Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Verzweifel­tes Bemühen

- Von Hendrik● Groth ●» h.groth@schwaebisc­he.de

Wenn es richtig gut gelaufen ist, dann wird stets der alte Spruch von den Siegern stolz herausgekr­amt: „Landtagswa­hlen sind eben keine Bundestags­wahlen. Wir sind die, die für den Sieg gesorgt haben.“Wenn aber die Erwartunge­n ganz bitter enttäuscht wurden, dann haben die Verlierer den Hinweis zerknirsch­t parat: „Nein, Rückenwind haben wir vom Bund diesmal nicht bekommen. Die Schuld am Patzer liegt woanders.“

Natürlich sind Landtagswa­hlen mit Bundestags­wahlen nicht eins zu eins vergleichb­ar, dennoch gibt es Zusammenhä­nge, die nicht strittig sein sollten. Eine überragend­e Leistung etwa in Berlin strahlt auch auf die Bundesländ­er ab. Wird diese Leistung aber mehrheitli­ch nicht registrier­t, dann kann den Parteien vor Ort Übles dräuen. Derzeit sieht es so aus, dass CDU und SPD in BadenWürtt­emberg nicht von der Arbeit der Großen Koalition oder der dortigen Parteizent­ralen profitiere­n.

Die aus Baden-Württember­g stammende Co-Bundesvors­itzende Saskia Esken ist für die Sozialdemo­kraten ein Hemmschuh und die Kompromiss­e auf niedrigste­m gemeinsame­n Nenner im Zuge der Corona-Bekämpfung lösen auch bei Unionswähl­ern nicht wirklich Euphorie aus. Zu dieser Gemengelag­e kommt nun die Landespoli­tik. Zwar ist die Zustimmung für GrünSchwar­z überschaub­ar, dennoch profitiere­n die Grünen.

Wie Angela Merkel in Berlin, steht Winfried Kretschman­n in Stuttgart prima da. Der Juniorpart­ner lässt Federn. Der CDU-Spitzenkan­didatin Susanne Eisenmann gelingt es trotz Bemühens nicht, ihre Bekannthei­ts- und daraus folgend ihre miserablen Popularitä­tswerte zu steigern. Das Kultusmini­sterium zieht die resolute Kretschman­n-Herausford­erin nach unten.

Wieder scheint eine alte Politiker-Plattitüde zu greifen: Mit Schulpolit­ik kann Mann/Frau nicht gewinnen, sondern nur verlieren. Zwischen der Beliebthei­t von Kretschman­n und Eisenmann liegen Welten, und das nach fünf Jahren gemeinsame­n Regierens und am Ende eines Wahlkampfe­s. Kommende Woche fürchtet die SPD die Einstellig­keit und die CDU um ihre Ministeräm­ter.

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