Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Lesser & Co. siegen
Die deutsche Biathlonstaffel feiert in Nove Mesto den ersten Sieg seit vier Jahren
NOVE MESTO (dpa) - Bei der WM war Erik Lesser noch am Boden zerstört, doch 13 Tage nach seinem persönlichen Waterloo bejubelte er den ersten deutschen Staffelsieg seit mehr als vier Jahren: Auch dank einer hervorragenden Leistung des 32-jährigen Startläufers haben die deutschen Biathleten beim Weltcup in Nove Mesto groß aufgetrumpft und die Konkurrenz düpiert. Lesser und die ebenfalls starken Benedikt Doll, Arnd Peiffer und Philipp Nawrath leisteten sich am Freitag nur fünf Nachlader und distanzierten Russland um 1:21,7 Minuten, Rang drei ging an Weltmeister Norwegen trotz drei Strafrunden.
Nach dem WM-Debakel mit Platz sieben freute sich auch Bundestrainer Mark Kirchner über den ersten deutschen Staffelsieg seit dem 21. Januar 2017 in Antholz. „Es ist vier Jahre her, da hat so ein Sieg immer eine besondere Bedeutung, weil wir ein paar Problemchen hatten. Wenn man so souverän gewinnt, ist es Balsam für das Team und hat eindrucksvoll bewiesen, was für ein Potenzial in der Mannschaft steckt“, sagte er.
Als Nawrath in seiner erst dritten Weltcup-Staffel die letzten fünf Schuss ins Ziel gebracht hatte, fielen sich Lesser und Peiffer in die Arme. Besonders bei Lesser war die Erleichterung groß, nachdem er bei der WM in Pokljuka als Startläufer einen unfassbaren Einbruch erlebte und verantwortlich für Platz sieben war.
Auferstehung, Wiedergutmachung? Für Lesser nichts von beidem. „Ich habe von Anfang an gespürt, dass heute was drin ist“, sagte er. In Slowenien hatte Lesser, der in seiner langen Karriere häufig seine Comeback-Qualitäten unter Beweis stellen musste, noch die schlechteste WM seiner Karriere abgeliefert.
Danach kam Kritik auf. Doch Lesser wusste: Er hatte zum ungünstigsten Zeitpunkt seinen schlechtesten Tag erwischt. „Ich wusste ja, dass es nicht meine normale Leistung war. Ich bin froh, dass es nicht so war wie in Pokljuka. Aber es wäre auch schwer gewesen, das zu wiederholen“, sagte der 32-Jährige. In Tschechien war der Thüringer in Topform: Liegend räumte er in 21,5 Sekunden alle fünf Scheiben ab, stehend brauchte er zwar zwei Nachlader – übergab aber dennoch mit 3,9 Sekunden auf Doll als Erster.
Am letzten Anstieg ging Lesser sogar am viermaligen Pokljuka-Weltmeister Sturla Holma Laegreid aus Norwegen vorbei. „Heute lief wieder alles ganz normal, dann kann ich auch dem Gesamtweltcup-Zweiten mal zeigen, dass ich am Anstieg nicht so schlecht bin“, sagte er: „Das, was letzte Runde passiert, wird hoffentlich jetzt wieder Normalität werden.“Die gute Vorgabe nutzte Doll und überzeugte mit nur einer Extra-Patrone am Schießstand, Nawrath vollendete.