Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Online-Marktplatz hat Anlaufprobleme
In Mengen gehen kaum Einzelhändler oder Dienstleister auf das Angebot der Stadt ein
MENGEN/PFULLENDORF - Einen Monat, nachdem die Städte Mengen und Pfullendorf die beiden OnlineMarktplätze „LOS Mengen“und „LOS Pfullendorf“(LOS steht für Lokal Online Shoppen) der Öffentlichkeit vorgestellt haben, ist die Frist abgelaufen, in der Einzelhändler und Gastronomen bei einer Anmeldung finanzielle Förderungen erhalten. Die Zwischenbilanz fällt ziemlich bescheiden aus: In Pfullendorf haben sich 16 Unternehmen zur Teilnahme entschieden, darunter auch Dienstleister. In Mengen sind gerade einmal vier Geschäftsleute mit im Boot. Die Profile von La belle Maison und der Buchhandlung Rettich können bereits angeschaut werden, zwei weitere Unternehmen bereiten die Freischaltung gerade vor.
Während Bürgermeister Stefan Bubeck laut eigener Aussage nicht verstehen kann, warum die Resonanz so gering ist und es schade findet, dass die Händler ein so gutes Angebot nicht annehmen, glaubt Wirtschaftsförderer Manuel Kern noch fest daran, dass der Online-Marktplatz ein Erfolg werden kann. „Die Einzelhändler wissen, dass es nicht nur während des Lockdowns wichtig ist, mit einem Shop im Internet vertreten zu sein“, sagt er. Aus den vielen Gesprächen, die er selbst und Erwin Bachmann, der im Auftrag der Stadt neben dem Leerstandsmanagement jetzt auch für die Online-Plattform
wirbt, geführt haben, weiß er, dass ein grundsätzliches Interesse zur Teilnahme schon vorhanden sei. „Das die meisten den letzten Schritt jetzt noch nicht getan haben, hat vielfältige und oft sehr individuelle Gründe“, sagt er.
Wie sein Pfullendorfer Amtskollege Bernd Mathieu geht er davon aus, dass nach und nach weitere Teilnehmer dazukommen. „Die Vorteile liegen einfach auf der Hand“, sagt Mathieu. Die Händler einer Stadt könnten gemeinsam im Internet auftreten, dort aber nicht nur Kunden aus ihrer eigenen Stadt und der Region, sondern dank des Konzepts des Anbieters Locamo auch in ganz Deutschland erreichen. Dass dies funktioniere, würden Plattformen wie in Friedrichshafen oder Herzogenaurach zeigen. „Auch der Kabinettsausschuss Ländlicher Raum zählt die Einrichtung von lokalen Online-Marktplätzen zu den wirtschaftsstärkenden und zukunftsweisenden Maßnahmen“, so Mathieu.
Dass der Kooperationspartner Locamo von den Händlern auch eine Verkaufsprovision erhält, die je nach Produktkategorie zwischen drei und neun Prozent vom erzielten Preis variiert, halten die Wirtschaftsförderer nicht für problematisch. „Wenn man das mit den Gebühren anderer Plattformen wie Amazon, Ebay oder Zalando vergleicht, sind diese eher teurer“, sagt Manuel Kern. „Das sollte die Einzelhändler nicht abschrecken.“Er findet, dass sich die Teilnahme auch lohnt, wenn ein Geschäft bereits einen eigenen Internetauftritt hat. „Das Portal ist suchmaschinenoptimiert und selbst wer die Shopfunktion nicht nutzen möchte, kann seine Homepage mit dem Portalprofil verknüpfen und so Kunden auf seine Seite locken.“
Neben weiteren Gesprächen sollen nun auch die Kunden in den Fokus rücken. Mit Flyern und Plakaten sollen die beiden lokalen Portale bekannter gemacht werden.