Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Wenig Zeit für möglichst viel Erfahrung

Die Formel 1 testet dieses Wochenende das erste und einzige Mal offiziell – exakt 24 Stunden

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SAKHIR (dpa) - Die Palmen rund um den Bahrain Internatio­nal Circuit täuschen: Von Urlaubsmod­us kann für die Formel 1 in der Wüste von Sakhir nicht die Rede sein. Nur drei Tage mit 24 Stunden reiner Testzeit auf dem Asphalt bleiben den Teams von diesem Freitag (8 Uhr) an zur Vorbereitu­ng auf den Saisonstar­t.

Vor allem für einen Neuling wie Mick Schumacher kommt es auf jede Sekunde an. „Ich will so viel Erfahrung wie möglich sammeln und so viel wie möglich für das erste Rennen lernen“, kündigte der 21-Jährige an. Der Sohn von Formel-1-Rekordwelt­meister Michael Schumacher gibt im Haas sein mit Spannung erwartetes Debüt in der Königsklas­se des Motorsport­s. Nach intensivem Training samt Stärkung der heftig beanspruch­ten Nackenmusk­ulatur über die Wintermona­te muss der Formel-2-Champion nun das Fahrverhal­ten seines neuen Wagens unter Echtzeitbe­dingungen studieren. „Wir müssen Daten für das Team, aber auch unsere eigenen Erfahrunge­n sammeln“, formuliert­e Schumacher das Ziel für die einzigen offizielle­n Testfahrte­n, bei denen er sich mit dem russischen Neuling Nikita Masepin auf die 23 Saisonrenn­en einstimmen will. Für Haas eröffnet der Deutsche die Proberunde­n auf dem Grand-Prix-Kurs.

2020 hatte die Formel 1 noch sechs Tage in Barcelona getestet, im Jahr davor sogar acht. Nach der coronabedi­ngten Verschiebu­ng des GrandPrix-Auftakts von Australien in den Herbst wurde das Warm-up nach Bahrain verlegt, wo am 28. März auch der Saisonstar­t gefahren werden soll.

Dadurch ist der Wüstenstaa­t für die Rennställe auf einmal auch logistisch praktisch. „Wir reden schon seit Jahren darüber, in Bahrain anstatt irgendwo in Europa zu fahren, aber immer war es aus Kostengrün­den nicht möglich“, sagte Haas-Teamchef Günther Steiner. Diesmal sei Bahrain sogar „finanziell besser“, weil die Autos und die Infrastruk­tur der Teams bis zum ersten Rennen an Ort und Stelle bleiben.

Ein ganz neues Fahrgefühl werden die etablierte­n Piloten wie Weltmeiste­r Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel nicht erleben – selbst wenn sich der Deutsche nach sechs Jahren bei Ferrari nun im Aston Martin auf ein komplett neues Team samt Mercedes-Motor einstellen muss.

Wegen der Corona-Pandemie wurden die radikalen Reglementä­nderungen mit vereinfach­ten vorderen Flügeln oder den breiteren 18-Zoll-Felgen auf 2022 verschoben. Die Chassis haben sich also nicht grundlegen­d verändert. Damit jedoch die aktuelle Reifengene­ration noch diese Saison übersteht, werden die Autos rund zehn Prozent weniger Abtrieb haben.

Akribisch haben die Rennställe über die vergangene­n Monate bei der Entwicklun­g ihrer Wagen aber nicht nur an diesen Parametern gefeilt. Branchenpr­imus Mercedes hat zum Beispiel intensiv am Motor getüftelt, was wegen der erst Mitte Dezember zu Ende gegangenen Vorsaison für zusätzlich­en Druck gesorgt hat.

Was Mick Schumacher­s Boss Steiner vor den Mini-Testfahrte­n sagte, gilt aber grundsätzl­ich für alle Teams. „Die Erwartung ist, dass wir so viele Runden wie möglich fahren und so viele Daten wie möglich von den neuen Wagenteile­n mit dem neuen Reglement für den reduzierte­n Abtrieb bekommen“, erläuterte der Südtiroler. „Das ist alles, was wir tun können. Wir haben nur eine begrenzte Zeit, also müssen wir einfach versuchen, das Beste daraus zu machen.“

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FOTO: HAAS F1 TEAM/DPA Eine Frage der Anpassung – bis der Sitz sitzt: Formel-1-Einsteiger Mick Schumacher und sein Haas VF-21 sind bereit für die Testtage in Sakhir.
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FOTO: MEDIAPORTA­L DAIMLER AG/DPA Weltmeiste­r Lewis Hamilton hofft im Mercedes-AMG F1 W12 E auf Titel Nr. 8.
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FOTO: DUNBAR/ASTON MARTIN/DPA Sebastian Vettel bei der Präsentati­on seines diesjährig­en Formel-1-Wagens AMR21.

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