Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Nächste Pleite für Klopp
Während Chelsea unter Tuchel im Aufwind ist, könnte Liverpool die Königsklasse verpassen
LIVERPOOL (SID) - Jürgen Klopp stand geknickt am Rasen des Selbstbedienungsladens Anfield und zuckte mit den Schultern. „Es war ein schwerer Schlag“, sagte der Teammanager des FC Liverpool nach der nächsten Enttäuschung in der Premier League. Das 0:1 (0:1) gegen den FC Chelsea mit seinem deutschen Trainerkollegen Thomas Tuchel nervte ihn.
„Wenn wir diese Spiele verlieren, haben wir nicht das Recht, in die Champions League einzuziehen“, sagte Klopp. Während Tuchels Chelsea auf Rang vier die Königsklasse fest ins Visier nimmt, gerät der Titelverteidiger auf Platz sieben mit vier Zählern Rückstand auf die Blues immer mehr ins Hintertreffen.
Der Meister ist schwer angezählt, Platz eins längst abgehakt – nicht einmal die einst fast uneinnehmbare Festung Anfield gibt mehr Sicherheit. Die Niederlage durch das Tor von Mason Mount (42.) war die fünfte Heimpleite in Serie. Das gab es in der Geschichte des Traditionsclubs noch nie. „Leider können wir nicht sagen, dass das nur zu Hause so ist. Das hat nichts mit Anfield zu tun, es passiert allgemein zu oft“, klagte Klopp. Schon am Sonntag (15.00 Uhr/Sky) steht das nächste Heimspiel gegen den FC Fulham an, der Turnaround ist bitter nötig.
Während das Viertelfinale in der Champions League am Mittwoch gegen RB Leipzig (Achtelfinal-Hinspiel 2:0) in greifbarer Nähe ist, setzte es in der Liga in den letzten sechs Partien fünf Niederlagen. Die Verletzungsmisere in der Defensive wiegt schwer, doch auch die Offensive bereitet Sorgen. Aus viel Ballbesitz kreierte Liverpool weder gefährliche Chancen noch Druck. „Unser Problem ist die letzte
Entscheidung, der letzte Pass. Der ist so oft zu kurz, nicht hart genug, nicht überzeugend genug“, sagte Klopp: „Es ist einfach ärgerlich, immer und immer wieder über dieselben Dinge zu reden. Es ist schwierig, aber wir müssen uns durchkämpfen.“
Anders die Stimmungslage bei Tuchel. Mit fünf Punkten Rückstand auf die Champions-League-Plätze hatte er Ende Januar die Nachfolge von Frank Lampard angetreten, nun blieb er mit Chelsea auch im zehnten Spiel ungeschlagen (sieben Siege, drei Remis). Komplimente wollte er dafür nicht hören. „Ich fühle mich geehrt, aber ich reiche die Blumen an meine Spieler und den Club weiter“, sagte der 47-Jährige. Er habe bei Chelsea „sehr viel Talent“und eine „unglaubliche Einstellung“vorgefunden. Der oft gescholtene Timo Werner zeigte als zentrale Spitze eine starke Leistung, auch wenn sein Treffer (24.) wegen Abseits nach Videobeweis zurückgenommen wurde. Dazu ist die Defensive um Nationalspieler Antonio Rüdiger stabil und blieb im dritten Pflichtspiel in Folge ohne Gegentor.