Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Fazilität, Wagniskapitalfonds und Containment Scouts – Beispiele für unverständliche Kommunikation
Kommunikationsexperte Frank Brettschneider zeigt anhand von vier Beispielen, wie es besser geht:
1.
„In Abhängigkeit von ihrem jeweiligen Infektionsgeschehen werden die Länder vom 24. Dezember bis zum 26. Dezember 2020 – als Ausnahme von den sonst geltenden Kontaktbeschränkungen – während dieser Zeit Treffen mit 4 über den eigenen Hausstand hinausgehenden Personen zuzüglich Kindern im Alter bis 14 Jahre aus dem engsten Familienkreis, also Ehegatten, Lebenspartnern und Partnern einer nichtehelichen LebensMatching gemeinschaft sowie Verwandten in gerader Linie, Geschwistern, Geschwisterkindern und deren jeweiligen Haushaltsangehörigen zulassen, auch wenn dies mehr als zwei Hausstände oder 5 Personen über 14 Jahren bedeutet.“ 2. „Das Maßnahmenpaket basiert auf 2 Säulen. Säule 1 sog. Corona
Fazilität: Zum einen werden Wagniskapitalfonds die zusätzlichen öffentlichen Mittel über die neue Corona Matching Fazilität zur Verfügung gestellt, damit Investoren auch während der Corona-Krise hoch innovative und zukunftsträchtige Startups finanzieren (...)“ 3. „Containment Scouts“
Dieser Satz mit 81 Wörtern stammt aus einer Pressemitteilung der Bundeskanzlerin und Ministerpräsidenten vom Dezember. „Das ist viel zu lang“, sagt Frank Brettschneider, besser sei es die Inhalte zu zerlegen. „Oder mindestens in eine Aufzählung umzuwandeln.“
Matching-Fazilität, aber auch Wagniskapitalfonds – zwei Fachbegriffe in einer Mitteilung des Bundesfinanzministeriums. Beide brauchen unbedingt eine Erklärung, findet Brettschneider, er hätte geschrieben: „Es gibt ein Finanzpaket für Start-Ups. Sie können einen Kredit beantragen.“
Dieser Begriff taucht immer wieder in Mitteilungen des Gesundheitsministeriums auf. Dabei handelt es sich schlicht um Hilfskräfte, die helfen sollen, Kontakte von Infizierten nachzuverfolgen. „Das soll wohl moderner klingen“, sagt Brettschneider, ist aber unverständlicher.
4. „Covid-19 Evidenz-Ökosystem“
Bei diesem Begriff handelt es sich schlicht um ein Netzwerk von Universitätskliniken, das Daten- und Wissensstand zu Covid-19 sammelt, erklärt Brettschneider. Warum nicht einfach „Forschungsnetzwerk“, schlägt er vor.