Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Sigmaringer müssen auf Luca-App warten
Programm zur Nachverfolgung von Kontakten: Kreis wartet auf Signal aus Stuttgart
SIGMARINGEN (fxh) - Egal ob beim Besuch im Pflegeheim, beim Friseur oder in der Kirche – jedesmal müssen Kontaktdaten hinterlegt werden, in einer Liste oder auf einem Zettel. Doch das geht auch ohne Zettelwirtschaft. Die Luca-App will den Beweis erbringen. Vor allem, wenn – hoffentlich in einigen Wochen – Gaststätten, Kinos oder die Kulturschaffenden wieder öffnen.
Wer ein Lokal betritt, scannt mit seinem Handy einen Code – fertig. Das reicht, um den Besuch zu dokumentieren. Sollte es an dem Ort eine Begegnung mit einem Corona-Infizierten geben, entfällt die bisher aufwendige Nachverfolgung durch das Gesundheitsamt. Die Behörde kann die Daten entschlüsseln und den Nutzer informieren.
Nach vier Wochen, so die AppBetreiber, werden alle Daten wieder gelöscht. Wenn jemand einen Zettel mit seinen Daten ausfüllt, weiß er nicht, ob die Daten sachgerecht vernichtet werden.
„Wir stehen der Luca-App positiv und offen gegenüber“, erläutert das Landratsamt Sigmaringen auf eine Anfrage unserer Zeitung. Trotz des hohen Infektionsgeschehens im Kreis Sigmaringen sei es dem Gesundheitsamt derzeit aber möglich, Kontakte zu rekonstruieren. „Obwohl die Ermittlung von Kontaktpersonen bei uns immer innerhalb von 24 Stunden, meist auch deutlich schneller, funktioniert, sind wir über technische Unterstützung in diesem Bereich dankbar“, schreibt Pressesprecher Tobias Kolbeck auf unsere Anfrage.
Derzeit laufen mit der Luca-App Versuche an mehreren Gesundheitsämtern. Wie berichtet, gehören der Bodenseekreis und der Landkreis Biberach zu den Piloten. Das Land prüfe eine Einführung in allen Gesundheitsämtern in Baden-Württemberg. „Sofern die Voraussetzungen vom Land geschaffen sind, sind wir gerne bereit, die App zu nutzen“, so Kolbeck weiter.
Die Luca-App entwickelt ein Berliner Start-up. SAP-Mitbegründer Hasso Plattner und die Rapper „Die Fantastischen Vier“gehören zu den Förderern. Im Gegensatz zur Corona-App des Bundes ist Luca an die Gesundheitsämter angebunden und die App kann erkennen, wenn Menschen auf der selben Veranstaltung waren. Die Corona-App des Bundes warnt dagegen nur, wenn es einen unmittelbaren Kontakt gegeben hat. Laut Medienberichten werde daran gearbeitet, beide Apps miteinander zu vernetzen. IT-Experten haben Anfang der Woche den „zentralisierten Ansatz“der App kritisiert. Wer die App kontrolliere, könne Daten der Nutzer missbrauchen.
Seit Februar gibt es im Zollernalbkreis einen Impfausweis mit digitaler Funktion: Ausgehändigt bekommen
Impflinge die Plastikkarte im Scheckkartenformat nach der zweiten Impfung im Kreisimpfzentrum Meßstetten.
Darauf hinterlegt sind Name, Impfdatum und Impfstoff. Auf dem Ausweis befindet sich ein Code, der digital eingelesen werden kann. Laut Landratsamt und Softwarefirma ist der Pass sicher und mit dem Datenschutz vereinbar.
Wann übernimmt der Kreis Sigmaringen diese Idee? „Sobald es in Baden-Württemberg einen einheitlichen digitalen Impfausweis gibt, der anerkannt in vielen Bereichen eingesetzt werden kann, möchten wir diesen auch im Kreisimpfzentrum in Hohentengen anbieten. Dieser Ausweis sollte auch international nutzbar sein“, so Kolbeck.
Aktuell werden alle Impfungen im Impfbuch vermerkt, sodass seit Beginn der Impfung jeder einen Nachweis über die Impfung hat. Pressesprecher Kolbeck: „Diese Nachweise könnten wir nachträglich digital ergänzen.“