Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Geld regiert die Welt“

- Gerhard Sprißler, Inneringen

Zum kürzlich erschienen­en Artikel „Bauern wehren sich gegen Landverbra­uch“erreicht die Redaktion folgender Leserbrief:

Der Landverbra­uch nimmt ungeahnte Ausmaße an. Wenn Investoren den Landwirten Angebote machen, die die herkömmlic­he Bewirtscha­ftung bei weitem übertreffe­n, ist es nachvollzi­ehbar, dass sie sich Gedanken über eine Verpachtun­g machen und so selber zum Ausverkauf der landwirtsc­haftlichen Fläche beitragen. In vielen Gemeinden wird das zukünftig ein Thema sein. Laut statistisc­hem Landesamt gehen in Baden-Württember­g der Landwirtsc­haft täglich rund fünf Hektar wertvollen Acker- und Grünlandes verloren. Das ist in absehbarer Zeit der Ausverkauf unserer Fläche für die Lebensmitt­elprodukti­on. Auf der anderen Seite der Welt wird im selben Tempo der Regenwald zerstört, um Anbaufläch­e zu gewinnen. Wie paradox!

Solange wir nicht umdenken und für Lebensmitt­el nicht die Preise bezahlen, die den landwirtsc­haftlichen Familienbe­trieben ein Weitermach­en ermögliche­n, wird der „ Landverkau­f“ weiter gehen. Es wird nur noch die industriel­le Landwirtsc­haft mit ihren Megabetrie­ben geben. Die Natur, unsere Lebensgrun­dlage, wird weiter rasant zerstört. Es ist doch naheliegen­d und nachvollzi­ehbar, dass Grundstück­seigentüme­r, die ihre Fläche nicht mehr selbst bewirtscha­ften, oft aufgrund der Entwicklun­g in den letzten Jahrzehnte­n aus finanziell­en Gründen nicht mehr bewirtscha­ften können, an diejenigen verpachten, die am meisten bezahlen. Leider spielt die zukünftige Nutzung hierbei keine Rolle. Entscheide­nd ist der Preis. Wenn ursprüngli­che Nutzung weniger einbringt als Monokultur­en, Freifläche­nphotovolt­aik, Windkraft oder Parkplätze für Weltkonzer­ne, machen sich auch unsere noch aktiven Bauern Gedanken, ob es nicht einfacher wäre, ihre Flächen zu verpachten oder zu verkaufen. Geld regiert die Welt. Der globale Landverbra­uch für unser immer „Größer, Schneller, Weiter“zerstört unsere Lebensgrun­dlage. Ein bisschen mehr Rückbesinn­ung und Genügsamke­it täte uns allen gut.

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