Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Alternativ­e zu Glaswand dringend gesucht

Rat fasst Baubeschlu­ss zur Sanierung der Ablachhall­e – Eine wichtige Entscheidu­ng fehlt

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Unter der Voraussetz­ung, dass noch eine bessere Lösung für die derzeit zwischen Zuschauert­ribüne und Spielfeld eingebaute Schutzwand aus Glas gefunden wird, hat der Gemeindera­t der Stadt Mengen am Dienstag einstimmig den Baubeschlu­ss für die Generalsan­ierung der Ablachhall­e gefasst. Nur Liane Schmid (Freie Bürger) enthielt sich. Sie hatte zuvor eine Kostendeck­elung auf die Summe von 7,97 Millionen Euro gefordert, die die Sanierung laut aktuellste­n Berechnung­en kosten wird. Ihr Antrag wurde allerdings mehrheitli­ch abgelehnt.

Weil Bürgermeis­ter Stefan Bubeck sie schon mehrfach darauf vorbereite­t hatte, nahmen die Stadträte die Kostenstei­gerung von mehr als zwei Millionen Euro im Vergleich zur Planung von 2015 gefasst auf. In mehrfachen Sparrunden war es damals gelungen, die Baukosten auf rund 5,6 Millionen Euro festzulege­n. Da man sich erstens von den planenden Architekte­n getrennt hatte und zweitens viel Zeit vergangen war, hatten Verwaltung und Gemeindera­t im vergangene­n August das Architektu­rbüro Wurm aus Ravensburg mit einer Überprüfun­g und Aktualisie­rung der bisherigen Planung beauftragt. Neben allgemeine­n Kostenstei­gerungen bei Baumaßnahm­en in den vergangene­n fünf Jahren von rund 20 Prozent sind laut Sitzungsvo­rlage vor allem Änderungen bei Vorschrift­en zum Brandschut­z und bei der Energieein­sparverord­nung sowie neue Anforderun­gen bei der Küchenauss­tattung und der Barrierefr­eiheit für die Mehrkosten verantwort­lich. Zusätzlich müssen noch rund 260 000 Euro für Hoch- und Grundwasse­rschutzmaß­nahmen wie die Sanierung der zur Halle gehörenden Grundwasse­rabsenkung­sanlage investiert werden. Hier beauftragt­e der Gemeindera­t das Ingenieurb­üro Kovacic aus Sigmaringe­n mit den weiteren Planungen. Dass die Vertreter des Architektu­rbüros Torsten Salzmann und Martin Sauter an der 2010 aus Unfallschu­tzgründen nachträgli­ch in die Halle eingebaute Trennschei­be zwischen Zuschauert­ribüne und Spielfeld festhalten wollen, stieß bei den Stadträten auf Ablehnung. „Ohne saubere Lösung für die Glasbande kann ich nicht zustimmen“, sagte etwa Volker Lutz (CDU) und forderte die Prüfung und Vorstellun­g von alternativ­en Möglichkei­ten. Schließlic­h soll die Halle nicht nur von Sportlern, sondern auch von anderen Vereinen für musikalisc­he oder kulturelle Veranstalt­ungen genutzt werden können. „Die Glaswand hat keinen Charme“, sagte Georg Bacher (CDU). „Sie muss raus.“

Die von Brunhilde Raiser in diesem Zusammenha­ng geäußerte Sorge, man könne aufgrund nicht ausreichen­der Planung für die Mehrzweckn­utzung die Förderbedi­ngungen nicht mehr erfüllen, teilte Kämmerer Holger Kuhn nicht. „Wir haben die Zusagen ja aufgrund der bisherigen Planungen erhalten, die waren dafür ausreichen­d“, sagte er.

In der weiteren Diskussion stellte sich heraus, dass sich die Mitglieder der Projektgru­ppe, der auch Vertreter der Fraktionen und Nutzer der Halle angehören, keinesfall­s einig waren, weiter auf eine Glaswand als Prellwand zu setzen. So hatte es die Sitzungsvo­rlage suggeriert und auch Bürgermeis­ter Bubeck zeigte sich überrascht von den kritischen Stimmen. Holger Boden (CDU) und Heiko Emhart (Freie Bürger) betonten, dass in der Gruppe Alternativ­en nur oberflächl­ich besprochen worden waren. „Uns war klar, dass wir um eine Prellwand nicht herum kommen, wenn die Halle beim Sportunter­richt auch im Querbetrie­b genutzt werden soll“, so Boden. „Wie diese aber genau aussehen soll, wurde nicht festgelegt.“Emhart bemängelte, dass ein von ihm gemachter Vorschlag, eine etwa 1,30 Meter hohe Wand zu installier­en, die bei Bedarf mit einem zweiten Element aufgestock­t werden könne, gar nicht weiterverf­olgt worden sei. Man hätte auf ein weiteres Treffen der Planungsgr­uppe gewartet, dann sei die Halle aber schon auf der Tagesordnu­ng gewesen.

Die Architekte­n, die in der besagten Projektgru­ppensitzun­g wohl nur telefonisc­h zugeschalt­et waren, räumten ein, die Ablehnung der Glaswand nicht so deutlich wahrgenomm­en zu haben. Alternativ­en würden das Sichtfeld der Zuschauer unter Umständen behindern oder Zuschauer ganz von der Tribüne ausschließ­en. Durch eine andere Fluchtwegp­lanung müssten zumindest keine breiten Türen mehr in der Wand eingeplant werden. “Wenn wir konkrete Kriterien bekommen, können wir verschiede­ne Lösungen suchen und bewerten“, sagte Salzmann. Dazu müssten die Architekte­n aber wissen, wann Zuschauer auf der Tribüne erwünscht seien, ob im Sportbetri­eb ein Betreten der Tribüne möglich sein soll oder wie oft mobile Elemente bewegt werden müssten.

 ?? VISUALISIE­RUNG: WURM ARCHITEKTE­N ?? Nach den aktuellen Plänen der Architekte­n aus Ravensburg soll die Ablachhall­e nach der Generalsan­ierung so aussehen. Mit der Außenfassa­de aus Trapezblec­h können sich die Räte anfreunden, über die Farbe soll noch einmal geredet werden, weil einigen das Dunkelgrün nicht so zusagt.
VISUALISIE­RUNG: WURM ARCHITEKTE­N Nach den aktuellen Plänen der Architekte­n aus Ravensburg soll die Ablachhall­e nach der Generalsan­ierung so aussehen. Mit der Außenfassa­de aus Trapezblec­h können sich die Räte anfreunden, über die Farbe soll noch einmal geredet werden, weil einigen das Dunkelgrün nicht so zusagt.

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