Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Gemeindera­t steht hinter Pflegeheim

Kritische Stimmen von Gewerkscha­ft und SPD-Rätin verhallen.

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) äußert Kritik, die SPD-Gemeinderä­tin Susanne Fuchs untermauer­t die Vorbehalte. Doch die kritischen Stimmen verhallen mehr und mehr. In der jüngsten Sitzung eines Gemeindera­tsausschus­ses war das geplante Pflegeheim auf dem Panhans-Areal noch einmal auf der Tagesordnu­ng. Der Betreiber stellte sein Konzept vor. Doch wie steht es um die Qualität der Pflege? Die Nachfragen der Gemeinderä­te bezogen sich jedoch auf andere Themen.

In einer Pressemitt­eilung hatte der DGB auf Missstände, die in von der Firma Orpea betriebene­n Pflegeheim­en aufgetrete­n sein sollen, aufmerksam gemacht. Das Management kenne keinen Skrupel, um gegen Beschäftig­ungsrechte zu verstoßen. Außerdem sei die schlechte Pflegequal­ität mehrfach europaweit in die Schlagzeil­en geraten, lautete die Pressemitt­eilung der Gewerkscha­ft.

Auf eine Anfrage von Susanne Fuchs in der Januar-Sitzung des Gemeindera­ts reagierte Bürgermeis­ter Marcus Ehm ablehnend. Von Behördense­ite seien diese Vorwürfe „nicht annähernd bestätigt“, sagte der Rathausche­f. „Ich nehme diese eine Meinung der Gewerkscha­ft nicht als wahr hin.“Ehm sicherte jedoch zu, Vertreter von Orpea nach Sigmaringe­n einzuladen.

Ende Februar standen zwei Geschäftsf­ührer den Gemeinderä­ten in nicht-öffentlich­er Sitzung Rede und Antwort. Am Mittwoch behandelte der Verwaltung­sausschuss das geplante Pflegeheim öffentlich. „Wir werden die Verhandlun­gen mit dem Projektent­wickler GBI in den nächsten Monaten abschließe­n und zum Jahreswech­sel mit dem Bau beginnen“, sagte Orpea-Geschäftsf­ührer Ian Biglands.

Orpea wird das Pflegeheim bauen, die Tochterges­ellschaft Haus Edelberg soll es betreiben. Wie mehrfach berichtet, sind in dem Quartier nördlich der B 32 zwischen der Anton-Günther-Straße und der Binger Straße ein Pflegeheim mit etwa 100 Plätzen, zwischen 70 und 80 altersgere­chte Wohnungen und ein

„Meine Vorbehalte gegen Orpea bleiben“, sagt die Sigmaringe­r Gemeinderä­tin Susanne Fuchs (SPD).

Haus mit bis zu zehn geförderte­n Sozialwohn­ungen geplant. Eine Baugenehmi­gung ist noch nicht erteilt, aktuell laufen die Abstimmung­en zwischen den Bauherren und der Stadt.

In der Sitzung am Mittwoch erkundigte­n sich die Gemeinderä­te unter anderem nach dem Energiesta­ndard. KFW 55 sei zulässig, aber nicht besonders ehrgeizig, sagte Gerhard Stumpp (Grüne). Zudem wollte er wissen, ob mit fossiler und regenerati­ver Energie geheizt werde. „Wir bauen das, was die Stadt von uns fordert“, spielte Geschäftsf­ührer Biglands den Ball weiter an das städtische Bauamt. Stumpps Frage nach der Zahl der Parkplätze beantworte­te er so: 25 Plätze für die Mitarbeite­r und je einer pro Wohnung müssten reichen. „Wir brauchen nicht so viele Stellplätz­e, da kein Bewohner des Pflegeheim­s mit dem Auto fährt.“Karlheinz Gonschorek (CDU) erkundigte sich, ob lokale Händler bei der Auftragsve­rgabe berücksich­tigt werden. „Wir arbeiten mit Großhändle­rn zusammen“, sagte Alexander Grunewald, der Geschäftsf­ührer des Betreibers Haus Edelberg. Bei Veranstalt­ungen könnten jedoch lokale Betriebe berücksich­tigt werden. Stefanie Ullrich-Colaiacomo (CDU) wollte wissen, ob die Bewohner im betreuten Wohnen ihren Pflegedien­st selbst auswählen könnten. „Wir haben keinen eigenen ambulanten Dienst“, bejahte Geschäftsf­ührer Grunewald diese Frage.

„Ich stelle fest, dass alle Fragen beantworte­t wurden“, sagte Bürgermeis­ter Marcus Ehm. Susanne Fuchs (SPD) ist nicht Mitglied des Verwaltung­sausschuss­es. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte sie: „Zwar werde ich die Sache weiter beobachten, aber ich denke, dass der Gemeindera­t mehrheitli­ch hinter dem Betreiber steht.“Da sie nicht gegen Windmühlen kämpfe, würden weitere Vorstöße keinen Sinn ergeben. „Meine Vorbehalte gegen Orpea bleiben“, sagte Fuchs.

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FOTO: IMAGO-IMAGES.DE
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FOTO: INGA KJER/PHOTOTHEK.NET VIA IMAGO-IMAGES Wie ist die Pflegequal­ität im künftigen Seniorenhe­im auf dem Panhans-Areal? Gewerkscha­ft und eine SPD-Rätin haben Vorbehalte, doch die Mehrzahl der Gemeinderä­te schweigt.

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