Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Parkbesucher benehmen sich daneben
Im Fürstlichen Park hinterlassen sie Müll und graben Pflanzen aus.
INZIGKOFEN - David Perrone aus Inzigkofen hat es nicht weit in den Fürstlichen Park. Ob Spaziergang mit Hunden oder mit den Kindern an die frische Luft, der Inzigkofer ist quasi jeden Tag dort – und macht dabei beiläufig und zwangsläufig seine Beobachtungen. Eine, die ihn besonders beunruhigt, ist das Verschwinden des Märzenbechers. Und das hat einen Grund.
„Es gibt Orte im Park, da führen regelrechte Trampelpfade zu den Stellen mit den Märzenbechern“, so Perrone. Doch die Blumen dienen den Besuchern wohl nicht nur als beliebtes Fotomotiv, sondern auch als vermeintliche Trophäe für den heimischen Garten. „An unterschiedlichen Stellen im Park ist deutlich zu sehen, dass dort Märzenbecher ausgegraben worden sind“, sagt Perrone, der zudem beobachtet habe, dass die Anzahl der Pflanzen in den vergangenen Jahren merklich abgenommen habe. Eine erschreckende Situation für Perrone: „Wenn man jetzt nichts unternimmt, sehe ich schwarz für die Schönheiten des Parks.“
Im Inzigkofer Rathaus findet man derweil zum Thema deutliche Worte: „Es ist inakzeptabel und verboten, dass auch im Park Märzenbecher ausgegraben werden. Gerade der Naturpark-Ranger oder auch die unglaublich wichtigen ehrenamtlich Tätigen des Schwäbischen Albvereins haben darauf ein waches Auge. Wer erwischt wird, riskiert eine Anzeige und entsprechende Sanktionen“, sagt Bürgermeister Bernd Gombold.
Laut Bernd Schneck, Geschäftsführer des Naturparks Obere Donau, komme es in der Region immer wieder vor, dass Märzenbecher und andere Pflanzen ausgegraben werden. „Wenn man beim Ausgraben erwischt wird, muss man mit einem Bußgeld rechnen, denn der Märzenbecher ist streng geschützt“, erklärt Schneck. Zudem weist er darauf hin, dass es generell nicht ratsam sei, Zwiebelpflanzen (wie der Märzenbecher einer ist) während der Blütephase auszugraben und umzusiedeln: „Das geht in den meisten Fällen schief“. Statt die Pflanzen auszugraben, zu pflücken oder niederzutrampeln, solle mal „lieber ein bisschen mehr Rücksicht bei Spaziergängen walten lassen“, so Schneck, der ergänzt: „Es ist doch ein Jammer, wenn man anderen den Naturgenuss nimmt.“
Während seiner Touren durch den Park hat Perrone aber auch noch andere Entdeckungen gemacht und ist in der Folge selbst tätig geworden. „Irgendwann war mir das zu viel mit dem ganzen Müll“, sagt Perrone. Also habe er kürzlich damit begonnen, im Park Müll zu sammeln. „Innerhalb eines Tages waren drei Tüten Müll voll. Darin auch die vielen Taschentücher der unschönen Hinterlassenschaften“, so Perrone, der verstehen kann, dass Besucher sich für den Park interessieren. Doch für das Verhalten einiger habe er kein Verständnis.
Ähnlich sieht das auch Bürgermeister Gombold: „Wie in vielen Bereichen gibt es auch bei den Besuchern einige wenige unverantwortliche Zeitgenossen, denen vieles egal ist. Das fängt bei den Müll-Ferkeln an und hört beim rücksichtslosen Parken auf. Ein gebrauchtes Taschentuch, eine ausgetrunkene Flasche oder eine leere Verpackung vom Mittagsimbiss sind doch bei Gott nicht so schwer, als dass man dies nicht wieder mit nach Hause nehmen könnte. Da braucht es keine öffentlichen Mülleimer, die wiederum auf Kosten der Allgemeinheit geleert werden müssen.“Zudem glaubt Gombold, dass „bestimmt auch Zivilcourage hilft: Wenn jemand sieht, dass andere einfach Abfall wegwerfen, ist sicherlich auch die höfliche, aber direkte Ansprache auf das Fehlverhalten am wirkungsvollsten.“
Laut Gombold sind es „leider wieder die verantwortungsvoll und ehrenamtlich Tätigen, die den Müll von anderen auflesen müssen.“Damit künftig weniger achtlos weggeworfen wird, suche die Gemeinde derzeit für den „Gemeindevollzugsdienst einen Mitarbeitenden im Streifendienst, der künftig nicht nur den Parkverkehr überwacht und Parkverstöße ahndet, sondern auch sonstige Ordnungsaufgaben wahrnimmt. Dazu zählen auch Rundgänge im Park und sonst wo, um den Müll-Sündern auf die Schliche zu kommen“, so der Bürgermeister.