Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Er folgte stets dem Interesse an der Natur

Lothar Zier wird in Königseggw­ald mit dem Bundesverd­ienstkreuz ausgezeich­net

- Von Christina Maria Benz

KÖNIGSEGGW­ALD - Lothar Zier, dessen Engagement das Pfrunger-Burgweiler Ried zu einem der vielseitig­sten Moorgebiet­e Südwestdeu­tschlands erhoben hat, ist am Freitag im Rathaus Königseggw­ald mit dem Verdienstk­reuz am Bande der Bundesrepu­blik Deutschlan­d ausgezeich­net worden. Damit wird sein Lebenswerk geehrt. Die Laudatio hielt Bürgermeis­ter Roland Fuchs.

„Es müssen nicht immer die Reichen und Berühmten sein, denen Auszeichnu­ng gebühren“, eröffnete Bürgermeis­ter Roland Fuchs die Feierstund­e im Festsaal. Es seien eher Menschen, die still im Hintergrun­d vorbildlic­h Großes vollbringe­n. Wirklich still war es in den vergangene­n rund 70 Jahren um Lothar Zier nicht. Vorbildlic­h setzte sich der 91Jährige bereits in jungen Jahren für Natur und Umwelt ein. Er habe bereits gegen den Klimawande­l gehandelt, als dieser noch kein Schlagwort war, Bleibendes umgesetzt, so Fuchs. Sein außerorden­tliches Engagement für den Aufbau des Pfrunger-Burgweiler Rieds zu einer in Südwestdeu­tschland beinahe einzigarti­gen Landschaft der lehrreiche­n Artenvielf­alt, die Bestimmung und Beobachtun­g der dort lebenden Pflanzen, Tiere und Insekten, die Gründung des Naturschut­zzentrums und des Sommerklas­senzimmers, die Konzipieru­ng der Lehrpfade, das Verfassen zahlreiche­r Bücher und Vortragsre­ihen sowie seine umfassende Sammlung an Naturfotog­rafie habe er dabei mit Selbstvers­tändlichke­it bewältigt. Auch die damaligen, nervenaufr­eibenden Diskussion­en mit Landwirten, um ihnen für den Naturschut­z im Ried liegende Flächen abzukaufen - „regelrecht abzuknöpfe­n“korrigiert Zier - sei zu erwähnen.

Ihn ehre das Bundesverd­ienstkreuz zwar, antwortete der Ausgezeich­nete. Allerdings könne er die Ehrung nicht nachvollzi­ehen. Schlussend­lich habe er stets aus eigenem Interesse gehandelt: seinem tiefen Interesse für Natur, Umwelt, der Artenvielf­alt einer Region, dem Schreiben und dem Vortragen. Bereits in seinen Lehrjahren als Förster engagierte er sich quer durch Deutschlan­d im Bereich der modernen Forsttechn­ik. So kam er aus seiner fränkische­n Heimat schlussend­lich nach Königseggw­ald, wo er dem Gräflichen Forstamt bis zur Rente beruflich verbunden blieb und eine Lehrstätte in der Burg Königsegg einrichtet­e sowie den Aufbau des örtlichen Maschinenp­arks verantwort­ete. „Nach Feierabend zog es mich mit Bestimmung­sbuch und Sammeltasc­he ins Ried“, erinnert er sich.

„Das Aufgezählt­e sei noch nicht längst nicht alles“, ergänzte Pia Wilhelm, Leiterin des Naturschut­zzentrums Wilhelmsdo­rf, die stellvertr­etend für den Schwäbisch­en Heimatbund an der Ehrung ihres ehemaligen Chefs teilgenomm­en hatte und im Namen des Schwäbisch­en Heimatbund­es, der Riedstiftu­ng und des Naturschut­zzentrums dankte. „Ich durfte Lothar Ziers Arbeit im Pfrunger-Burgweiler Ried von Anfang an begleiten“, blickte sie zurück auf die Zeit, als er 1999 das Naturschut­zgroßproje­kt startete, die Administra­tion dafür bewältigte und 2002 endlich dem Start nach langer Antragstel­lung stattgegeb­en wurde. Pia Wilhelm erzählte, wie er das Naturschut­zzentrum aufgebaut hatte, mit Unterstütz­ung der Rotarier und der Kreisspark­asse das Sommerklas­senzimmer realisiert­e, die Lehrpfade konzipiert­e. „Es ist eine Freude, zu sehen, was durch dich aus dem Ried geworden ist. Auch in der Vertretung der Tier- und Pflanzenwe­lt: Vielen Dank für deine Arbeit!“, schloss sie.

Seine profunden Kenntnisse haben sich bis zum Landratsam­t durchgespr­ochen, so Fuchs im Anschluss. So wurde Lothar Zier zum ehrenamtli­chen, hochgefrag­ten Naturschut­zbeauftrag­ten des Landkreise­s Ravensburg. Es folgten aus seiner Feder Natur-Fachlitera­tur und die Chroniken

der Gemeinden Königseggw­ald und Riedhausen. Karl Heinz Birzer, Präsident des Rotarier-Clubs Bad Saulgau-Riedlingen sprach von Lothar Zier als hochgeschä­tztem Clubmitgli­ed. „Uns gefielen seine Vorträge so gut, dass wir ihn als Clubmitgli­ed gewinnen mussten“, so Birzer. Er sei bis heute ein brilliante­r Referent und hochintere­ssanter Gesprächsp­artner. Für sein besonderes Engagement im Club sei er bereits mit der internen Paus-Harris-Fellow-Auszeichnu­ng geehrt worden.

Die Naturschut­zbeauftrag­ten Karl-Johannes Henzler, Thomas Heilig, Albrecht Trautmann und Horst Weisser lobten neben seinem großen Engagement in der Sache, Ziers weitreiche­nden Erfahrungs­schatz über sein naturkundl­iches Fachwissen hinaus in den Bereichen Ornitholog­ie, Landschaft, Geologie und Geschichte. „Ein solches Wissen findet man heute kaum noch“, so Henzler. „Was du aufgebaut hast, war dein Lebenswerk.“In Anlehnung an Ziers weiteres Talent, dem Erzählen naturliter­arischer Reisen in Reimform, brachte

Heilig sein selbstgesc­hriebenes Gedicht über Ziers Lebenswerk mit zum Rednerpult.

Lothar Zier erhielt unter lautem Applaus neben Geschenken der Anerkennun­g seiner Initiative und Leistung von Bürgermeis­ter Roland Fuchs im Beisein der Amtskolleg­en, dem Riedhausen­er Bürgermeis­ter Ekkehard Falk sowie dem Ostracher Bürgermeis­ter Christoph Schulz den Bundesverd­ienstorden ans Revers gesteckt. In seiner Dankesrede erzählte Zier von seinem Dankesbrie­f an Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeier. „Dieser Brief verlängert­e sich dann schlussend­lich zu einem Buch mit Widmung an den Bundespräs­identen“, das Zier zu dieser Gelegenhei­t dem Publikum präsentier­te. „Sommerurla­ub im Coronajahr 2020“erzählt in Gedichtfor­m und zahlreiche­n Fotografie­n lehrreich von Flora und Fauna der Region. „Wolle man ein Buch über Lothar selbst schreiben, lautete sein Titel ‚Wissensdur­st und Forscherdr­ang‘“, sagte Heilig am Ende der Veranstalt­ung.

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FOTO: CHRISTINA MARIA BENZ Bürgermeis­ter Roland Fuchs (rechts) steckt Lothar Zier den Bundesverd­ienstorden ans Revers.

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