Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Durch Schulöffnungen könnten Quarantänefälle steigen
Landesweit häufen sich Corona-Infektionen mit ansteckenderen Virus-Mutationen in Bildungseinrichtungen
STUTTGART - Es bleibt dabei: Die Grundschulen in Baden-Württemberg öffnen am Montag wieder für alle Schüler. Auch in der Unterstufe der weiterführenden Schulen startet der Unterricht im Klassenzimmer für alle mit Maskenpflicht, aber ohne verbindliches Abstandsgebot. Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) hat sich mit diesem Vorgehen trotz Intervention von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) durchgesetzt. Die Zahl der Menschen, die in Quarantäne müssen, könnte dadurch schnell steigen.
Die Kitas sind schon wieder im Normalbetrieb unter Pandemiebedingungen, die Grundschulkinder lernen im Wechsel zu Hause und in der Schule. Landesweit häufen sich Berichte über Infektionsfälle, die zu Schließungen von Bildungseinrichtungen führen. Wie viele es genau sind, teilt das Kultusministerium auf
Anfrage nicht mit. Wegen einer Umstellung der Methode, wie diese Daten erhoben werden, seien diese aktuell noch nicht vollständig und belastbar. Sobald dies der Fall sei, veröffentliche das Ministerium die Zahlen wie im vergangenen Jahr wieder tagesaktuell, erklärt eine Sprecherin Eisenmanns.
Dennoch: Vielerorts haben Bildungseinrichtungen mit dem Coronavirus zu kämpfen. In Achberg im Kreis Ravensburg etwa war die Grundschule geschlossen, nachdem bei einem Kind die südafrikanische Virus-Variante nachgewiesen worden war. Zwischenzeitlich waren 195 Achberger in Quarantäne – mehr als ein Zehntel der Bürger der Gemeinde. Auch in Ehingen im Alb-DonauKreis sind mehrere Einrichtungen betroffen: Nachdem etwa in einer Kita bei drei Kindern die ansteckenderen Virus-Mutationen nachgewiesen wurden, mussten fast 100 Menschen in Quarantäne.
Manche Kommunen widersetzen sich der Vorgabe, Grundschüler und Kinder der fünften und sechsten Klasse zurück in die Schule zu holen. Die Stadt Crailsheim im Kreis Schwäbisch Hall hat die Öffnungen auf die Zeit nach den Osterferien verschoben. Dort war die Zahl der Neuinfektionen nach Ausbrüchen unter anderem in zwei Kitas nach oben geschnellt.
Laut Landesgesundheitsamt sind die „Variants of Concern“, also die besorgniserregenden Varianten des Coronavirus, landesweit bereits für fast 60 Prozent der Ansteckungen verantwortlich. Jede einzelne hat massive Folgen. Um die Ausbreitung der ansteckenderen Virus-Mutationen in Schach zu halten, sieht die Corona-Verordnung des Landes strikte Quarantäne-Regeln vor.
Werden Schüler oder Kita-Kinder positiv getestet, müssen sich sie selbst, ihre engen Kontaktpersonen, direkte Mitschüler oder Kinder aus ihrer Kita-Gruppe sowie alle Menschen aus ihrem Haushalt zu Hause isolieren. Liegt eine Infektion mit dem herkömmlichen Virus – dem sogenannten Wildtyp – vor, können sich die Kontaktpersonen des Kindes frühestens am fünften Tag mit einem PCR-Test freitesten lassen. Liegt eine gefährliche Virus-Variante vor, bleibt die Quarantänepflicht aber für alle 14 Tage lang bestehen.
Bis Donnerstag zankte die grünschwarze Regierung um die Schulöffnungen. In einem Brief an die Kultusministerin hatte Kretschmann am Mittwoch erneut darauf gepocht, dass in den Schulen der Abstand von 1,5 Metern eingehalten werden müsse. Wo dies nicht möglich sei, soll den Schulen der Wechselunterricht gestattet werden. Dem hat die Ministerin eine endgültige Absage erteilt. Bei fast leeren Schulgebäuden sei es möglich, die Schüler zu verteilen. Eine Präsenzpflicht gibt es für Schüler ohnehin nicht.