Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Alternative zu Glaswand dringend gesucht
Rat fasst Baubeschluss zur Sanierung der Ablachhalle – Eine wichtige Entscheidung fehlt
MENGEN - Unter der Voraussetzung, dass noch eine bessere Lösung für die derzeit zwischen Zuschauertribüne und Spielfeld eingebaute Schutzwand aus Glas gefunden wird, hat der Gemeinderat der Stadt Mengen am Dienstag einstimmig den Baubeschluss für die Generalsanierung der Ablachhalle gefasst. Nur Liane Schmid (Freie Bürger) enthielt sich. Sie hatte zuvor eine Kostendeckelung auf die Summe von 7,97 Millionen Euro gefordert, die die Sanierung laut aktuellsten Berechnungen kosten wird. Ihr Antrag wurde allerdings mehrheitlich abgelehnt.
Weil Bürgermeister Stefan Bubeck sie schon mehrfach darauf vorbereitet hatte, nahmen die Stadträte die Kostensteigerung von mehr als zwei Millionen Euro im Vergleich zur Planung von 2015 gefasst auf. In mehrfachen Sparrunden war es damals gelungen, die Baukosten auf rund 5,6 Millionen Euro festzulegen. Da man sich erstens von den planenden Architekten getrennt hatte und zweitens viel Zeit vergangen war, hatten Verwaltung und Gemeinderat im vergangenen August das Architekturbüro Wurm aus Ravensburg mit einer Überprüfung und Aktualisierung der bisherigen Planung beauftragt. Neben allgemeinen Kostensteigerungen bei Baumaßnahmen in den vergangenen fünf Jahren von rund 20 Prozent sind laut Sitzungsvorlage vor allem Änderungen bei Vorschriften zum Brandschutz und bei der Energieeinsparverordnung sowie neue Anforderungen bei der Küchenausstattung und der Barrierefreiheit für die Mehrkosten verantwortlich. Zusätzlich müssen noch rund 260 000 Euro für Hoch- und Grundwasserschutzmaßnahmen wie die Sanierung der zur Halle gehörenden Grundwasserabsenkungsanlage investiert werden. Hier beauftragte der Gemeinderat das Ingenieurbüro Kovacic aus Sigmaringen mit den weiteren Planungen. Dass die Vertreter des Architekturbüros Torsten Salzmann und Martin Sauter an der 2010 aus Unfallschutzgründen nachträglich in die Halle eingebaute Trennscheibe zwischen Zuschauertribüne und Spielfeld festhalten wollen, stieß bei den Stadträten auf Ablehnung. „Ohne saubere Lösung für die Glasbande kann ich nicht zustimmen“, sagte etwa Volker Lutz (CDU) und forderte die Prüfung und Vorstellung von alternativen Möglichkeiten. Schließlich soll die Halle nicht nur von Sportlern, sondern auch von anderen Vereinen für musikalische oder kulturelle Veranstaltungen genutzt werden können. „Die Glaswand hat keinen Charme“, sagte Georg Bacher (CDU). „Sie muss raus.“
Die von Brunhilde Raiser in diesem Zusammenhang geäußerte Sorge, man könne aufgrund nicht ausreichender Planung für die Mehrzwecknutzung die Förderbedingungen nicht mehr erfüllen, teilte Kämmerer Holger Kuhn nicht. „Wir haben die Zusagen ja aufgrund der bisherigen Planungen erhalten, die waren dafür ausreichend“, sagte er.
In der weiteren Diskussion stellte sich heraus, dass sich die Mitglieder der Projektgruppe, der auch Vertreter der Fraktionen und Nutzer der Halle angehören, keinesfalls einig waren, weiter auf eine Glaswand als Prellwand zu setzen. So hatte es die Sitzungsvorlage suggeriert und auch Bürgermeister Bubeck zeigte sich überrascht von den kritischen Stimmen. Holger Boden (CDU) und Heiko Emhart (Freie Bürger) betonten, dass in der Gruppe Alternativen nur oberflächlich besprochen worden waren. „Uns war klar, dass wir um eine Prellwand nicht herum kommen, wenn die Halle beim Sportunterricht auch im Querbetrieb genutzt werden soll“, so Boden. „Wie diese aber genau aussehen soll, wurde nicht festgelegt.“Emhart bemängelte, dass ein von ihm gemachter Vorschlag, eine etwa 1,30 Meter hohe Wand zu installieren, die bei Bedarf mit einem zweiten Element aufgestockt werden könne, gar nicht weiterverfolgt worden sei. Man hätte auf ein weiteres Treffen der Planungsgruppe gewartet, dann sei die Halle aber schon auf der Tagesordnung gewesen.
Die Architekten, die in der besagten Projektgruppensitzung wohl nur telefonisch zugeschaltet waren, räumten ein, die Ablehnung der Glaswand nicht so deutlich wahrgenommen zu haben. Alternativen würden das Sichtfeld der Zuschauer unter Umständen behindern oder Zuschauer ganz von der Tribüne ausschließen. Durch eine andere Fluchtwegplanung müssten zumindest keine breiten Türen mehr in der Wand eingeplant werden. “Wenn wir konkrete Kriterien bekommen, können wir verschiedene Lösungen suchen und bewerten“, sagte Salzmann. Dazu müssten die Architekten aber wissen, wann Zuschauer auf der Tribüne erwünscht seien, ob im Sportbetrieb ein Betreten der Tribüne möglich sein soll oder wie oft mobile Elemente bewegt werden müssten.