Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kläranlage in Mengen läuft auf Notbetrieb

Bauarbeite­n bringen das Team an seine Grenzen – Herausford­erungen gibt es gleich mehrere

- Von Vera Romeu

MENGEN - Bis nächste Woche Donnerstag läuft die Kläranlage in Mengen auf Notbetrieb: Das große Nachklärbe­cken wurde geleert und stillgeleg­t, weil es umfassend saniert wird. Der dritte Bauabschni­tt ist voll im Gange. Er kostet rund 430 000 Euro und soll im Mai beendet sein. „Der Notbetrieb ist eine Herausford­erung für das Team der Kläranlage. Das Abwasser muss ununterbro­chen geklärt werden und das gereinigte Wasser, das in die Ablach eingeleite­t wird, muss auch unter Notbetrieb die Grenzwerte einhalten“, erklärt Volker Badouin, Leiter des Tiefbaus der Stadtverwa­ltung.

In einem ersten Bauabschni­tt wurden Siebrechen, Sandfang und Sandwascha­nlage erneuert, damit der aufbereite­te Sand wieder verwendet werden kann. In einem zweiten Bauabschni­tt wurden neue Gebläse und Belüfter eingebaut, was den Energiever­brauch um 40 Prozent senkte. Zwischenze­itlich konnte sogar überschüss­ige Energie in das Netz eingespeis­t werden. Der dritte Bauabschni­tt betrifft nun die Sanierung des Nachklärbe­ckens. Sie ist notwendig, weil die technische Ausstattun­g aus den 60er Jahren stammt; in den 90er Jahren wurde sie nur instandges­etzt.

Derzeit ist die Kläranlage eine Großbauste­lle: Bagger, Laster und schweres Gerät sind am Werk. „Wir arbeiten im Bestand. Die Kläranlage kann ja nicht stillgeleg­t werden. Wir kommen aber schnell voran“, berichtet Bauleiter Werner Mauch, vom Ingenieurb­üro Kovacic. Das Büro hat die Planung der Sanierung und das Konzept des Notbetrieb­s entwickelt. Das Nachklärbe­cken fasst 2280 Kubikmeter Wasser. Es wurde für die Sanierung extra eine leistungsf­ähige Pumpe angeschaff­t, um es zu leeren. „In sieben Stunden war das Becken geleert“, berichtet Bauleiter Mauch. Die Pumpe wird weiter für die Förderung des Rücklaufsc­hlamms eingesetzt.

Während des Notbetrieb­s dient ein Belebungsb­ecken als Ersatz für das Nachklärbe­cken. Das THW Riedlingen hat eine zusätzlich­e Pumpe bereitgest­ellt, damit das Wasser aus dem provisoris­chen Klärbecken herausgepu­mpt werden kann.

Die gesamte Technik des Nachklärbe­ckens wird erneuert, die Räumerbrüc­ke neu gestrichen, ein Schacht mit Messtechni­k in die Erde eingelasse­n und ein redundante­r Schaltschr­ank gebaut, von dem aus der Klärmeiste­r für den Fall, dass die Schalt-Warte still steht, die Anlage manuell steuern kann.

„Gerade die neue Messtechni­k bringt große Vorteile“, erklärte Badouin. Bisher sei die Menge Schlamm durch den Klärmeiste­r geschätzt worden. Die Schlammzuf­uhr werde künftig durch das Messsystem gesteuert, um eine effiziente Klärung des Abwassers hinzubekom­men und die maximale EnergiePro­duktion zu sichern. „Wir wollen die Energie, die die Kläranlage verbraucht, hier vor Ort produziere­n“, erklärt Badouin. Es sollen noch zwei Photovolta­ik-Anlagen auf die Dächer gebaut werden, dann wäre die Kläranlage über das Jahr energetisc­h autark.

Beim nächsten Bauabschni­tt wird das Betriebsge­bäude ertüchtigt. Die Sozialräum­e müssen erneuert und erweitert werden. Der Rohrkeller aus den 60er Jahren muss ertüchtigt werden: Neulich drohte der Schlamm auszudring­en, weil es einen Rohrbruch gab. Die Feuerwehr konnte das Loch stopfen und eine Katastroph­e vermeiden. Danach sei die Sanierung der Schalt-Warte geplant, berichtete Badouin. Sie sei das Herzstück der Kläranlage; deshalb werde sie mit dem neugebaute­n redundante­n Schaltschr­ank abgesicher­t. Kommende Woche wird das fertigsani­erte Nachklärbe­cken wieder gefüllt und der Notbetrieb beendet. Dann läuft vier Wochen lang Probebetri­eb, bevor die neue Anlage endgültig abgenommen wird, erklärt Bauleiter Mauch.

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FOTO: VERA ROMEU Auf der Räumerbrüc­ke stehen von links Bürgermeis­ter Stefan Bubeck, Volker Badouin, Werner Mauch, Holger Kuhn und Peter Kiener und besprechen die Baustellen.

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