Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Im Zyklus der Zeitverschwendung
Mit dem Frühling beginnt naturgemäß ein neuer Zyklus, der wiederum eingebettet ist in einen noch größeren Zyklus, nämlich das Leben. Wie wir unsere irdische Zeit von durchschnittlich 81 Jahren verbringen, ordnen Statistiker in regelmäßigen Abständen für uns ein. Dadurch erfahren wir zum Beispiel, dass wir – alles in allem zusammengenommen – insgesamt lediglich nur acht Jahre arbeiten und 24 volle Jahre schlafen, wobei sich diese erstaunlichen Erhebungen ausdrücklich nicht nur aufs Berufsbeamtentum beziehen.
Zwölf Jahre verbringen wir mit nichts anderem als reden. Ebenso lange glotzen wir in den Fernseher. Mit Autofahren sind wir ungefähr zweieinhalb Jahre beschäftigt. Erfreulicherweise verbringen wir unsere Lebenszeit während rund fünf Jahren mit Essen. Dann bleiben noch etwa 21,5 Jahre übrig, in denen wir all das andere machen, was wir eben so machen. Etwa neun Monate mit den Kindern spielen und noch mal ähnlich lange waschen und bügeln.
Um Missverständnissen vorzubeugen: All diese Dinge übt der Mensch gottlob nicht am Stück aus, sondern natürlich im Wechsel. Die bunt zusammengetragenen Statistiken der Internetseite ergotopia geben allerdings keinen Hinweis, wie lange wir versonnen Löcher in die Luft starren, während wir gar nichts tun. Wobei gar nichts zu tun ja im Grunde auch schon wieder eine Tat ist. Und zwar eine Wohltat. Die Psychologie hat längst herausgefunden, dass wir für die seelische Gesundheit möglichst viel Zeit verschwenden sollten. Darum hören wir jetzt mit Schreiben auf. Genau jetzt. (nyf)
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