein im September vergangenen Jahres habe er zusammen mit seinem Mitpächter 30 Kilogramm Müll im Wald aufgesammelt. Von Aquarien, Sofas über Haushaltsmüll und Bauschutt sei innerhalb eines Jahres alles dabei. „Die Leute wissen einfach nicht mehr, was alles zu den Aufgaben eines Jägers dazu gehört“, sagt Gensch. Und das Müllproblem habe nicht nur er, sondern alle seine Kollegen. Dabei könnten die meisten Dinge sogar kostenlos oder für wenige Euro entsorgt werden. Denn, wer bei Müllablagerungen erwischt wird, kann unter Umständen ordentlich Strafe bezahlen. Laut Polizeisprecherin Daniela Baier handelt es sich dabei nämlich um eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Strafe von bis zu 10 000 Euro geahndet werden kann. „Es ist einfach nicht angenehm, anderen Leuten den Dreck hinterher zu räumen“, sagt Gensch. „Dabei sollte jeder einfach mal etwas mehr an Umwelt und Tiere denken.“
Wer Hinweise geben kann oder etwas Verdächtiges gesehen hat, kann sich bei der Polizei unter Telefon 07571/1040 melden.