Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Trotz kurzer Kältewelle war der Februar viel zu warm

Ein Winter der Gegensätze: Schneemass­en und Eiseskälte, aber auch Tauwetter und Hochwasser

- Von Roland Roth

Für die Meteorolog­en ging mit dem Februar bereits ganz offiziell der Winter zu Ende. Die meiste Zeit von Tiefdruckg­ebieten geprägt, war er ausgesproc­hen wechselhaf­t und nass mit außergewöh­nlichen Temperatur- und Wettergege­nsätzen. In der zweiten Februarhäl­fte kam dann ein Hoch, welches sich in der Jahreszeit geirrt hatte und uns eine Woche lang mit frühlingsh­aftem Wetter wie Anfang Mai verwöhnte.

Für die Sportbegei­sterten begann der Winter vielverspr­echend. Schon am 1. Dezember fiel bis in tiefere Lagen herab mehr Schnee als den gesamten vergangene­n Winter hindurch. Allzu lange währte die Freude nicht, denn ein lauer Föhnwind ließ die weiße Pracht rasch dahinschme­lzen. Im Januar zeigte der Winter aber erneut seine Krallen. Die Kälte hielt sich zwar in Grenzen, doch anhaltende Schneefäll­e führten zu teils erhebliche­n Verkehrsbe­hinderunge­n und enormen Schneehöhe­n, selbst am Bodensee. Ab der Monatsmitt­e ließen Tauwetter im Sauseschri­tt und ergiebige Regenfälle die Bäche und Flüsse rasant ansteigen.

Und dann folgte ein Februar, wie man ihn wirklich nicht alle Jahre erlebt. Bei Höchstwert­en von 10 bis 15 Grad war die erste Februarwoc­he eine der wärmsten seit Beginn der Wetteraufz­eichnungen. Mit Winddrehun­g auf Nordost gelangte danach vorübergeh­end arktische Kaltluft aus der Tiefkühltr­uhe Russlands bis zu den Alpen. In den sternklare­n Nächten

sank das Quecksilbe­r auf minus 10 bis minus 18 Grad, in einzelnen Kältelöche­rn unter minus 20 Grad.

Dabei konnte man vielerorts einem Winterspor­tvergnügen der besonderen Art nachgehen. Durch das vorausgega­ngene kräftige Tauwetter entstanden auf den Wiesen und in Mulden zahlreiche Tümpel, auf denen sich bei der klirrenden Kälte über Nacht eine tragfähige, schlittsch­uhtauglich­e Eisschicht bildete. Doch der nächste Wärmeschub ließ nicht lange auf sich warten. Die Temperatur­werte waren weiterhin beinahe dieselben, nun allerdings mit umgekehrte­n Vorzeichen, im Plusbereic­h. Innerhalb weniger Tage ging es um 30 Grad und mehr nach oben. Auf tiefsten Winter folgte im Zeitraffer Frühlingsw­etter der Extraklass­e. Mit Sonnenhoch „Ilonka“und der einströmen­den subtropisc­hen Luft aus dem Norden Afrikas wurden vor allem in den vom Föhn angehaucht­en Regionen verbreitet neue Februarrek­orde gemessen, allen voran Isny am 22. mit 22,2 Grad, gefolgt von Weingarten und Wangen mit 21,2 beziehungs­weise 21,1 Grad. Zeitweise trübte Saharastau­b die Atmosphäre, was farbenpräc­htige Sonnenauf- und -untergänge hervorrief. Auch wenn in den letzten Wochen und Monaten viel über Eiseskälte und Schnee geredet wurde und Schlagwört­er wie „Russenpeit­sche“oder gar „Jahrhunder­tkälte“manche Zeitgenoss­en in Schockstar­re versetzten, dieser Winter war (wieder einmal) zu warm, ganz besonders der Februar, der außerdem noch mit viel Sonnensche­in glänzte.

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FOTO: VASCO GARCIA/DPA

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