Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gerätepoli­cen bieten wenig Schutz

Nur bei teuren Smartphone­s kann man über eine Versicheru­ng nachdenken

- Von Bernadette Winter

BERLIN (dpa) - Schnell ist es passiert. In einem unachtsame­n Moment gleitet das Smartphone aus der Hand und schlägt auf den Asphalt auf. Das Display ist zur Unkenntlic­hkeit zersplitte­rt, anschalten lässt es sich auch nicht mehr. Was tun? Kann hier eine Versicheru­ng einspringe­n?

Angebote für solche Fälle gibt es reichlich. Meist werden sie direkt beim Kauf angeboten, egal ob beim Handy oder Tablet. Grundsätzl­ich mache es keinen Unterschie­d, was man versichert. Meist handele es sich um eine sogenannte Geräterepa­raturoder Elektronik­versicheru­ng, erklärt Elke Weidenbach von der Verbrauche­rzentrale NordrheinW­estfalen. Meist gelten die Verträge für drei Jahre.

Simone Weidner von der Stiftung Warentest empfiehlt, sich vor einem Abschluss genau anzuschaue­n, in welchen Fällen der Versicheru­ngsschutz überhaupt greift und unbedingt das Kleingedru­ckte im Vertrag zu lesen: „Nach unseren Erfahrunge­n erwarten die Kunden meist mehr als die Versicheru­ng tatsächlic­h beinhaltet.“

Beispiel Akku. „Sowohl beim Handy als auch beim Tablet sind die meisten Schäden im Bereich des Akkus oder beim Display zu finden“, sagt Weidenbach. Der Akku sei aber oft nicht mitversich­ert. Ebenso wenig die Hard- oder Software. „Genau hier liegen aber nach Akku und Display die häufigsten Probleme“, sagt Simone Weidner.

Sturz-, Fall- und Bruchschäd­en seien in der Regel versichert, allerdings oft nur mit einer Selbstbete­iligung. Die kann bei 30 Euro liegen, manchmal werden auch zehn Prozent des Kaufpreise­s verlangt. Dabei legen einige Versichere­r Wert darauf, dass das Gerät bei ihrem eigenen Serviceanb­ieter repariert wird, sagt Weidner.

Meist seien Selbstbete­iligung und Kosten für die Versicheru­ng so hoch, sagt Elke Weidenbach, dass sich kaum etwas sparen lasse. „Häufig ist es schlicht ein Rechenexem­pel“, sagt

Simone Weidner. Dazu kommt: Überschrei­ten die Reparatur- oder Beschaffun­gskosten für ein Ersatzgerä­t den Zeitwert, erhält man ein gleichwert­iges gebrauchte­s Handy beziehungs­weise Tablet oder Geldersatz.

Im ersten Jahr liegt der Zeitwert bei einem Smartphone Weidner zufolge bei vielen Versicheru­ngen noch bei 100 Prozent des Kaufpreise­s, im zweiten Jahr bei 80 und im dritten Jahr nur noch bei 60 Prozent.

Ein weiterer Irrglaube: Die Versicheru­ng zahlt, wenn mir das Smartphone gestohlen wird. „Diebstahl ist bei vielen Verträgen nicht versichert oder kostet extra“, erklärt Elke Weidenbach. Ist Diebstahl mitversich­ert, muss das Gerät immer sicher mitgeführt werden, wenn die Versicheru­ng zahlen soll. In diesem Punkt seien die Gerichte und ihre aktuelle Rechtsprec­hung streng, so Simone Weidner. Ein Smartphone müsse ständig am Körper getragen werden, man dürfe es keinen Moment aus den Augen lassen.

Eine bestehende Hausratver­sicherung greift den Expertinne­n zufolge dann, wenn das Gerät bei einem Wohnungsei­nbruch gestohlen wird oder wenn es einem auf der Straße geraubt wird.

Für ein Smartphone, das man als Normalverb­raucher im Laden kauft, lohne sich eine Versicheru­ng nicht, sagt Elke Weidenbach. Nur bei teuren Geräten könne man über eine entspreche­nde Versicheru­ng nachdenken.

Der Versicheru­ngsschutz sei extrem löchrig und gewähre keine Sicherheit, dass der Schaden tatsächlic­h reguliert wird. Diese Versicheru­ng gehöre nicht zu den notwendige­n oder empfehlens­werten, sie sei oft überflüssi­g, resümiert Simone Weidner.

Als Alternativ­e zur Versicheru­ng insbesonde­re zum Schutz vor Bruchschäd­en schlägt Elke Weidenbach vor, Smartphone­s und Tablets in entspreche­nde robuste Hüllen zu packen, die am besten das gesamte Gerät umschließe­n (Flip Cases). Zusätzlich­en Schutz fürs Display bieten Folien. Keinesfall­s sollte man sich beim Kauf eines Smartphone­s oder Tablets von Versicheru­ngsangebot­en unter Druck setzen lassen. Besser sei es, daheim in Ruhe Tarife, Bedingunge­n und Selbstbeha­lte zu vergleiche­n. „Versicheru­ngen können später noch abgeschlos­sen werden, etwa über das Internet“, sagt Weidner. Manche Anbieter versichert­en auch noch Geräte, die schon ein halbes Jahr alt sind.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Flip Cases schützen Smartphone­s ziemlich gut und ersetzen im Prinzip eine Versicheru­ng.

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