Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Viel Kritik an Testpflich­t für Unternehme­n

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Ab sofort müssen im Land Berlin die Arbeitgebe­r allen Mitarbeite­rn mindestens zweimal pro Woche einen kostenlose­n Schnell- oder Selbsttest unter Aufsicht anbieten. Die Arbeitnehm­er sind allerdings nicht verpflicht­et, dieses Angebot anzunehmen. Ausnahme: Eine

Testpflich­t gibt es für Verkaufspe­rsonal in Einzelhand­el und Gastronomi­e Mitarbeite­r in Betrieben und öffentlich­en Einrichtun­gen mit direktem Kundenkont­akt.

sowie für

Außerdem darf in privaten und öffentlich­en Büros maximal die Hälfte der Arbeitsplä­tze genutzt werden. Damit ist Berlin das zweite Bundesland mit einer Pflicht. In

Sachsen ist gibt es dies bereits seit dem 22. März. Die Wirtschaft wehrt sich heftig gegen solche Vorschrift­en, über die auch andere Bundesländ­er nachdenken. Mit dem ständigen Androhen einer gesetzlich­en Regelung werde das freiwillig­e Engagement nicht anerkannt, kritisiert­e Arbeitgebe­rpräsident Rainer Dulger. „Ein Testgesetz schafft nicht mehr Schutz, sondern mehr Bürokratie, mehr Kosten, weniger Eigeninita­tive und einen Haufen ungeklärte­r rechtliche­r und organisato­rischer Fragen“, sagte Dulger. Er verwies auf die Selbstverp­flichtung der Wirtschaft. Vor drei Wochen hatten ihre Spitzenver­bände an die Unternehme­n appelliert, den Beschäftig­ten Selbst- und Schnelltes­ts anzubieten. Sie hätten ihre Testanstre­ngungen stark ausgeweite­t, betonte Dulger. Auch für Handwerksp­räsident Hans Peter Wollseifer zeigt „die stetig steigende Zahl von mitmachend­en Betrieben, dass es keine gesetzlich­e Verpflicht­ung zu Testungen braucht“. Er sieht vielmehr die Politik gefordert, für ausreichen­de Mengen von Selbst- und Schnelltes­ts zu vertretbar­en Preisen zu sorgen. Wie viele Unternehme­n tatsächlic­h mitmachen, ist unklar. Vor zwei Wochen ergab eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskam­mertags (DIHK), dass 19 Prozent aller Betriebe ihre Belegschaf­t testen und 28 Prozent in Kürze damit beginnen wollen. Für viele stelle sich die Frage gar nicht, weil sie entweder ausschließ­lich im Homeoffice arbeiten oder sich im Lockdown befinden. Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU) fordert, dass sich mindestens zwei Drittel der Firmen beteiligen. Liebend gerne würde die Wirtschaft dagegen ihre Betriebsär­zte beim Impfen einsetzen. Das Konzept liege vor, betonte Industriep­räsident Siegfried Russwurm im „Tagesspieg­el“. Allein acht der zehn Millionen Industrieb­eschäftigt­en könnten so geimpft werden. (dik)

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