Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vom Stadtbaumeister zum Bürgermeister
Stephan Frickinger gewinnt in Leibertingen im ersten Wahlgang
LEIBERTINGEN - Zusätzlich zum Landtag hat die am Südrand der Schwäbischen Alb liegende Heuberggemeinde am Sonntag mit Stephan Frickinger einen neuen Bürgermeister gewählt. Frickinger vereinte von den 1772 Wahlberechtigten 723 Stimmen oder 52,85 Prozent auf sich. Er bedankte sich danach bei seinem Mitbewerber Axel Philipp für einen fairen Wahlkampf. Dieser erzielte 45,25 Prozent oder 619 Stimmen.
Auf die Frage, wie er mit der Niederlage umgehe, antwortete Philipp: „Da der Stimmenunterschied zu Herrn Frickinger nicht sehr groß ist, kann ich gut mit dem Ergebnis leben.“Der Blick auf das vorläufige Endergebnis zeigte, dass Philipp, der im Ortsteil Altheim wohnt, dort 84 der 108 abgegebenen gültigen Stimmen erhalten hat. Auch in
Thalheim lag er, mit 125 Stimmen vorn, sein Konkurrent erhielt aber lediglich eine Stimme weniger. Entscheidende Vorteile holte sich Frickinger mit 157 Stimmen (81 für Philipp) bei den Kreenheinstettern und den 504 Briefwählern, von denen 286 für den 35-jährigen Stadtbaumeister mit noch-Wohnsitz in Wald stimmten.
Der neue Bürgermeister, der mit seiner Frau Nicole im dichten Schneetreiben seinen Wahlsieg vor dem Leibertinger Rathaus entgegennahm, tritt damit in die Fußstapfen von Armin Reitze, der fast 23 Jahre lang die Geschicke der aus vier Teilorten bestehenden Gemeinde geleitet hatte. Reitze hatte aus gesundheitlichen Gründen beschlossen, sich ein Jahr vor Ende seiner dritten Amtszeit aus der Kommunalpolitik zurückzuziehen. „Hätte ich das Gefühl gehabt, ohne diesen Job nicht leben zu können, wäre ich ganz sicher nochmal angetreten“, sagte der scheidende Rathauschef schmunzelnd ob der entsprechenden Frage. Er habe in den fünf Wochen seiner Reha gemerkt, dass es durchaus auch ohne gehe und das wolle er jetzt genießen.
Stephan Frickinger, bisher Stadtbaumeister in Meßkirch, zeigte sich über den Zuspruch der Wähler fast ein wenig überrascht: „Ich muss das erst einmal sacken lassen“. Ein dritter Bewerber für den Rathaussessel war der schon mehrfach bei Bürgermeisterwahlen angetretene Samuel Speitelsbach, der aber die Leibertinger so gar nicht zu überzeugen wusste. Er erzielte gerade mal zwölf Stimmen (0,88 Prozent). Auf sonstige Bewerber, die handschriftlich auf den Wahlzettel hinzugefügt worden sind, entfielen 14 Stimmen oder 1,02 Prozent.
Rathausmitarbeiterin im Bereich Soziales und Dienstbarkeiten, Hildegard Volk, hat zusammen mit Hauptamtsleiter Siegfried Müller, Vorzimmerchefin Evelyn Glockner und Hanna Blänkner, zuständig unter anderem für Pass- und Meldewesen, die Wahlmodalitäten coronagerecht organisiert. Volk gab sich nach dem Ergebnis erleichtert: „Gott sei Dank ist das Ergebnis eindeutig und es gibt keine Stichwahl!“Für die Rathausmitarbeiter und weitere Helfer bedeutet eine Wahl, erst recht eine doppelte, eine Menge zusätzliche Arbeit.
Insgesamt lag die Wahlbeteiligung in der Gemeinde bei 78,1 Prozent. Auf den neuen Rathauschef kommen einige Herausforderungen zu, unter anderem, eine Gemeinde zu führen, die die höchste kommunale Pro-Kopf-Verschuldung des Landkreises Sigmaringen hat.