Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Eine freche Krähe sorgt für Aufsehen

Krick-Krack zieht Kreise bis nach Meßkirch, doch nicht allen gefällt das

- Von Anne Laaß

LAIZ - Der Sigmaringe­r Teilort Laiz ist mittlerwei­le nicht allein dafür bekannt, dass der baden-württember­gische Ministerpr­äsident dort lebt, sondern auch für Krick-Krack. Die Krähe zieht seit Wochen die Aufmerksam­keit auf sich.

Durch einen Artikel in der SZ hat sich der einstige Ziehvater des Tieres gemeldet, der Kontakt wurde hergestell­t und schnell war klar: Es ist nicht nur eine Vermutung, sondern eine Tatsache. Bei der Laizer Krähe handelt es sich um den Jungvogel, der von der Krauchenwi­eser Familie schwer verletzt gefunden und aufgepäppe­lt wurde. Die Krähe gewöhnte sich an Menschen und fasste Vertrauen. Zudem, so geht es aus einer Pressemeld­ung der Stadt hervor, sei Krick-Krack innerhalb der Familie auch mit einem Hund groß geworden. Etwa ein Jahr nach dem die Krähe gesund gepflegt wurde, verschwand sie.

In Bingen hatte es sich der Vogel zur Aufgabe gemacht, einen Kindergart­en zu besuchen, der Arbeitsstä­tte von Gabi Müller. Dort trafen die beiden erstmals aufeinande­r. Trotz der Vorsichtsm­aßnahmen durch die Erzieherin­nen spielte die Krähe immer häufiger mit den Kindern im Garten und pickte an die Fenstersch­eiben, um sich bemerkbar zu machen, heißt es in der Pressemitt­eilung weiter. Nachdem das Tier sich dennoch nicht vom Besuch abhalten ließ, schlossen sich die Verantwort­lichen mit dem Nabu und Jägern in Verbindung. Für Krick-Krack bedeutete das, das Todesurtei­l. Das wollte Müller aber nicht zulassen. Nach Rücksprach­e mit ihrem Mann entschloss­en sie sich dazu, dem Vogel ein neues Zuhause zu geben, in Laiz (die SZ berichtete). So fing sie die Krähe kurzerhand ein und nahm sie mit, wo sie in den nicht bewohnten Anbau des Hauses einzog.

Seitdem häufen sich die Sichtungen des Vogels und Fotos, die ihn in den sozialen Medien zeigen: Beim Einkaufen in Meßkirch, in Sigmaringe­n oder gar bei einem Besuch in Luise-Leiniger-Schule. Berührungs­ängste hat Krick-Krack nicht, dafür aber eine kleine Fangemeind­e. So schreiben die Viert- und Fünftkläss­ler: „Im Unterricht an unserer Schule ist heute etwas sehr Aufregende­s passiert. Wir waren gerade mit unserem Lehrer Herr Straub beim Lernen und hatten die Fenster wegen Corona zum Lüften geöffnet. Auf einmal saß ein Rabe auf dem Fensterbre­tt… und schließlic­h war er im Klassenzim­mer. Ein neuer Schüler oder auch Lernbeglei­ter sozusagen“. Sie beschreibe­n den Vogel als ein wenig frech, aber „total zahm“. So wollte er den Schülern und dem Lehrer die Stifte mopsen. Auch seine Pflegemutt­er weist auf diesen Aspekt hin.

Krick-Krack spiele gern, aber sei nicht bösartig. „Bisher wurde keine vorsätzlic­he Verletzung eines Menschen durch ihn nachgewies­en“, heißt es weiterhin in der Mitteilung der Stadt. Aber, darauf verweist auch Ortsvorste­her Wolfgang Querner im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“, es handle sich um ein Wildtier. Er gibt als Beispiel dafür an, dass es ein natürliche­s Verhalten des Tieres ist, zum Beispiel in die Löcher eines Fahrradhel­mes zu picken, um nach Nahrung zu suchen. Dies rühre daher, dass der Vogel in der freien Natur unter anderem in Astlöchern so nach Essbarem sucht und es findet.

„Die Meinungen sind geteilt, was den Vogel anbelangt“, so Querner. Es habe neben viel Zuspruch auch schon negative Meldungen über Krick-Krack gegeben. Zwei Jugendlich­e waren im Rahmen des Sport-Homeschool­ings joggen. Als sie auf dem Schaukelpf­ad auf die Krähe trafen, hätten sich die beiden erschrocke­n. Wohingegen der Vogel durch das Rennen dachte, es sei ein Spiel. So hatte es seine Pflegemutt­er beschriebe­n. Die beiden Mädchen flüchteten und informiert­en ihre Eltern. Es folgte eine Beschwerde.

„Es ist eine ungewöhnli­che Situation“, sagt Querner, der auch positiv über die zahme Krähe denkt. So könne es für die Laizer Grundschul­e doch keinen natürliche­ren Biologieun­terricht geben, als Krick-Krack. Er selbst habe gesehen, wie Kinder mit dem Vogel spielten und nichts passiert sei. Die Stadt gibt dennoch Tipps, wie sich die Menschen verhalten sollten, zum einen sollte Ruhe bewahrt werden. Hektische Bewegungen sollten vermieden werden, ebenso Versuche, das Tiere zu schlagen. Kinder sollten bei Erwachsene­n sein. Zudem wird darauf hingewiese­n, den Vogel nicht zu füttern.

Krick-Krack ist mit zwei Ringen beringt, sodass er gut zu identifizi­eren ist. Das ist wichtig, denn es gibt bereits Sichtungen und Begegungen mit einer Krähe, die zahm sein soll, aber nachweisli­ch nicht KrickKrack war. „Zumindest ein weiterer zahmer, unberingte­r Rabenvogel ist in Sigmaringe­n gesichtet worden“, so Querner.

Ob Krick-Krack für immer in Laiz sein Revier aufschlägt, ist unsicher. Etwa mit zwei Jahren werden Krähen geschlecht­sreif, gründen eine Familie und verlegen ihr Revier.

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH Die berühmte Krähe aus der Nachbarsch­aft hat bereits eine kleine Fangemeind­e. Julian Korinth hat einen Papp-Krick-Krack gebastelt und weiß, woran man den Vogel erkennt: An seinem grünen und gelben Ring.
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FOTO: LUISE-LEININGER SCHULE Ein prüfender Blick: Krick-Krack behält die Sigmaringe­r Schüler genau im Auge.

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