Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Photovoltaik-Anlage kommt nach Bingen
Im Teilort Hornstein soll in den kommenden Jahren eine Solarinsel entstehen
HORNSTEIN - Der Binger Teilort Hornstein soll eine Photovoltaik-Freiflächenanlage erhalten. Das entschied der Gemeinderat einstimmig in seiner jüngsten Sitzung. Bevor das Gremium zu dem Entschluss kam, stellte Nils Ulbrich von der ENBW das Projekt vor.
Das Unternehmen hatte den Platz in Hornstein bereits auf seine Tauglichkeit hin überprüft und den Kontakt zum Bürgermeister und den Eigentümern gesucht, so Ulbrich. Die Pachtverträge seien über 30 Jahre geschlossen worden. Geplant sind zwei Anlagen, die zusammen etwa sechs Hektar groß sind und in Richtung Süden ausgerichtet werden. Die ENBW gehe davon aus, dass die Anlage eine elektrische Leistung von rund 2,88 Megawatt peak (MWp) erreicht. „Wir wollen leistungsstarke Module einsetzen“, sagt Ulbrich. Diese könnten jeweils auf 420 MWp kommen. Im Jahr sollten so über drei Millionen Kilowattstunden Strom erzeugt werden. Damit, so die Schätzung der ENBW, wäre es möglich, 950 Haushalte zu versorgen. Wobei sich die
Größe auf einen vier- bis fünf-Personen-Haushalt bezieht.
Was das Thema Nachhaltigkeit angeht, so machte Ulbrich deutlich, dass die Anlage rund 2000 Tonnen CO2 einsparen könne. Um ein ähnliches Ergebnis zu erhalten, müsse die Gemeinde rund zwölf Hektar Wald aufforsten. Zudem plane das Unternehmen, die Fläche um die Anlage herum, zu nutzen. „Wir arbeiten mit Schäfern oder Imkern zusammen“, sagt Ulbirch. Es sollen Blühstreifen und Magerwiesen entstehen, führt der Projektentwickler weiter aus. Die Tische, auf denen die Module angebracht sind, sollen einen gewissen Abstand zum Boden haben, damit Kleintiere hindurch laufen können, beschreibt Ulbrich das angedachte Konzept.
Er verwies des Öfteren auf ein ähnliches Konzept der ENBW, das es bereits in Inzigkofen gibt (die SZ berichtete). Für den Bau der Anlage in Hornstein müssten nun aber noch ein paar Hürden genommen werden. Zum einen ist es notwendig, den Bebauungsplan aufzustellen, die Öffentlichkeit einzubeziehen, den Flächennutzungsplan
zu ändern und einen Vertrag mit der ENBW für den Bau der Anlage zu schließen. „Da Photovoltaik-Freiflächenanlagen im Außenbereich nicht privilegiert sind, ist für ihre Errichtung ein Bebauungsplan notwendig“, heißt es in den Unterlagen für die Sitzung. Im Plan wird dann die Fläche ausgewiesen, auf der die PhotovoltaikAnlagen aufgestellt werden sollen. Parallel dazu muss auch der Flächennutzungsplan dem neuen Zweck angepasst werden. Diese Änderung muss dann wiederum beim Gemeindeverwaltungsverband Sigmaringen beantragt werden, so Fetzer in der Sitzung.
In der anschließenden Fragerunde hat sich unter anderem Ratsmitglied Helmut Rummler (CDU) zu Wort gemeldet und sich nach der Trassenführung erkundigt. Ulbrich erklärte, dass es einen Netzverknüpfungspunkt gibt, der vom Stromanbieter zugewiesen wird. Nicht immer sei hier der kürzeste Weg der beste. Es müsse ein Kompromiss zwischen wirtschaftlichen Faktoren und der kürzesten Strecke gefunden werden. Demnach gebe es verschiedene Alternativen, ein genauer Punkt stehe noch nicht fest.
Ein Gutachterbüro hat sich bereits mit den Plänen befasst. So erläuterte ein Mitarbeiter von Gutschker und Dongus, dass es eine „Waldinsellage wie in Hornstein nicht so häufig gibt“. Auch sollte das Gebiet, das momentan als Ackerfläche ausgezeichnet ist, nach der PV-Nutzung wieder seiner ursprünglichen Funktion zurückgeführt werden. Die Module werden etwa 3,5 Meter hoch sein. Gemeinderatsmitglied Wolfgang Müller (Freie Wähler) äußerte seine Zustimmung zum Projekt, wollte aber wissen, ob der Zaun nicht zu dicht am Wald stünde. „Fünf Meter scheinen mir zu gering zu sein“, so Müller weiter. Er sprach an, dass es schwierig für Landwirte und Förster seien könnte, Arbeiten zu verrichten. Diese Aspekte, so Fetzer, werden sicherlich im nächsten Schritt konkretisiert, dann gibt es das Verfahren zur Beteiligung, wo nicht nur Behörden ihre Meinung äußern, sondern auch Privatpersonen. „Wir wollen die Akteure nicht behindern“, ließ Ulbrich von der ENBW verlauten und Bürgermeister Fetzer verwies darauf, dass die Belange auf jeden Fall gehört und beachtet werden.