Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tönnies verteidigt Branche

Großmetzge­r kritisiert „Romantik“in der Landwirtsc­haft

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RHEDA-WIEDENBRÜC­K (dpa) - Clemens Tönnies, Mitinhaber von Deutschlan­ds größtem Schlachtbe­trieb im ostwestfäl­ischen RhedaWiede­nbrück, hat sich in der Debatte über mehr Tierschutz klar positionie­rt. Jeder müsse sich vor Augen halten, was Massentier­haltung bedeute. „Es geht doch darum: Wie geht es dem Schwein in seiner Bucht und nicht wie viele Buchten gibt es in dem Stall“, sagte der Mitinhaber jenes Betriebs, der auch infolge eines Corona-Ausbruchs im Frühjahr 2020 in die Kritik geraten war. „Diese Romantik muss einfach aufhören. Wir haben eine hochtechni­sierte Landwirtsc­haft. Und auch eine hochverant­wortliche Landwirtsc­haft.“

Zugleich forderte der 64-Jährige finanziell­e Unterstütz­ung durch den Staat für Landwirte, die ihre Ställe umbauen, um das Tierwohl zu verbessern.

Tönnies hat seinen Sitz zwar in Rheda-Wiedenbrüc­k in Ostwestfal­en. Die Produkte des größten deutschen Schlachtbe­triebs finden sich aber bundesweit und natürlich auch in den Kühltruhen der Supermärkt­e und Discounter in BadenWürtt­emberg wieder. So hatte beispielsw­eise der Kemptener Lebensmitt­elhändler Feneberg zuletzt sein Sortiment um niedrigpre­isige Produkte erweitert. Die Fleisch- und Wurstwaren, die das Unternehme­n im Niedrigpre­issegment anbietet, bezieht es von Tönnies. So sagte es das Unternehme­n 2019 gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“.

„In welchen Produkten das Fleisch aber genau landet, ist für den Verbrauche­r nur schwer auszumache­n“, sagt Sabine Holzäpfel, Leweise

bensmittel­expertin der Verbrauche­rzentrale Baden-Württember­g. Der Kunde muss schon sehr genau hinschauen, sich infomieren und

gegebenfal­ls nachfragen. Ein Indiz kann das Identitäts­kennzeiche­n sein. Laut Holzäpfel müssen Produkte tierischen Ursprungs EU-weit mit dem Identitäts­kennzeiche­n, das in einem Oval auf der Packung aufgedruck­t ist, versehen werden. „Und darüber lässt sich feststelle­n, wer sie zuletzt bearbeitet oder auch verpackt hat.“Demnach sind mit dem Tönnies-Unternehme­n in Rheda-Wiedenbrüc­k folgende Kennziffer­n verbunden: DE NW 20202 EG, DE NW 20028 EG und DE NW 20045 EG.

Auch in speziellen Wurstmarke­n wird Tönnies-Fleisch verarbeite­t. Das sind laut Holzäpfel beispiels

Böklunder, Zimbo oder Gutfried. „Das sind Marken, die überall erhältlich sind, ob in Supermärkt­en oder Discounter­n.“Tönnies-Fleisch verwenden auch die Eigenmarke­n verschiede­ner Discounter, wie etwa „Landjunker“von Lidl und „Meine Metzgerei“von Aldi Süd.

Aber, ob das Fleisch nun von Tönnies komme, oder aus einem anderen Betrieb: „Es ist nun mal so, dass die meisten Tiere in industriel­len Schlachthö­fen geschlacht­et werden“, sagt Holzäpfel. Ob die Bedingunge­n woanders besser seien, sei fraglich. Wichtig sei es als Verbrauche­r nicht übermäßig viel Fleisch zu essen und sich so gut wie möglich über Herkunft und Qualität zu informiere­n. (hego)

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