Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ein Fan holt die alte Arena in die neue Halle
„Sentimentale Erinnerung“auf Videoleinwand des VfB Friedrichshafen – Club plant neue Aktion
FRIEDRICHSHAFEN - Stephan Ullmann hat am Samstag für ein Kuriosum gesorgt. Mit einem ganz simplen Trick holte der Fan des VfB Friedrichshafen die alte Heimatstätte ZFArena ins neue Zuhause Zeppelin Cat Halle A1. Er nutzte dafür die Videoleinwand-Aktion des VolleyballBundesligisten, die es im Rahmen des ersten Play-off-Viertelfinalheimspiels gegen Bühl gab. Ullmann nämlich schaute sich die Partie live vor der alten Heimatstätte an – zumindest erweckte er diesen Anschein, da bei seinen Einblendungen der leuchtende Schriftzug „ZF-Arena“prangte. Es täuschte, so verrückt war der zugezogene Friedrichshafener am Samstag nicht unterwegs. „Es war ein Hintergrundbild, das habe ich mir so gebastelt“, sagte Ullmann, der das Spiel gemütlich in seiner eigenen Wohnung verfolgte.
Dennoch stach er mit diesem Foto bei dieser Aktion heraus und sorgte damit für einen skurrilen Moment beim 3:0-Heimsieg des VfB. „Es war einfach eine sentimentale Erinnerung an die ZF-Arena mit Zwinkern“, berichtete Ullmann im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Vorwiegend ging es ihm aber darum, die Mannschaft mit seiner Teilnahme an der Videokonferenz zu unterstützen. Die Entscheidung, da mitzumachen, traf er ohne langes Überlegen. Als er den Aufruf „Wir brauchen Euch“las, meldete er sich sofort an.
Neben ihm beteiligten sich noch weitere Fans an der Aktion. „Wir hatten um die 70 Anmeldungen“, berichtete Matthias Liebhardt, Teammanager und Pressesprecher des VfB. Etwa die Hälfte war dann am Samstag auch tatsächlich zugeschaltet, Erwachsene wie auch Kinder klatschten öfter aufgeregt in die Hände und zeigten sich angesichts der erfreulichen Zwischenstände in jubelnden Posen. Der Plan, der Mannschaft für die komplizierte Aufgabe einen Schub zu geben, ging auf. Friedrichshafen siegte souverän mit 3:0 und die Videoleinwand-Aktion hatte daran einen nicht ganz unwesentlichen Anteil. „Wir können unseren Spielern ja immer nur sagen, wie viele Menschen im Stream waren. Jetzt haben sie endlich mal gesehen, es schauen sich Leute an“, beschrieb Liebhardt, der eine positive
Reaktion von Außenangreifer Martti Juhkami erhielt. „Für ihn war es zunächst zwar seltsam, aber nach dem Spiel war er begeistert und sagte, dass es ihm einen Push gegeben hat.“
Für die Fans des VfB Friedrichshafen ist es in der nun schon länger anhaltenden Corona-Zeit wenigstens eine Chance gewesen, mal etwas näher dabei zu sein. Die Spiele der Volleyball-Bundesliga fanden bislang komplett ohne Zuschauer statt und demnach durfte der VfB in der neuen Messearena noch keinen einzigen Anhänger begrüßen. Eine bescheidene Situation für die Fans, schließlich könne „eine Übertragung ein Spielerlebnis nicht ersetzen“, meinte Ullmann. Aber sein Interesse am Verein ist nach wie vor sehr hoch. „Ich zittere genauso mit. Das Niveau der Übertragungen auf sporttotal.tv ist auch besser geworden. Ich gucke gerne Volleyball und das macht schon Spaß. Das Feuer und die Leidenschaft sind nicht verloren“, skizzierte der 57-Jährige, der bei Vetter Pharma in Ravensburg als Projektmanager angestellt ist.
In den restlichen Play-off-Heimspielen können es die Häfler Fans erneut auf die LED-Wall in der Zeppelin Cat Halle A1 schaffen. Für sie besteht nämlich die Möglichkeit, mit einem Foto auf der Leinwand vertreten zu sein. „Das kann ein normales Bild sein, ein Jubelbild oder auch ein Bild von der ganzen Familie oder Mannschaft“, sagt VfB-Geschäftsführer Thilo Späth-Westerholt laut Clubmitteilung. Interessierte müssen die E-Mail mit Bild an info@vfbvolleyball senden, danach erhalten sie weitere Informationen. Eine Teilnahme kostet sie einen symbolischen Betrag von 21,30 Euro, der bei der Jugendabteilung des Vereins landet sowie auch dem Projekt „Volleyball macht Schule“zugute kommt. Die Summe richtet sich nach der Situation der Junioren: Im Lockdown hat 213 Tage lang kein Nachwuchsspieler den Ball berührt.
Alle Unterstützer besitzen die Chance auf 50 Volleybälle mit allen Unterschriften der Spieler und zehn Originaltrikots mit Autogrammen des Teams. Späth-Westerholt ist sich sicher, dass diese „gute Sache für alle“auch gut bei den Häfler Fans ankommen wird. So wie bei Stephan Ullmann, der schon die Aktion am vergangenen Samstag begrüßte.