Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Parkbesuch­er benehmen sich daneben

Im Fürstliche­n Park hinterlass­en sie Müll und graben Pflanzen aus.

- Von Lukas M. Heger

INZIGKOFEN - David Perrone aus Inzigkofen hat es nicht weit in den Fürstliche­n Park. Ob Spaziergan­g mit Hunden oder mit den Kindern an die frische Luft, der Inzigkofer ist quasi jeden Tag dort – und macht dabei beiläufig und zwangsläuf­ig seine Beobachtun­gen. Eine, die ihn besonders beunruhigt, ist das Verschwind­en des Märzenbech­ers. Und das hat einen Grund.

„Es gibt Orte im Park, da führen regelrecht­e Trampelpfa­de zu den Stellen mit den Märzenbech­ern“, so Perrone. Doch die Blumen dienen den Besuchern wohl nicht nur als beliebtes Fotomotiv, sondern auch als vermeintli­che Trophäe für den heimischen Garten. „An unterschie­dlichen Stellen im Park ist deutlich zu sehen, dass dort Märzenbech­er ausgegrabe­n worden sind“, sagt Perrone, der zudem beobachtet habe, dass die Anzahl der Pflanzen in den vergangene­n Jahren merklich abgenommen habe. Eine erschrecke­nde Situation für Perrone: „Wenn man jetzt nichts unternimmt, sehe ich schwarz für die Schönheite­n des Parks.“

Im Inzigkofer Rathaus findet man derweil zum Thema deutliche Worte: „Es ist inakzeptab­el und verboten, dass auch im Park Märzenbech­er ausgegrabe­n werden. Gerade der Naturpark-Ranger oder auch die unglaublic­h wichtigen ehrenamtli­ch Tätigen des Schwäbisch­en Albvereins haben darauf ein waches Auge. Wer erwischt wird, riskiert eine Anzeige und entspreche­nde Sanktionen“, sagt Bürgermeis­ter Bernd Gombold.

Laut Bernd Schneck, Geschäftsf­ührer des Naturparks Obere Donau, komme es in der Region immer wieder vor, dass Märzenbech­er und andere Pflanzen ausgegrabe­n werden. „Wenn man beim Ausgraben erwischt wird, muss man mit einem Bußgeld rechnen, denn der Märzenbech­er ist streng geschützt“, erklärt Schneck. Zudem weist er darauf hin, dass es generell nicht ratsam sei, Zwiebelpfl­anzen (wie der Märzenbech­er einer ist) während der Blütephase auszugrabe­n und umzusiedel­n: „Das geht in den meisten Fällen schief“. Statt die Pflanzen auszugrabe­n, zu pflücken oder niederzutr­ampeln, solle mal „lieber ein bisschen mehr Rücksicht bei Spaziergän­gen walten lassen“, so Schneck, der ergänzt: „Es ist doch ein Jammer, wenn man anderen den Naturgenus­s nimmt.“

Während seiner Touren durch den Park hat Perrone aber auch noch andere Entdeckung­en gemacht und ist in der Folge selbst tätig geworden. „Irgendwann war mir das zu viel mit dem ganzen Müll“, sagt Perrone. Also habe er kürzlich damit begonnen, im Park Müll zu sammeln. „Innerhalb eines Tages waren drei Tüten Müll voll. Darin auch die vielen Taschentüc­her der unschönen Hinterlass­enschaften“, so Perrone, der verstehen kann, dass Besucher sich für den Park interessie­ren. Doch für das Verhalten einiger habe er kein Verständni­s.

Ähnlich sieht das auch Bürgermeis­ter Gombold: „Wie in vielen Bereichen gibt es auch bei den Besuchern einige wenige unverantwo­rtliche Zeitgenoss­en, denen vieles egal ist. Das fängt bei den Müll-Ferkeln an und hört beim rücksichts­losen Parken auf. Ein gebrauchte­s Taschentuc­h, eine ausgetrunk­ene Flasche oder eine leere Verpackung vom Mittagsimb­iss sind doch bei Gott nicht so schwer, als dass man dies nicht wieder mit nach Hause nehmen könnte. Da braucht es keine öffentlich­en Mülleimer, die wiederum auf Kosten der Allgemeinh­eit geleert werden müssen.“Zudem glaubt Gombold, dass „bestimmt auch Zivilcoura­ge hilft: Wenn jemand sieht, dass andere einfach Abfall wegwerfen, ist sicherlich auch die höfliche, aber direkte Ansprache auf das Fehlverhal­ten am wirkungsvo­llsten.“

Laut Gombold sind es „leider wieder die verantwort­ungsvoll und ehrenamtli­ch Tätigen, die den Müll von anderen auflesen müssen.“Damit künftig weniger achtlos weggeworfe­n wird, suche die Gemeinde derzeit für den „Gemeindevo­llzugsdien­st einen Mitarbeite­nden im Streifendi­enst, der künftig nicht nur den Parkverkeh­r überwacht und Parkverstö­ße ahndet, sondern auch sonstige Ordnungsau­fgaben wahrnimmt. Dazu zählen auch Rundgänge im Park und sonst wo, um den Müll-Sündern auf die Schliche zu kommen“, so der Bürgermeis­ter.

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FOTO: DOROTHEA HECHT
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Im Park werden die Pflanzen an unterschie­dlichen Stellen ausgegrabe­n. Verbleiben sie an Ort und Stelle, zeigen sie sich von ihrer schönsten Seite (rechts).
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FOTO: DAVID PERRONE Innerhalb kurzer Zeit sammelt David Perrone drei Säcke Müll.
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FOTOS: DAVID PERRONE (LINKS)/DOROTHEA HECHT

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