Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Eine freche Krähe sorgt für Aufsehen
Krick-Krack zieht Kreise bis nach Meßkirch, doch nicht allen gefällt das
LAIZ - Der Sigmaringer Teilort Laiz ist mittlerweile nicht allein dafür bekannt, dass der baden-württembergische Ministerpräsident dort lebt, sondern auch für Krick-Krack. Die Krähe zieht seit Wochen die Aufmerksamkeit auf sich.
Durch einen Artikel in der SZ hat sich der einstige Ziehvater des Tieres gemeldet, der Kontakt wurde hergestellt und schnell war klar: Es ist nicht nur eine Vermutung, sondern eine Tatsache. Bei der Laizer Krähe handelt es sich um den Jungvogel, der von der Krauchenwieser Familie schwer verletzt gefunden und aufgepäppelt wurde. Die Krähe gewöhnte sich an Menschen und fasste Vertrauen. Zudem, so geht es aus einer Pressemeldung der Stadt hervor, sei Krick-Krack innerhalb der Familie auch mit einem Hund groß geworden. Etwa ein Jahr nach dem die Krähe gesund gepflegt wurde, verschwand sie.
In Bingen hatte es sich der Vogel zur Aufgabe gemacht, einen Kindergarten zu besuchen, der Arbeitsstätte von Gabi Müller. Dort trafen die beiden erstmals aufeinander. Trotz der Vorsichtsmaßnahmen durch die Erzieherinnen spielte die Krähe immer häufiger mit den Kindern im Garten und pickte an die Fensterscheiben, um sich bemerkbar zu machen, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Nachdem das Tier sich dennoch nicht vom Besuch abhalten ließ, schlossen sich die Verantwortlichen mit dem Nabu und Jägern in Verbindung. Für Krick-Krack bedeutete das, das Todesurteil. Das wollte Müller aber nicht zulassen. Nach Rücksprache mit ihrem Mann entschlossen sie sich dazu, dem Vogel ein neues Zuhause zu geben, in Laiz (die SZ berichtete). So fing sie die Krähe kurzerhand ein und nahm sie mit, wo sie in den nicht bewohnten Anbau des Hauses einzog.
Seitdem häufen sich die Sichtungen des Vogels und Fotos, die ihn in den sozialen Medien zeigen: Beim Einkaufen in Meßkirch, in Sigmaringen oder gar bei einem Besuch in Luise-Leiniger-Schule. Berührungsängste hat Krick-Krack nicht, dafür aber eine kleine Fangemeinde. So schreiben die Viert- und Fünftklässler: „Im Unterricht an unserer Schule ist heute etwas sehr Aufregendes passiert. Wir waren gerade mit unserem Lehrer Herr Straub beim Lernen und hatten die Fenster wegen Corona zum Lüften geöffnet. Auf einmal saß ein Rabe auf dem Fensterbrett… und schließlich war er im Klassenzimmer. Ein neuer Schüler oder auch Lernbegleiter sozusagen“. Sie beschreiben den Vogel als ein wenig frech, aber „total zahm“. So wollte er den Schülern und dem Lehrer die Stifte mopsen. Auch seine Pflegemutter weist auf diesen Aspekt hin.
Krick-Krack spiele gern, aber sei nicht bösartig. „Bisher wurde keine vorsätzliche Verletzung eines Menschen durch ihn nachgewiesen“, heißt es weiterhin in der Mitteilung der Stadt. Aber, darauf verweist auch Ortsvorsteher Wolfgang Querner im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“, es handle sich um ein Wildtier. Er gibt als Beispiel dafür an, dass es ein natürliches Verhalten des Tieres ist, zum Beispiel in die Löcher eines Fahrradhelmes zu picken, um nach Nahrung zu suchen. Dies rühre daher, dass der Vogel in der freien Natur unter anderem in Astlöchern so nach Essbarem sucht und es findet.
„Die Meinungen sind geteilt, was den Vogel anbelangt“, so Querner. Es habe neben viel Zuspruch auch schon negative Meldungen über Krick-Krack gegeben. Zwei Jugendliche waren im Rahmen des Sport-Homeschoolings joggen. Als sie auf dem Schaukelpfad auf die Krähe trafen, hätten sich die beiden erschrocken. Wohingegen der Vogel durch das Rennen dachte, es sei ein Spiel. So hatte es seine Pflegemutter beschrieben. Die beiden Mädchen flüchteten und informierten ihre Eltern. Es folgte eine Beschwerde.
„Es ist eine ungewöhnliche Situation“, sagt Querner, der auch positiv über die zahme Krähe denkt. So könne es für die Laizer Grundschule doch keinen natürlicheren Biologieunterricht geben, als Krick-Krack. Er selbst habe gesehen, wie Kinder mit dem Vogel spielten und nichts passiert sei. Die Stadt gibt dennoch Tipps, wie sich die Menschen verhalten sollten, zum einen sollte Ruhe bewahrt werden. Hektische Bewegungen sollten vermieden werden, ebenso Versuche, das Tiere zu schlagen. Kinder sollten bei Erwachsenen sein. Zudem wird darauf hingewiesen, den Vogel nicht zu füttern.
Krick-Krack ist mit zwei Ringen beringt, sodass er gut zu identifizieren ist. Das ist wichtig, denn es gibt bereits Sichtungen und Begegungen mit einer Krähe, die zahm sein soll, aber nachweislich nicht KrickKrack war. „Zumindest ein weiterer zahmer, unberingter Rabenvogel ist in Sigmaringen gesichtet worden“, so Querner.
Ob Krick-Krack für immer in Laiz sein Revier aufschlägt, ist unsicher. Etwa mit zwei Jahren werden Krähen geschlechtsreif, gründen eine Familie und verlegen ihr Revier.